Auf zwei Rädern durch Vietnam
"Das ist kein Rennen, hier geht’s ums Sightseeing", mahnt Bin den Studenten, noch bevor der Trip überhaupt losgeht. Dieser ist es gewohnt, sich zu Hause in Oberösterreich auf Rennmaschinen in die Kurven zu legen. Schnell würde hier sowieso nicht gehen: Die Geschwindigkeitsbegrenzungen in Ortschaften liegen bei 40 km/h, auf dem Highway bei 60 km/h. Bin ist ein Anbieter von Motorradtouren, die von Da Lat – dem Lieblingsferienort der Vietnamesen – starten. Hier ist die Hochburg der "Easy Rider". Touren werden an jeder Straßenecke angeboten, die qualitativen Unterschiede sind groß. Wer zu den "echten Easy Ridern" gehört, ist nicht immer ersichtlich. Für Bin hat sich der Student aufgrund positiver Bewertungen im Internet entschieden.
Mit zig Gummiseilen wird der in Plastikfolie verpackte Rucksack am Gepäckträger einer alten 125er Honda festgezurrt, für den Hintermann eine bequeme Rückenlehne. Dann geht es gemütlich los. Sehr gemütlich. Schneckentempo.
Wenig Kilometer und viele größere Stopps rund um Da Lat stehen an diesem Tag an, auch dazwischen bleibt Bin immer wieder stehen, um die Aussicht zu genießen, Pflanzen zu zeigen oder an Blumen zu schnuppern. Dem Studenten war schon zuvor aufgefallen, dass Vietnamesen eine Vorliebe für Blumen haben.
Während eines Halts bei einem Kaffeebauern entdeckt der 26-Jährige ein verstörtes Tier in einem engen Käfig. "Wieselkaffee" erklärt ihm Bin, und er weiß, dass er diese "Delikatesse" (die Tiere werden mit Kaffeekirschen gefüttert, die unverdauten, ausgeschiedenen Kaffeebohnen gewaschen und geröstet) aus Mitleid zum Tier niemals probieren wird.
Reisschnaps und Judasohren
Als die Biker abends das Hotel erreichen, ist der Student erleichtert. Obwohl er das abwechslungsreiche Programm, die Landschaft und die Leute genießt, ist er froh, endlich vom Motorrad abzusteigen. Die Federung der alten Chopper ist furchtbar und er müde.
Beim Abendessen bestellt Bin die Gerichte der Speisekarte rauf und runter, alles wird verkostet, vor allem das lokale Bier. Die Preise sind eine Freude für jeden Europäer. Leidenschaftlich spricht er über Motorräder, die er besitzt und zeigt Bilder von Maschinen, die er gerne fahren würde.
Abwechslungsreiche Route
In Nha Trang angelangt, ist der Student dankbar für dieses einzigartige Erlebnis. Andere Touristen hat er die ganze Reise kaum gesehen. An das Schneckentempo hat er sich schnell gewöhnt und gelernt, die Langsamkeit zu schätzen, sie sogar zu genießen.
Visum Vorab bei der Vietnamesischen Botschaft in Wien, ☎ 01/ 368 07 55-10, beantragen, vietnamembassy.at/de Finger weg von diversen Visa-Onlinediensten!
Beste Reisezeit Vietnam kann das ganze Jahr über bereist werden, Die beste Reisezeit ist von den geplanten Zielen abhängig. In Da Lat herrscht von April bis Oktober Regenzeit, von November bis März ist es kühl und trocken.
Währung/Preisniveau 1 € = 23,48 VND (Vietnamesische Dong), Traditionelle Pho-Suppe ab 1,50 € am Straßenrand, im Restaurant zahlt man ca. 3 €, Hauptspeisen ca. 2 €, lokale Biere ca. 50 Cent.
Motorradtour Viele Anbieter, z. B bei Bin vietnameasyridertours.com
Schlafen Da Lat: Dreams Hotel. Sehr einfache, saubere, günstige und familiär geführte Unterkunft. Gute Lage mit vielfältigem Frühstück.
– Nha Trang: The Summer Hotel. Mittelklasse Hotel mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, Bar und Pool am Dach. Gute Lage.
Essen Wer sich nicht davor scheut, an Straßenständen zu essen, sollte dies auch unbedingt machen. Wo viele Einheimische essen, kann man das bedenkenlos. Große regionale Unterschiede in der Küche. Unbedingt probieren: Die traditionelle Pho-Suppe, die würzige Bun Bo Hue, Bun Cha, Hot Pot, Salat aus grüner Papaya und die köstlich gefüllten französischen Baguettes Banh Mi.
Trinken Vietnamesischer Kaffee wird heiß oder geeist getrunken, traditionell mit Kondensmilch. Oft gibt es Arabica- und Robusta-Bohnen zur Wahl
– Jasmin Tee wird in Lokalen oft heiß oder geeist gratis gereicht
– Das lokale Bier ist gut und günstig. Besonderheit ist bia hoi: frisch gebrautes Bier, das max. 24 Stunden haltbar ist. Oft sehr günstig (30 Cent), wird an der Straßenecke ausgeschenkt, bis das Fass leer ist.
Buchtipp Vietnam. A. & M. Markand (Stefan Loose Travel Handbücher) 5. Auflage (09/16), 728 S., 111 Karten u. Pläne, 26,99 €.