CL-Zwischenbilanz: Salzburgs Pleiten-, Pech- und Pannenserie
„Wir hätten uns sicher einen Punkt verdient.“ Was Rasmus Kristensen nach dem 2:3 im zweiten Gruppenspiel der Champions League bei Atlético Madrid am Dienstagabend aussprach, dachten sich wohl alle Salzburger. Wieder einmal belohnten sich die Spieler des österreichischen Serienmeisters nicht. Und wieder einmal reichte ein mehr als couragierter Auftritt nicht zu einem Punktgewinn.
Dass die Madrilenen nur in einem Heimspiel in den vergangenen 12 Monaten ebenfalls zwei Gegentore kassiert hatten (beim 2:2 im März in der Liga gegen Europa-League-Sieger FC Sevilla), unterstreicht die starke Leistung – zumindest jene in der Offensive.
Zum sechsten Mal im achten Champions-League-Gruppenspiel in der Ära Red Bull (also seit dem Jahr 2005) schoss Salzburg zumindest zwei Tore. Trotzdem stehen auf der Habenseite der Bilanz nur zwei Siege (jeweils gegen den belgischen Klub Genk). In dieser Saison ist man nach dem 2:2 gegen Lok Moskau und dem 2:3 in Madrid noch erfolglos. „Es ist schade, dass wir nach zwei guten Spielen nur einen Punkt haben“, lautet Jesse Marschs doch eher nüchternes Resümee.
Sekundenschlaf
Salzburgs Trainer versuchte, so wie es seine ur-amerikanische Art eben ist, die positiven Aspekte herauszustreichen. „Ich glaube, es ist schwierig für uns, besser zu spielen. Wir waren stark als Mannschaft, auf allen Positionen. Wir haben intensiv gespielt, mit Selbstvertrauen“, meinte der 46-Jährige.
War es in der Offensive ein sehenswerter Auftritt, gab es in der Defensive wieder einmal Pleiten, Pech und Pannen. Alle drei Gegentore wären zu verhindern gewesen. Aber eine unglückliche Aktion von Junuzovic beim 0:1, ein individueller Fehler von Mwepu beim 2:2 und der kollektive Tiefschlaf der kompletten Elf beim 2:3 verhinderten ein zählbares Resultat.
Gefahrenmoment
„In der Champions League ist jeder Fehler gefährlich“, meinte Marsch, der seine Mannschaft gleichsam in Schutz nahm. „Mit so vielen gefährlichen Spielern auf dem Platz sind ein paar Situationen nicht so einfach zu verteidigen.“
Und trotzdem: Die Fehler in der Defensive ziehen sich wie ein roter Faden durch die Spiele der Salzburger. In der Bundesliga werden diese allerdings nur ganz selten bestraft, in der Champions League ist das anders, auch weil da die individuelle Qualität der Gegenspieler wesentlich höher ist.
Liegt die Fehlerhäufigkeit an der Red-Bull-Spielweise? Wohl nur bedingt. Denn zum Beispiel RB Leipzig bekommt in den internationalen Spielen wesentlich weniger Gegentore als Salzburg.
Aber der deutsche Red-Bull-Klub spielt natürlich auch in einer in der Spitze und besonders in der Breite stärkeren Liga, in der man sich Fehler, wie die Salzburger derzeit zu viele machen, nicht leisten kann.
Qualitätsfrage
„Vielleicht ist es ein Unglück, dass wir zehn Spieler im Sechzehner haben und João Felix bekommt trotzdem den Ball“, meinte Dominik Szoboszlai zum letztlich entscheidenden 2:3. Aber vielleicht ist es auch schlicht die individuelle Qualität, die eben für die Liga reicht, für die Champions League aber nicht.
Viel Zeit zum Abstellen der defensiven Unzulänglichkeiten hat Österreichs Serienmeister aber nicht. Denn schon am kommenden Dienstag gastiert der FC Bayern München in der Red-Bull-Arena. Und der Champions-League-Titelverteidiger hat mit Sicherheit noch mehr offensive Qualität als die anderen beiden Gruppengegner.