Erste Paralympics-Medaille für Österreich: Pepo Puch holt Silber
Von Silvana Strieder
Die Sonne stand bereits tief über dem Equestrian Park in Tokio. Die letzten Strahlen befeuerten noch einmal die sengende Hitze über dem Boden des Dressurvierecks. Eine leichte Brise brachte einige Flaggen an den obersten Sitzreihen zum Wehen. Eine davon in Rot-Weiß-Rot.
Schweißperlen rollten Dressurreiter Pepo Puch und seinem Gefährten übers Gesicht, als sie nach einem Fehler bei der Pflicht um Prozentpunkte kämpften. Dass sich am Ende dennoch eine Silbermedaille ausgehen sollte, überraschte den 55-jährigen Steirer. Zu diesem Zeitpunkt zweifelten viele daran, dass die österreichische Flagge an diesem Abend noch einmal in der Arena wehen würde.
Insgesamt standen zwölf Aktive am Start des ersten Individual-Reitbewerbs der Wettkampfklasse Grad II.
Unter ihnen Josef "Pepo" Puch, zweifacher Sieger der Paralympischen Spiele von Rio 2016 und London 2012. Der Steirer startete mit Sailor’s Blue als Nummer sechs an diesem zweiten Wettkampftag der Spiele.
Seinen 13-jährigen Wallach beschreibt Puch als "wahnsinnig wach und elektrisch". Diese Qualität wurde den beiden heute jedoch zum Verhängnis.
Holpriger Start
Gleich zu Beginn kam es aus noch unerklärlichen Gründen zu einem schwerwiegenden Fehler: "Das habe ich nicht erwartet. Das Pferd hat sich erschreckt, und ich habe die Selektion komplett geschmissen und keine Punkte bekommen", sagt Österreichs Behindertensportler des Jahres 2016.
Pepo Puch und sein Partner konnten sich jedoch schnell wieder beruhigen und an die gewohnt eleganten Auftritte anschließen. Auch eine plötzlich erklingende Sirene brachte Puch und Sailor’s Blue nicht mehr aus dem Konzept. "Ich habe mit ihm geredet und ihm gesagt, dass die Sirene nicht uns gilt. Bleib da, wir machen unsere Sache weiter", sagte der Wahl-Schweizer.
Handbremse
Die beiden kämpften um jeden Prozentpunkt, aber "mit angezogener Handbremse", um nichts zu riskieren und die "rote Linie" nicht noch einmal zu überschreiten, wie er später erklärte. Am Ende der Pflicht erhielten die beiden 73,412 Prozentpunkte. Sechs Reiter standen nach ihnen noch auf dem Platz und zwischen einer Medaille.
Erst dem vorletzten Starter und Mitfavoriten Lee Pearson gelang es, Team Puch noch zu überholen. Der von der Queen zum Sir geschlagene Brite sicherte sich mit Pferd Breezer 76,265 Punkte und damit seine insgesamt zwölfte Goldmedaille bei den Paralympischen Spielen.
Ebenfalls aus Großbritannien stammt die drittplatzierte Georgia Wilson. Mit Sakura erreichte sie einen Prozentpunktestand von 72,765.
Silber-Freuden
"Das hätte ich mir nicht gedacht. Wir haben unsere erste Medaille", sagt Puch nach dem Endergebnis und war sichtlich überrascht über den Gewinn der Silbernen.
Damit stehen Pepo Puch und Sailor’s Blue am Montag in der Kür der besten Acht. Für ihn ist es die insgesamt fünfte Paralympics-Medaille seiner Karriere. "Ich danke dem österreichischen Team und den Sponsoren für die Unterstützung und freu mich, dass wir etwas in Form von Medaillen zurückgeben können!"