Rangnick fordert "Heavy Metal statt langsamer Walzer"
Der Auftakt in die Nations League ist mit einem 1:1 in Slowenien und einem 1:2 in Norwegen im September in die Hose gegangen. So weit kein Beinbruch, denn schon in dieser Woche hat man die Chance auf Wiedergutmachung. Gegen Kasachstan (Donnerstag) und Norwegen (Sonntag) gibt es in Linz die Chance auf Wiedergutmachung.
Dass es dazu einen anderen Auftritt benötigt als zuletzt, ist auch dem Teamchef klar. Allerdings: Von einer Planänderung in Sachen Spielidee will Ralf Rangnick nichts wissen. Auch dass nach den beiden Partien im September in erster Linie das zum Teil ideenlos wirkende Spiel im eigenen Ballbesitz in die Kritik geraten ist, bringt Rangnick nicht ins Grübeln.
Schon auswärts gegen Norwegen (55 Prozent) und in Slowenien (62) hatte Österreich öfter den Ball als der Gegner. Dieser Prozentsatz wird sich in den beiden bevorstehenden Heimspielen womöglich noch einmal erhöhen. Ein behutsames Ausspielen des Gegners interessiert Rangnick aber deshalb nicht. Er will auch weiterhin lieber wie ein Außenseiter spielen als wie ein Favorit. „Wir werden den Teufel tun und uns nur überlegen, wie wir im eigenen Ballbesitz besser werden“, sagt der Deutsche und bleibt seiner Linie, seiner etablierten Spielidee vom aggressiven Attackieren und schnellen Umschalten treu. „Unser Spiel steht und fällt mit der Intensität und der Aggressivität, egal ob wir den Ball haben oder der Gegner.“
Das werde er den Spielern in den nun bevorstehenden zwei Trainingseinheiten bis zum Spiel gegen Kasachstan nun auch so verklickern. „Wer glaubt, wir wären jetzt gegen diesen oder jenen Gegner Favorit und wir müssen uns die zurechtlegen und herspielen, der hat nicht verstanden, durch welche Art wir zu dem geworden sind, was wir sind“, sagt der Teamchef.
Einen Gegner „herspielen“, das ist alt-wienerisch und bedeutet so viel wie spielerisch auseinandernehmen. Aber: Österreich ist nicht Brasilien, meint Rangnick wohl damit und erinnert: „Wir haben in den Spielen, wo wir Italien, Deutschland oder Holland geschlagen haben, nicht durch irgendwelche Kabinettstückchen oder Harlem-Globe-Trotter-Fußball brilliert, sondern indem wir den Gegner zu Fehlern gezwungen haben und in den Umschaltbewegungen unsere Situationen hatten.“
Noch plakativer dargestellt heißt das: „Unser Fußball ist anders. Wir müssen die Jungs wieder dahin kriegen, dass sie auf Heavy Metal gepolt sind und nicht auf langsamen Walzer. Den langsamen Walzer kannst du machen beim Seniorentanzen, aber wir wollen nicht Seniorentanzen. Auch ich nicht, obwohl ich schon fast einer bin“, sagt der jung gebliebene 66-Jährige, der sich durchaus anmerken lässt, dass bei ebendieser Diskussion sein Blut ein klein wenig in Wallungen gerät.
Rangnick ist Überzeugungstäter in seiner Spielidee und kein Pragmatiker. Er ist sich sicher, dass man so auch gegen vermeintlich Kleinere gewinnt, die sich vorrangig aufs Verteidigen des eigenen Strafraums mit Mann und Maus konzentrieren.
Er bekrittelt, dass zuletzt im September ein wenig Energie gefehlt habe bei seinen Spielern. „Wenn wir so auftreten wollen wie in den drei Gruppenspielen bei der EURO, dann müssen wir all in gehen. Dann gibt es nicht nur ein bisschen. Dann müssen die Sprints von allen gemacht werden, sie müssen vor allem auch durchgängig gemacht werden, bis zum Ball hin. Und das war in den letzten beiden Spielen wenn überhaupt nur temporär der Fall.“
Sprich: Nur ein Auftritt mit energetisch hohem Level und ständigem intensiven Pressing würde Österreich nach den beiden jüngsten Partien wieder dorthin führen, wo man bereits war. Und daran erinnert sich Rangnick gerne. „Keiner wollte gegen uns spielen. Alle hatten Bammel gegen uns zu spielen und sie haben teilweise ihre eigene Grundordnung gegen uns verändert.“ Sprich: Ihre Prinzipien anpassen sollen gerne die Gegner. Rangnick ist dafür nicht zu haben.