Verstappen: "Die Fähigkeiten waren immer da"
Max Verstappen schüttelte heftig seinen Kopf. Noch im Rennwagen. Es war wieder einmal ein harter Arbeitstag für den Niederländer. Das Qualifying zum Großen Preis von Österreich in Spielberg beendete er auf Rang sechs, bei seinem letzten schnellen Versuch am Samstag schoss er gar über das Ziel hinaus und in den Schotter.
Max Verstappen, 19-jähriges Wunderkind der Formel 1, spürt erstmals den Druck, den die Königsklasse des Motorsports aufbauen kann, wenn es nicht nach Wunsch läuft. Tut es gar nicht im Moment. In den vergangenen sechs Rennen ist er vier Mal ausgeschieden, der Defektteufel sitzt dem Talent im Heck. Magere zehn Punkte sammelte er in den jüngsten vier Grands Prix ein, sein Teamkollege Daniel Ricciardo kommt im selben Zeitraum auf 70 Zähler. Auch das heutige Rennen auf dem Red-Bull-Ring nimmt der Australier von einem Startplatz weiter vorne in Angriff (Start: 14 Uhr/ live ORFeins, RTL, Sky Sport).
KURIER: Herr Verstappen, Sie lagen zuletzt in Baku in aussichtsreicher Position und schieden aus. Was kann man aus so einem Rennen lernen?
Max Verstappen: Eigentlich kann man daraus nicht wirklich viel mitnehmen. Bis zu dem auftretenden Problem, hatte ich alles unter Kontrolle. Das ist zumindest ein beruhigendes Gefühl. Ansonsten ist da einfach nur große Enttäuschung.
Ihr Teamkollege fuhr zuletzt vier Mal nacheinander auf das Podest. Spüren Sie innerhalb des Teams Druck, Ergebnisse liefern zu müssen?
Ich kümmere mich nicht so sehr um die Resultate meines Teamkollegen. Ehrlich gesagt, spüre ich von Rennen zu Rennen immer weniger Druck. Die Selbstsicherheit steigt mit jedem Grand Prix.
Wie sehr hat sich das Medieninteresse seit Ihrer Beförderung von Toro Rosso zu Red Bull in der Vorsaison verändert?
Es ist ein bisschen mehr, aber alles ist machbar. Es ist einfach auch Teil meines Jobs als Formel-1-Fahrer.
Danach hat Ihre Aktion nach dem Baku-Rennen nicht ausgesehen. Werden Sie schön langsam ungeduldig, was Erfolge angeht?
Um zu gewinnen, musst du entweder im schnellsten Auto sitzen, oder etwas Glück haben. Ich bin überzeugt, dass wir schon bald ein richtig schnelles Auto haben. Aber wir müssen an der Standfestigkeit arbeiten.
Sie sind 2015 mit 16 Jahren in die Formel 1 gekommen. Was hat sich seither verändert?
Ich habe mich stark verändert, wie wohl in meinem Alter. Ich bin aber nicht nur ein anderer Rennfahrer geworden, sondern auch ein anderer Mensch. Im Rennauto bin ich einfach erfahrener geworden. Die Fähigkeiten, glaube ich, waren schon immer da.
Sie haben in der Vorsaison mit ihrem Premierensieg in Barcelona und zahlreichen Überholmanövern viele Auszeichnungen von Fans und Experten bekommen. Was bedeutet Ihnen das?
Es ist nett, auch auf diesem Weg Anerkennung zu erhalten. Aber ich bevorzuge es, Rennen zu gewinnen. Ich habe nur ein gutes Auto gebraucht, um mein Potenzial zu zeigen.
Wir sind jedenfalls nicht hier, um Freunde zu finden. Ich möchte in Erinnerung bleiben wegen meiner guten Ergebnisse, nicht weil ich nur nett bin. Senna und Prost hätten meine Manöver sicherlich gefallen.
Sie stammen aus einer Rennfahrer-Familie, ihr Vater Jos ist nun sogar Talentescout bei Red Bull. Gab es nie ein anderes Thema?
Alles, was ich in meinem Leben mache, hat mit Rennsport zu tun. Ich habe durch meinen Vater von Anfang an verstanden, dass der Rennsport kein Spiel ist, sondern eine ernste Angelegenheit.
Haben Sie in der Kindheit etwas vermisst?
Ich habe einiges ausprobiert: Eishockey, Fußball. Ich bin viel auf kleinen Motorrädern herumgefahren. Doch bald habe ich gemerkt, dass ich auf vier Rädern einfach besser bin.