Baustellen in Bayern: Interner Streit und "Bilanz des Schreckens"

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Baustellen in Bayern: Interner Streit und "Bilanz des Schreckens"

Meister FC Bayern München ist es vorbehalten, an diesem Freitag die Jubiläumssaison (60) der deutschen Bundesliga zu eröffnen. Doch selten einmal ist der deutsche Rekordchampion mit so vielen Problemen und Sorgen in ein Spieljahr gestartet. Vor dem Auftakt in Bremen tun sich bei den erfolgsverwöhnten Bayern einige Baustellen auf.

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  • Der Trainer

"Ich habe keine Lösung. Das ist erschreckend." Mit diesen Worten kommentierte Thomas Tuchel die 0:3-Abfuhr vor einer Woche im Supercup gegen RB Leipzig. Der Coach wirkte völlig ratlos, unsouverän und sorgte mit seinem befremdlichen Interview nach Schlusspfiff allerorts für Irritationen.

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Sky-Experte und Ex-Bayern-Star Didi Hamann kam zum Schluss: "Die Mannschaft ist zerstritten. Oder: Die Mannschaft hat ein Problem mit dem Trainer. Dass Tuchel sie an den Pranger gestellt hat, kam dort bestimmt nicht gut an."

Nicht nur die Stimmungslage spricht gegen Thomas Tuchel, der Ende März Julian Nagelsmann abgelöst hatte. Die Zahlen sind ebenfalls ernüchternd, die Münchner Abendzeitung schreibt gar von einer "Bilanz des Schreckens".

In 13 Pflichtspielen unter Tuchel kassierten die Bayern fünf Niederlagen, von allen Trainern des deutschen Rekordmeisters hatte nur der Däne Sören Lerby (1,18) einen niedrigeren Punkteschnitt als Tuchel (1,54).

  • Der Torhüter

Seit dem Jahr 2011 ist Manuel Neuer die unumstrittene Nummer 1 in München. In die Saison startet der Startormann aber wieder nur als Zuschauer. Neuer ist nach seinem Unterschenkelbruch, den er sich im Dezember 2022 bei einer Skitour zugezogen hat, noch nicht auf der Höhe. Deshalb steht am Freitag in Bremen Sven Ulreich im Tor. Wann und ob Manuel Neuer wieder zurückkehren wird, ist unklar. Die große Zukunft wird er beim FC Bayern nicht mehr haben, Neuer wird 38, die Tormannfrage wird die Bayern während dieser Saison begleiten.

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  • Die Teamspieler

Was auf Thomas Tuchel zutrifft, das passt deckungsgleich auch zu Hansi Flick. Der Bundestrainer sieht sich ebenfalls mit Kritik, Skepsis und einer verheerenden Bilanz konfrontiert. Das Nationalteam hat nur vier der letzten 16 Partien gewonnen, Unruhe und Sorge sind riesig knapp ein Jahr vor der Heim-Europameisterschaft. Das Problem der deutschen Nationalmannschaft ist auch ein Problem des FC Bayern.

Mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry, Thomas Müller, Leroy Sané, Jamal Musiala und Goalie Neuer stehen sieben Nationalspieler beim Rekordmeister unter Vertrag. Einigen von ihnen bleibt in München freilich nur die Reservistenrolle. Über kurz oder lang wird der Ruf laut werden, den deutschen Teamspielern im Sinne der Nationalmannschaft zu Spielpraxis zu verhelfen.

  • Die Machtfrage

Der Generationswechsel in der sportlichen Führung des Vereins, den der FC Bayern eigentlich schon vollzogen hatte, wurde ad absurdum geführt. Nach dem Gewinn des Meistertitels im Mai mussten Oliver Kahn (Vorstandsvorsitzender) und Hasan Salihamidzic (Sportvorstand) gehen, die honorigen Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß übernahmen wieder das Kommando.

Mit 1. September beginnt Christoph Freund als Sportdirektor. Die Unruhe wird bleiben, denn Hoeneß und Rummenigge sind es gewohnt, das Sagen und das letzte Wort zu haben.