Sturm gewinnt den Schlager gegen Salzburg
Von Harald Ottawa
Eine alte Fußballer-Weisheit wird derzeit in Graz aus dem Antiquitäten-Kammerl hervorgeholt: Wenn man ein Tor mehr als der Gegner erzielt, darf man sich zum Sieg gratulieren lassen.
Die kickenden Angestellten des SK Sturm setzten auf diese Weisheit, im sechsten Spiel gab es den sechsten Sieg und sechsten Erfolg mit einem Tor Unterschied. An einem drückend heißen Nachmittag wurde Meister Salzburg mit 1:0 nach Hause geschickt. Es war gleichsam auch die erste Saisonniederlage für die Bullen.
6. Runde:
Sturm - Salzburg | 1:0 (0:0) | |
Altach - Mattersburg | ||
Admira - Austria | ||
Bereits am Samstag: | ||
Rapid - LASK | 1:0 (1:0) | |
WAC - St. Pölten | 2:1 (0:1) |
Ein Hauch von großen Zeiten war spürbar in der Merkur-Arena. Dafür sorgten schon vor dem Startschuss des eigentlichen Hauptakts die Fans mit eindrucksvollen Choreografien. Blieb es also bei Sturm, die gute Laune auf den ausverkauften Rängen aufrecht zu erhalten. Es dauerte aber lange, bis sich die Teams bei hohen Temperaturen auf Betriebstemperatur spielten. Die ersten 19 Minuten waren demnach ereignisärmer als ein Nachmittag auf der benachbarten Südautobahn. Die erste gute Chance hatte dann Gulbrandsen, der sogar ins Tor traf – zuvor erkannte das Schiedsrichterteam aber fälschlicherweise eine Abseitsstellung.
Alarm
Sturm marschierte voran ohne den letzten zwingenden Pass, die Salzburger verwalteten die Bälle geschickt, ließen aber dennoch eine Alar-Chance zu. Ein Schuss von Maresic, den Alar noch abfälschte, verfehlte nur knapp das Tor. Nach 27 Minuten hatten auch die Salzburger durch Wolf die erste Chance. Die erste wirklich flüssige Aktion war die Trinkpause nach 28 Minuten. Röcher konnte nach Wiederbeginn bei einem Getümmel gerade noch zur Ecke klären. Auch auf der anderen Seite ging’s rund: Hierländers Kopfball ging knapp daneben, nachdem Goalie Walke seinen Kameraden Ulmer (Verdacht auf Gehirnerschütterung) gerammt hatte.
Sturm war nach der Pause zunächst aktiver im Spiel nach vorne, Lovric schlenzte den Ball aber knapp über das Tor, auch Röcher hatte noch eine Chance. In der 52. Minute stand die Merkur-Arena Kopf. Deni Alar tankte sich durch und bezwang Walke.
Die Grazer zogen sich danach etwas zurück, lauerten auf Konter. Es entwickelte sich immer mehr ein hochklassiges Bundesliga-Spiel. Alar hätte die Chance auf den zweiten Treffer gehabt, schoss aber zu überhastet und daneben. Auf der anderen Seite hatten der eingewechselte Haidara und Farkas den Ausgleich auf den Füßen. Bei einem sehenswerten Schuss von Haidara musste sich Siebenhandl strecken. Es blieb beim 1:0, weil vor allem Salzburg noch Chancen vernebelte. "In der zweiten Hälfte sind wir leider ein bisserl eingegangen", gestand Philipp Huspek.
Sturm führt nun fünf Punkte vor Meister Salzburg. Aber aufgepasst: Im Herbst des Vorjahres betrug der Vorsprung einmal sogar schon sieben Punkte. Alexander Walke zieht noch einen Vergleich: "Wir haben hier zu Saisonbeginn auch verloren. Und wurden Meister." Sturm-Trainer Franco Foda übt sich weiter in Demut: "Es war ein enges Spiel, das wir richtig einordnen." Salzburg-Trainer Marco Rose freut sich "auf die Länderspielpause."
Tabelle:
1. | SK Sturm Graz | 6 | 6 | 0 | 0 | 14:8 | 6 | 18 | |
2. | Red Bull Salzburg | 6 | 4 | 1 | 1 | 14:4 | 10 | 13 | |
3. | Austria Wien | 6 | 3 | 1 | 2 | 12:10 | 2 | 10 | |
4. | WAC | 6 | 3 | 0 | 3 | 6:6 | 0 | 9 | |
5. | LASK Linz | 6 | 2 | 2 | 2 | 6:4 | 2 | 8 | |
6. | Rapid Wien | 6 | 2 | 2 | 2 | 11:10 | 1 | 8 | |
7. | SCR Altach | 6 | 2 | 1 | 3 | 5:6 | -1 | 7 | |
8. | FC Admira | 6 | 2 | 0 | 4 | 9:15 | -6 | 6 | |
9. | SV Mattersburg | 6 | 1 | 2 | 3 | 6:9 | -3 | 5 | |
10. | SKN St. Pölten | 6 | 0 | 1 | 5 | 5:16 | -11 | 1 |
Graz, Merkur Arena, 15.124, SR Schörgenhofer
Tor: 1:0 (52.) Alar
Sturm: Siebenhandl - Koch, Maresic, Lykogiannis - Hierländer, Lovric (74. Jeggo), Zulj, Potzmann - Huspek (79. Schoissengeyr), Alar (85. Zulechner), Röcher
Salzburg: Walke - Lainer, Pongracic, Caleta-Car, Ulmer (46. Farkas) - Samassekou - Yabo (60. Haidara), Wolf, V. Berisha - Gulbrandsen (79. Daka), Dabbur
Gelbe Karten: Lykogiannis, Zulj, Hierländer bzw. Wolf, Pongracic, Haidara, Caleta-Car
Franco Foda (Sturm-Graz-Trainer): "Wir können den Sieg richtig einordnen und freuen uns auf die nächsten Aufgaben. Die Jungs haben sich jetzt drei freie Tage verdient. Es war eine sehr intensive Partie, wir haben es in der ersten Hälfte taktisch sehr gut gemacht, waren kompakt und haben gut über die Flügel angegriffen. Die Führung haben wir durch eine aggressive Balleroberung erzielt. Als Salzburg das Tempo erhöht hat, waren wir zu passiv und haben nicht so gut gegen den Ball gearbeitet. Zum Schluss gab es noch einige enge Situationen. Solche Spitzenspiele werden durch Kleinigkeiten entschieden."
Marco Rose (Salzburg-Trainer): "Wir haben Sturm in der ersten Hälfte zu viel gestattet und es in der zweiten Hälfte besser gemacht. Nach dem Gegentor haben wir alles versucht, um das Spiel noch zu drehen. Heute mussten die Jungs in einem Kochtopf agieren und haben ein flottes Spiel abgeliefert. Es gibt viele ernstzunehmende Konkurrenten um den Titel, Sturm ist einer davon. Wir werden weiter unsere Ziele verfolgen. Wichtig ist es jetzt, dass wir uns ein paar Tage erholen können."