Zehntausende begleiten heute Benedikt XVI. auf seinem letzten Weg
Heute, Donnerstag, ist es soweit – der emeritierte Papst Benedikt XVI. begibt sich auf seinen letzten Weg. Um 9.30 Uhr wird Papst Franziskus auf dem Petersplatz den Trauergottesdienst für den am Silvestertag Verstorbenen zelebrieren, dann wird Joseph Ratzinger im Vatikan beigesetzt.
Dass ein amtierender Papst die Totenmesse hält, ist ein (fast) beispielloser Fall in der Geschichte der katholischen Kirche (Pius VII. leitete 1802 die zweite Beisetzung des drei Jahre davor im französischen Exil verstorbenen Pius VI.). Geschuldet ist er dem Rücktritt von Benedikt XVI. im Februar 2013. Dennoch wird der Deutsche mehr oder weniger nach dem Zeremoniell eines im Amt verstorbenen Papstes beerdigt. Die Grabbeigaben werden die gleichen sein, wie bei den Vorgängern: Münzen und Medaillen aus den Jahren des Pontifikats, das Pallium (eine Art Stola) und das Rogito, ein Text, mit dem die Amtsperiode kurz beschrieben wird.
Orbán bei Begräbnis von Benedikt XVI.
Mehr als 60.000 Trauernde werden zum Begräbnis von Benedikt XVI. erwartet. Darunter Königin Sofia, die Mutter des spanischen Königs, König Philippe und Königin Mathilde aus Belgien, der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa, Polens Präsident Andrzej Duda, der ungarische Premier Viktor Orbán, der schon am Dienstag Benedikt XVI. die letzte Würde erwiesen hat. Weiter soll der russische Patriarch Kyrill den Metropoliten Antonij aus Wolokolams zum Begräbnis entsendet haben. Sie alle nehmen als Privatpersonen teil.
Offizielle Delegationen gibt es nur zwei – aus Deutschland und Italien, weil Joseph Ratzinger Deutscher war und Kirchenoberhaupt in Rom. Beide Delegationen werden von den jeweiligen Staatsoberhäuptern angeführt. Für Deutschland von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, dem sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder angeschlossen haben. Für Italien von Staatsoberhaupt Sergio Mattarella.
Menschen standen Schlange für Benedikt XVI.
Nach der Messe soll der Sarg in die vatikanischen Grotten geleitet und nach dem Wunsch des Bayern in jener Krypta beigesetzt werden, in der zuvor sein Vorgänger Johannes Paul II. bestattet wurde. Dessen sterbliche Überreste befinden sich nach der Seligsprechung im Petersdom.
Am Mittwoch standen Leute immer noch Schlange für einen letzten Gruß für den aufgebahrten Benedikt. Darunter auch Vertreter der Marianischen Männerkongregation, die extra aus München angereist sind: „Er gehörte seit 35 Jahren als Ehrensodale (eine Art Ehrenmitglied) unserem Verband an“, sagte der Präfekt Reiner von Solemacher dem KURIER. „Und wir hatten noch die Freude, ihn letzten Mai zu besuchen.“
"Ein letzter Segen"
Auch Eliana Carolina hat sich extra für einen letzten Gruß von der norditalienischen Stadt Piacenza auf den Weg gemacht. „Wissen Sie“, sagt sie dem KURIER, „ich reise nie, doch bei Papst Benedikt musste ich kommen. Er war mein Papst, und die Trauerzeremonie ist wie ein letzter Segen seinerseits für mich.“
Andrea Affaticati, Rom