Eine Box-Weltmeisterschaft im politischen Ring
Von Silvana Strieder
Bei der am Mittwoch begonnenen Amateurbox-Weltmeisterschaft der Frauen im indischen Neu-Delhi (15. bis 26. März) verzichten zahlreiche Nationen auf ein Antreten. Grund dafür: Russen und Belarussen dürfen teilnehmen. Hinzu kommt noch ein Streit zwischen dem Box-Weltverband IBA und dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC), der sich seit letztem Herbst weiter zuspitzt.
Die IBA und ihr umstrittener Präsident, der Russe Umar Kremlew, erlauben (Bela-)Russen bei der Amateur-WM zu starten – inklusive Nationalflagge und Hymne bei einem Sieg. Diese Entscheidung trifft bei protestierenden Ländern wie der Ukraine, Polen, Deutschland, Kanada, den USA oder Irland auf Unverständnis. Vor allem, weil die IBA seit 2019 vom IOC aus verschiedensten Gründen suspendiert ist und man sich berechtigte Sorgen um die olympische Zukunft des Boxsports macht. Die Olympia-Teilnahme in Los Angeles 2028 ist fraglich.
USA Boxing sieht ein Versäumnis des Weltverbandes IBA, der seinem erklärten Auftrag, „den Boxsport weltweit im Einklang mit den Anforderungen und dem Geist der olympischen Charta zu fördern, zu unterstützen und zu regeln, nicht nachgekommen ist und seine eigene Satzung missachtet hat“.
Auch Österreich schickt niemanden – aber nicht aus Protest. „Wir haben derzeit keine Athletin, die die WM-Teilnahmekriterien erfüllt. Wir hätten aber gerne eine Boxerin geschickt“, erklärt der österreichische Boxpräsident Igor Miketic.
Wertlose WM?
Sport und Politik sollten laut Miketic getrennt bleiben. Funktionären, die sich an einem Boykott beteiligen, drohte die IBA mit Sanktionen – obwohl die Ukraine immer noch mitten im russischen Angriffskrieg steht.
Welchen Wert eine Weltmeisterschaft ohne die großen Box-Nationen wie Großbritannien, Irland oder USA hat, ist fraglich.