Sport/Fußball

Laufmaschine Sabitzer will Italien "unter Stress setzen"

33,7 km ist Marcel Sabitzer in den ersten drei Partien der Fußball-EM gelaufen. Bis Mittwochmittag haben im Turnier nur zwei Akteure - der Russe Alexander Golowin und der Tscheche Tomas Soucek - weitere Wege zurückgelegt als der ÖFB-Mittelfeldspieler.

Sabitzer stellt sich auch im Achtelfinale am Samstag (21.00 Uhr MESZ) gegen Italien auf Phasen ein, in denen Österreich dem Ball hinterherlaufen muss. Der 27-Jährigen will den Favoriten in London aber auch "stressen".

Hohes Pressing

"Wir werden sie unter Druck setzen, auch mal ganz vorne", erklärte Sabitzer am Mittwoch im ÖFB-Teamcamp in Seefeld. "Aber es kommt ein extrem harter Brocken auf uns zu. Die wollen auch ihr Spiel durchdrücken, gegen Italien kannst du nicht in jeder Minute agieren." Man benötige eine hohe Toleranz - auch für Phasen ohne Ballbesitz. "Wir haben laufstarke Spieler in den Reihen. Das müssen wir dann auch mal akzeptieren. Wir müssen sehr variabel sein. Ein guter Mix wird entscheidend sein."

Hoher Druck sei grundsätzlich der Ansatz des ÖFB-Teams. Viele Spieler, die so wie er aus der Red-Bull-Schule kommen, seien mit diesem Prinzip vertraut. "Diese Anlage liegt uns, das liegt auf der Hand. Das ist etwas, das uns auszeichnet", meinte Sabitzer. Österreich hätte Waffen, um die 30 Partien ungeschlagenen Italiener fordern zu können. "Wenn wir hochkonzentriert sind, glaube ich schon, dass wir sie unter Stress bringen können. Wir versuchen es. Wir wollen weiterkommen, wir schenken nichts ab."

Ob es sich um das größte Spiel seiner Karriere handelt, wollte der Kapitän von RB Leipzig nicht beantworten, agierte er mit seinem Club doch im Vorjahr im Champions-League-Halbfinale. "Wichtig ist, ich will dieses Spiel gewinnen. Wenn ich es verliere, werde ich enttäuscht sein."

Österreich hätte mit dem ersten Sieg bei einer EM und dem ersten Achtelfinal-Einzug bereits zweimal "Geschichte geschrieben". Nun könnte nach bisher vier Niederlagen bei großen Turnieren auch erstmals Italien fällig sein. "Wir glauben auch an diese Chance in diesem Spiel", betonte Sabitzer. "Es wird schwer, aber es ist möglich."

Schöpf hofft auf Einsatz

Als Nebenmann des Steirers war im entscheidenden Gruppenspiel gegen die Ukraine (1:0) schon in der ersten Hälfte Alessandro Schöpf für den am Kopf verletzten Torschützen Christoph Baumgartner ins Spiel gekommen. Der Tiroler überzeugte auf der rechten Seite. Für Schöpf ist Italien die bisher überzeugendste Mannschaft im Turnier. "Sie haben jetzt einen unglaublichen Lauf, das ist wirklich beeindruckend. Aber jeder Lauf ist irgendwann einmal vorbei", erklärte der 27-Jährige.

Schöpf ist nach Alessandro del Piero - damals der Lieblingsspieler seines Vaters - benannt. Ansonsten sei sein Bezug zu Italien, abgesehen von zahlreichen Gardasee-Urlauben mit seiner Familie, aber trotz der geografischen Nähe gering. Er hoffe, dass sein Erstauftritt in Wembley in guter Erinnerung bleiben wird. Im größten Stadion Frankreichs, dem Stade de France, hatte der Ötztaler bei der EM 2016 gegen Island (1:2) Österreichs einzigen Turniertreffer erzielt.

Nach einer völlig verpatzten Saison mit Schalke 04 war Schöpf erfreut, gegen die Ukraine so früh von Teamchef Franco Foda aufgerufen worden zu sein. "Das ist ein gutes Zeichen des Trainers für mich als Vertrauensbasis. Das möchte ich mit Leistung zurückzahlen, das ist mein primäres Ziel." Gegen die Ukrainer sei er in eine funktionierende Mannschaft gekommen. "Es hat mich gefreut, dass ich helfen konnte."

In welcher Form er das gegen die Italiener darf, entscheidet der Teamchef. Weil Florian Grillitsch und Martin Hinteregger wegen mehr bzw. weniger leichter Adduktorenbeschwerden nicht auf dem Platz standen, übte Schöpf am Mittwoch im medienöffentlichen Teil des ÖFB-Trainings in Seefeld mit der Einsergarnitur.