Kühbauers Chance auf eine historische Trainer-Ära bei Rapid
Von Alexander Huber
Am Ende hat ein Handschlag gereicht. Didi Kühbauer und Zoran Barisic sind so lange befreundet, dass eine Vertragsverlängerung auch vor der Unterschrift unter allen Vertragsdetails ihre Gültigkeit hat: Der Rapid-Trainer soll zwei weitere Jahre im Amt bleiben, der neue Vertrag läuft bis Sommer 2023.
Die formelle Absegnung im Präsidium kommt nach dem Osterwochenende bestimmt, eine Zusammenarbeit für insgesamt vier Jahre und neun Monate wäre allerdings historisch. Zur Einordnung: Kühbauers Ära würde nicht nur den bislang letzten Meistercoach Peter Pacult knapp übertrumpfen, sondern zur längsten Trainertätigkeit bei Rapid ohne Unterbrechung seit Robert Körner in den 1960er-Jahren werden.
„Ich sehe die Verlängerung als Auftrag für zwei weitere erfolgreiche Jahre. Ich möchte mich bei den Spielern und meinem Trainerteam bedanken: Wir haben einen riesigen Zusammenhalt, und das ist besonders wichtig“, meint Kühbauer, der bei seiner Bestellung am 1. Oktober 2018 als erstes Ziel ausgab: „Rapid muss wieder eins werden.“
Kein "Feuerwehrmann"
Viele erwarteten, dass der Burgenländer seine Aufgabe als „Feuerwehrmann“ beim damaligen Krisenklub erledigen und dann verabschiedet werden würde.
Tatsächlich konnte aber jedes Jahr der Punkteschnitt erhöht werden (siehe Kasten): von 1,40 (2018) schrittweise auf 2,10. Beim Gesamtschnitt (1,74) ist in diesem Jahrtausend nur noch Pacult (1,79) besser.
2018: 15 Spiele (6 Siege, 3 Unentschieden, 6 Niederlagen); 1,40 Punkte im Schnitt
2019: 42 Spiele (22/7/13); 1,74 Punkte im Schnitt
2020: 37 Spiele (20/6/11); 1,78 Punkte im Schnitt
2021: 10 Spiele (6/3/1); 2,10 Punkte im Schnitt
Gesamt: 104 Spiele mit Rapid (54/19/31); 1,74 Punkte im Schnitt
Dennoch war die Verlängerung nicht ausgemacht. Die „schwarze Woche“ im Dezember mit dem Europacup-Aus gegen Molde, der 0:3-Pleite gegen WSG Tirol (dem einzigen schlechten Liga-Heimspiel) und dem 2:6 im Cup in Salzburg sorgte für Unruhe im Verein. Es gab emotionale Diskussionen mit Kühbauer, die intern blieben.
Barisic hat trotz der Freundschaft zu Kühbauer hohe Hürden aufgestellt. Zum Trainingsstart im Jänner forderte der Sportdirektor im KURIER-Interview neben dem nötigen Erfolg auch eine „Entwicklung der Mannschaft und einzelner Spieler“.
Der perfekte Rückrundenstart, die Konstanz der Mannschaft und die wachsende Zahl an Spielern, die ihre jeweils beste Saison abliefern, sorgte für die erhoffte Klarheit zugunsten Kühbauers.
Abschied von Ljubicic
Einer, der so stark wie noch nie in seiner Karriere ist, wird diese im Ausland fortsetzen. Kühbauer verliert nach Schwab seinen zweiten Kapitän ablösefrei. „Ich gehe davon aus, dass Dejan Ljubicic geht“, bestätigt der Trainer.
Am Ostersonntag wartet zu Didi Kühbauers 50er der Auftakt in die Meistergruppe beim WAC. Ein Sieg wäre ein passendes Geschenk. „Die Mannschaft muss aber nicht an mich denken, sondern nur ihr Ding durchziehen.“