Corona-Langzeitfolgen im Fußball: Widersprüche im Verbote-Spiel
Von Wolfgang Winheim
Am 19. Mai wird ÖFB-Teamchef Franco Foda den EM-Kader verraten, der – Covid geschuldet – erstmals 26 statt der bisher üblichen 23 Spieler umfassen darf.
Am 19. Mai dürfen Jugendliche erstmals bei ihren Klubs wieder das machen, was sie in Wahrheit in städtischen Spielkäfigen schon seit Wochen tun – nämlich mit Körperkontakt kicken oder (Basketball-)Körbe verteilen.
Ab 19. Mai sind 3.000 Zuschauer bei Freiluftveranstaltungen erlaubt, worauf Fangruppen nach dem Motto „Kleiner Finger, ganze Hand“ vorwurfsvoll fragen werden, warum’s denn nicht der Kapazität (z. B. Rapid-Stadion 28.600) angepasst um etliche mehr sein dürfen.
Pseudo-Elefanten
Wer zu Stoßzeiten in überfüllten Öffis schon hautnah erlebt hat, wie Babyelefanten zu Embryos werden, der kann den Fan-Frust sogar nachvollziehen. Auch wirkt’s kurios, wenn Reservisten mit Respektabstand und Maske in Europas leeren Stadien hocken, um sich nach ihrer Einwechslung beim Erfolg abzubusseln. So, als ob das Virus nach einem Tor Pause macht.
Im Unterhaus kommt’s dazu erst gar nicht, ruht dort doch seit Herbst der Spielbetrieb. Zählt man die Zwangspause vom ersten Lockdown 2020 hinzu, dann ...
... haben 90 Prozent der 2.130 Fußballklubs ein Jahr lang kein Ligaspiel bestritten;
... wird fehlende Spielpraxis speziell dem Nachwuchs auf den Kopf bzw. die Füß’ fallen, umso mehr, da die Mehrheit der Landesverbände beschloss, ihre im Herbst abgebrochenen Meisterschaften nicht fortzusetzen,
... droht auch den (von den Spielverboten ausgenommenen) Bundesligen I und II längerfristig ein Niveauverlust. Denn:
Gerade aus dem vielbelächelten Unterhaus schafften es junge Spieler immer nach oben. Oder wussten sie,
dass mit Sasa Kalajdzic (Stuttgart), Karim Onisiwo (Mainz), Pavao Pervan (Wolfsburg), Manuel Prietl, Christian Gebauer (beide Bielefeld), Christopher Trimmel (Union Berlin) gleich sechs deutsche Bundesliga-Legionäre ebenso wie Den-Haag-Goalie Martin Fraisl nie eine der staatlich geförderten zwölf Akademien von innen sahen?
und dass sich auch Rapid-Torjäger Ercan Kara, der Thomas Goiginger, die Austrianer Patrick Wimmer und Christoph Monschein (künftig LASK) sowie der von Ried zu Rapid wechselnde Marco Grüll als Jugendliche in Regionalligen gegen g’standene Männer die Wettkampfhärte holten, von der sie jetzt profitieren?
In die Regionalliga Ost könnte Österreichs ältester Fußballklub, die Vienna, nun doch noch heuer gelangen. Denn der mutige Wiener Verband lässt im Gegensatz zu Burgenland und Niederösterreich in allen Klassen wieder spielen. Weshalb’s am 12. Juni zum „Schlager“ in der Stadtliga zwischen Tabellenführer Vienna und Verfolger Elektra kommt.
Lebende Elefanten
2500 Leut’ dürfen das Spiel um den Ostliga-Aufstieg auf der Hohe Warte sehen. Auf jener einzigartigen Naturarena, die in der Zwischenkriegszeit bis zu 90.000 füllten. Und auf der (lebende) Elefanten bei der Opern-Freiluftaufführung Aida für Flurschaden sorgen durften.
Am 19.Juni wird im kleinen Rahmen der 100. Geburtstag der einst größten Sportstätte des Kontinents gefeiert.