Die längste Europacup-Reise von Rapid hat Folgen
Um sechs Uhr in der Früh sind die Rapidler nach dem Rückflug von der weitesten Europacup-Reise der Vereinsgeschichte in ihre Betten gefallen. „Wenn die Reisestrapazen nicht so unglaublich wären, würde ich gegen Lustenau wohl nicht rotieren. Aber nach Baku geht es nicht anders“, kündigt Ferdinand Feldhofer nach dem 1:2 im Quali-Hinspiel zur Conference League an.
Der Rapid-Trainer balanciert mit Blick auf die Heimspiele gegen den Aufsteiger (am Sonntag) und der Entscheidung gegen Baku (am Donnerstag) auf einem schmalen Grat: „Es holpert, weil wir nach dem großen Umbruch Zeit brauchen. Mit einer Stammelf durchzuspielen, geht aber nicht. Das wussten wir, dennoch ist die Kritik nach dem 1:2 berechtigt.“
Die Ziele bleiben klar: „Wir wollen in der Liga mit dem dritten Sieg den absolut perfekten Start und gegen Baku ins Play-off zur Conference League einziehen.“
Guido Burgstaller, der mit dem Anschlusstreffer in letzter Sekunde Hoffnung gab, ist ebenfalls kritisch: „Wir haben in der ersten Hälfte nicht versucht, Fußball zu spielen, und Baku hat dann auch noch die zweiten Bälle gewonnen. Erst im Finish wollten alle den Ball.“
Der Kapitän selbst hat eine starke Bilanz: In nur 19 Tagen traf Burgstaller in allen drei Bewerben.
Einkauf statt Aiwu?
Der mittlerweile offiziell verkaufte Emanuel Aiwu (um 3,5 Millionen zu Cremonese) wird besonders wegen seiner Sprintstärke fehlen: Der 21-Jährige war der schnellste einer im Schnitt nun langsamen Abwehr-Auswahl.
Feldhofer stellt klar, wie am Transfermarkt reagiert wird: „Wir schauen uns um. Es macht aber nur Sinn, wenn wir einen absoluten Qualitätsspieler verpflichten könnten.“
Die gewünschte Position lässt der Trainer (noch) offen, ein Legionärsplatz wäre jedenfalls frei.
Warten auf Quartett
Das Warten auf Dominanz und bessere spielerische Lösungen hängt aber auch mit dem Warten auf die Rekonvaleszenten zusammen. „Vier richtig gute Spieler für zentrale Positionen sind noch nicht voll da“, sagt Feldhofer.
Patrick Greil ist körperlich nicht auf 100 Prozent. Prompt passierte nach der Einwechslung ein Fehler zum 0:2 (60.). „Dann war er aber mutig und hat uns offensive Lösungen gebracht.“
Yusuf Demir ist nach seinen Adduktorenproblemen ebenso wieder fit wie Roman Kerschbaum, der vor einer Woche das Debüt für Rapid II gab. „Wir besprechen mit ihnen, ob es am Sonntag für den Kader reicht.“ Feldhofer will nach den langen Pausen nicht zu viel Risiko nehmen.
Und Ferdy Druijf kämpfte drei Monate lang mit seiner Knieprellung. Ob sein Comeback bereits kommende Woche möglich sein wird, ist noch offen. "Gegen Lustenau geht es sich aber sicher nicht aus."
Die Zeit drängt. Wenn gegen Baku noch die Wende gelingt, wartet bereits eine Woche später das Auswärtsspiel im Play-off. Ob es in Konya stattfinden würde, ist noch nicht sicher: Der Favorit aus der Türkei glich im Hinspiel bei Vaduz erst in Minute 89 zum 1:1 aus.
Austria in Istanbul
Auch der Austria „blüht“ im Play-off – allerdings zur Europa League – eine türkische Topmannschaft: Fenerbahçe besiegte Slovacko im Hinspiel 3:0. Mit von der Partie waren in Istanbul Co-Trainer Cem Sekerlioglu und Video-Analyst Lorenz Kutscha-Lissberg. Das Rückspiel in Tschechien wird sich Schmid höchstpersönlich ansehen.
Fenerbahçe agierte in einem 4-4-2-System mit einer Raute im Mittelfeld. Schmid: „Natürlich wären wir in diesem Duell Außenseiter. Fenerbahçe hat wirklich gute Fußballer in seinen Reihen.“
Aus einer Zeit als Scout beim 1. FC Köln kennt Schmid noch viele Kollegen in Deutschland und der Türkei, mit denen er sich auch schon ausgetauscht hat. Beeindruckt zeigten sich Austrias „Spione“ von der Stimmung im Fenerbahçe-Stadion. Schmid: „Das wäre schon ein Erlebnis.“