Pucher sei Dank: Wie sich der Aufstieg der Rapid-Talente auszahlt
Von Alexander Huber
Was verbindet die Commerzialbank Mattersburg und das Coronavirus mit der Entwicklung der Talente von Rapid? Mehr als es auf den ersten Blick scheint.
Nachdem die von Martin Pucher geführte Commerzialbank geschlossen wurde, war schnell klar, dass auch der (ebenfalls von Martin Pucher geführte) SV Mattersburg nicht mehr überlebensfähig sein würde. Der Bundesliga kam Anfang August plötzlich ein Fixstarter abhanden – ein Platz drohte freizubleiben. Damit die 2. Liga nicht mit 15 Vereinen ausgetragen werden muss, wurde Rapid der Aufstieg der Talente aus der Regionalliga Ost angeboten.
An sich wurde in Hütteldorf der Aufstieg des auf Platz zwei liegenden Zweierteams in die 2. Liga erhofft. Die Entwicklung der Talente von Red Bull (Liefering), LASK (OÖ Juniors) und Austria (Young Violets) zeigt, dass Spiele auf Profiniveau den späteren Einbau der größten Talente im jeweiligen Profikader erleichtern und oft auch beschleunigen.
Aufstieg ohne Geld
Doch das Coronavirus und die damit verbundenen Maßnahmen haben Rapid als Publikumsmagnet besonders hart getroffen. Das Geld wird knapp und die mit dem Aufstieg verbundenen Mehrkosten (Reisen bis nach Vorarlberg, zusätzlicher Betrieb im Allianz Stadion) fressen in etwa das Budget für eine von Trainer Didi Kühbauer erhoffte Verstärkung im Profikader.
Es wurde eine mutige Entscheidung getroffen: Rapid II steigt auf, das Team (das als U-21 durchgehen würde) wird aber nicht verstärkt.
Nicht alle sind überzeugt. Trainer Zeljko Radovic tritt knapp vor Saisonbeginn zurück, der bisherige Talentemanager Steffen Hofmann übernimmt.
Zweite Zwangspause?
Jetzt, nach dem neuerlichen Lockdown aufgrund der stark steigenden Corona-Zahlen, zeigt sich, dass der Aufstieg Gold wert war. Wie erwartet läuft es sportlich holprig: Tabellenplatz 15.
Aber, und das ist das Wichtigste: Es wird weitergespielt, während die Ostliga (gilt als Amateurfußball) erneut aussetzen muss. Ohne Aufstieg hätte Rapid II vom Ausbruch der Pandemie Anfang März bis zum erhofften Frühjahrsstart der Ostliga 2021 in einem vollen Jahr nur zehn (!) Wochen lang Ligaspiele austragen können.
Fordern und Fördern
Diverse Analysen (auch beim ÖFB) zeigen, dass es besonders für Talente an der Grenze zum Erwachsenenfußball wichtig ist, regelmäßig in Spielen auf möglichst hohem Niveau gefordert und gefördert zu werden. Eine zweite Zwangspause hätte die grünen Hoffnungsträger weit zurückgeworfen. Vermutlich auch im Verhältnis zu den weiter kickenden Talenten von Salzburg, LASK und Austria.
Dass viele Talente neben den erlaubten Akademie-Spielen auch in der 2. Liga weiterspielen können, erfreut die ÖFB-Nachwuchsteamchefs und in weiterer Folge U-21-Teamchef Werner Gregoritsch: Nur in wenigen Ländern ist das trotz Corona möglich.