Nach Abstieg & Finanzcrash: Kräftiges Lebenszeichen der Wacker-Fans
Von Christoph Geiler
Eines gleich einmal vorweg. Wenn das wirklich der Abgesang auf einen Fußballverein gewesen sein soll, was, bitteschön, muss sich erst abspielen, wenn es rund um den FC Wacker Innsbruck tatsächlich wieder einmal etwas zu feiern gibt?
Das Heimspiel gegen Horn, das vorletzte in der Bundesliga, war noch einmal ein kräftiges Lebenszeichen der Wacker-Familie. Ein Signal, wie viele Emotionen dieser Traditionsverein trotz aller Wirrungen und Irrungen, trotz aller Pleiten und Pannen, trotz seltsamer Funktionäre und dubioser Investoren zwei Jahrzehnte nach dem letzten Titelgewinn immer noch freisetzen kann.
Als nach dem Schlusspfiff eine Tausendschaft Wacker-Anhänger vom Tivolistadion Richtung Innenstadt marschierte, auf den Straßen der Landeshauptstadt plötzlich die schwarz-grüne Vorrangregel galt und die Autofahrer im Abseits standen, müssen bei älteren Fan-Semestern zwangsläufig Erinnerungen an die erfolgreichen Zeiten des Innsbrucker Fußballs wachgeworden sein, als die Maria-Theresienstraße zur emotionalen Spielwiese der Fans wurde.
Es war ein buntes, farbenfrohes Wacker-Völkchen, das dem Aufruf der Tivoli-Nordtribüne gefolgt war. Der Abend und der Fanmarsch standen unter dem Motto Farbe zeigen, Wacker bleiben und in die singende Masse mischten sich neben Fans auch ehemalige Cheftrainer und Führungsspieler des FC Wacker, aktuelle Vereinsmitarbeiter, Politiker und Wirtschaftstreibende waren zugegen, selbst aus Wien waren wackere Sympathisanten angereist.
Diese Vielfalt war ähnlich bemerkenswert, wie die Reaktion der Anhänger auf den Abstieg aus der Bundesliga. Man hätte es nachvollziehen - aber natürlich keineswegs tolerieren - können, wenn die Enttäuschung über die sportliche Talfahrt bei dem einen oder anderen in Aggression umgeschlagen hätte, aber die Wacker-Fans reagierten mit einer Mischung aus Trotz und Stolz auf alle Unbill, die dem Klub widerfährt.
"Du bist mein Verein, wirst nie alleine sein....", hatten die Anhänger schon während der Partie gegen den SV Horn nimmermüde skandiert. Die einzigen, aber zugegeben: extrem lauten Unmutsäußerungen galten dem aktuellen Präsidenten des FC Wacker, Kevin Radi. Der Schlachtruf "Radi raus!" war in aller Munde und auch kurz vor Mitternacht noch in den Straßenschluchten der Innsbrucker Altstadt zu vernehmen.
Fußball gespielt wurde an diesem Abend übrigens auch. Die Gäste aus Horn feierten einen 3:2-Auswärtssieg. Wenn die Wacker-Fans gerade nicht sangen, wirkte die Szenerie mitunter befremdlich, um nicht zu sagen: apokalyptisch.
Abgesehen von den Journalisten hatte es ein Mann auf die gesperrte West-Tribüne des Tivolistadions geschafft. Mit einer Maske saß er da und verfolgte regungslos das Treiben: Hans Eigenstiller, in den 1970er-Jahren fünffacher Meister mit Wacker Innsbruck, Kapitän, Vereinslegende.
Bizarrer war nur noch der Sound in der Halbzeit. Der Stadion-DJ, der Sinn für schwarzen Humor haben dürfte, entschied sich angesichts der Finanzmisere für....
.... "Banküberfall" von der EAV.