Das Berliner Olympiastadion – zwischen Strahlkraft und historischem Schatten
Es wirkt imposant. Allein schon der Weg von der S-Bahn-Stadion zum Stadion ruft gemischte Gefühle in einem hervor. Große Vorplätze, weitläufige Wege, riesige Statuen und ein beeindruckendes Gebäude mit einer Fassade aus Muschelkalk, wie es sich Diktator Adolf Hitler gewünscht hatte. Das Olympiastadion von Berlin ist Schauplatz von Österreichs Gruppenspielen gegen Polen und die Niederlande und für viele Fans ein Sehnsuchtsort.
„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, singen deutsche Fans alljährlich, wenn es zum Finale des DFB-Pokals nach Berlin geht. In diesem Stadion wurde auch das WM-Finale 2006 oder das Champions-League-Endspiel 2015 ausgetragen. Errichtet wurde das Stadion für die Olympischen Sommerspiele 1936, die Hitler als perfekte Propaganda-Bühne dienten. Leni Riefenstahl lieferte die Bilder, die Deutschland begeisterten und sogar viele internationale Korrespondenten positive Berichte über das Nazi-Regime verfassen ließen.
Bewusstsein schaffen
Derzeit läuft in der Nähe der Trainingsplätze eine Ausstellung unter dem Namen „Fußball im Nationalsozialismus“. Ein Besuch ist empfehlenswert, da die Rolle des Prunkbaus in der Nazi-Zeit aus dem Bewusstsein vieler Fans verschwunden ist. Deutschland und Berlin versuchen natürlich, das Stadion aus dem politischen Zusammenhang herauszuholen, ein Versuch der nur teilweise gelingt. In der Vergangenheit gab es immer wieder Überlegungen, das Stadion zu schleifen und neu zu bauen. Allerdings gingen dann gewisse Dinge als Mahnmal verloren.
Ein verklärtes Ereignis im Olympiastadion ging am 22. Juni 1941 über die Bühne, genau an jenem Tag, an dem Hitler den Feldzug gegen die Sowjetunion startete. Rapid krönte sich mit einem 4:3 gegen Schalke zum deutschen Meister. Das Spiel wurde als Symbol der österreichischen Auflehnung gegen Nazi-Deutschland interpretiert, was nicht zutreffend ist.