Politik/Inland

Launige Rendi-Wagner attackiert "Koalition der flotten Sprüche"

Nach zwei Jahren Corona-Pause wird am "Tag der Arbeit" wieder marschiert. Die Wiener SPÖ kann ihre traditionsreiche Kundgebung am 1. Mai heuer in voller Präsenz abhalten. Die Sozialdemokraten wanderten aus ihren Heimatbezirken auf den Rathausplatz, wo sie dann Reden unter anderem von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Parteichefin Pamela Rendi-Wagner lauschten.

Nach zwei Jahren coronabedingter Absagen fand der Mai-Aufmarsch am 1. Mai in Wien wieder statt.

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Ludwig steht hinter Rendi-Wagner

Nach einer ausführlichen Begrüßung sämtlicher anwesender Landesgruppen und Gewerkschaften, schritt der Wiener Bürgermeister Michal Ludwig ans Rednerpult, richtete ein paar Worte an die "Genossinnen und Genossen". Anschließend an seinen Vortrag würden nur noch "Rednerinnen" sprechen, freute sich Ludwig über den hohen Frauenanteil. Und er hoffe auch, dass bald eine Frau an der Spitze der Bundesrepublik stehen werde: "Das ist unsere Bundesparteivorsitzende, Doktorin Rendi-Wagner!" Rendi-Wagner winkte erfreut ins rote Publikum, Ludwig stellte klar: "Wir, die SPÖ Wien, stehen voll hinter dir."

Danach fand der Bürgermeister noch Lobesworte für die eigene Corona-Politik, bedankte sich beim Gesundheits- und Pflegebereich und versprach eine Besserung der Arbeitsbedingungen. Sollte es nötig sein, werde es auch noch weitere Wirtschaftshilfen geben. Ein bildungspolitisches Versprechen des Bürgermeisters: In der Seestadt Aspern werde man die modernste Schule für jene "Mädchen und Burschen" errichten, "die eine Lehre machen wollen".

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"Ich habe ein Problem mit Putin"

Das Jahresticket der Wiener Linien, stellte Ludwig zudem klar, werde nicht teurer werden - derzeit beträgt der Normalpreis 365 Euro. Auch den aktuellen Klima-Fahrplan werde man weiterhin beschreiten. Er wünsche sich auf von der Bundesregierung "nicht nur Überschriften, sondern auch konkrete Maßnahmen", so Ludwig.

Zum Ukraine-Krieg meinte der Wiener Parteichef: Österreich sei völkerrechtlich neutral, aber nicht neutral, wenn es um eine Verurteilung eines Angriffskriegs gehe. "Ich habe ein Problem mit Putin", sagte Ludwig. Die SPÖ sah sich zuletzt mehrfach Kritik ausgesetzt, weil sie sich unter anderem nicht für eine Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij via Video im Nationalrat aussprach.

"Nehammer verwaltet Konkursmasse"

Ein schönes Gefühl sei es, wieder gemeinsam den 1. Mai zu feiern, freute sich Rendi-Wagner, deren überraschend launige Ansprache auf einen flammenden Appell der Wiener SPÖ-Frauenvorsitzenden Marina Hanke - gegen Reiche, Erben, Nationalisten und insbesondere Männer - folgte.

"Mittlerweile ist auch Kanzler Kurz Geschichte", sagte Rendi-Wagner mit etwas Häme. "Ein gewisser Herr Nehammer hat die Aufgabe übernommen, die Konkursmasse des Herrn Kurz zu verwalten."

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Hernach kritisierte Rendi-Wagner wiederholt das Pandemiemanagement der Bundesregierung. Dabei hätte diese nur vom Ball- zum Rathausplatz kommen müssen, "zu unserem Michi Ludwig, weil Wien zeigt vor, wie's geht". Die Regierung sei neuerdings nur noch eine "Koalition der flotten Sprüche". Der Haarschnitt des Bildungsministers (Martin Polaschek, Anm.) sei plötzlich das Hauptthema der Medien, weil die Regierung nichts mehr zu sagen hätte.

Vizekanzler Werner Kogler, der der SPÖ Hysterie im Zusammenhang mit der Teuerung attestiert hatte, richtete Rendi-Wagner aus: "Kommen Sie endlich von Ihrem hohen, grünen Ross runter!"

Ludwigs Schirm

Ludwig näherte sich Rendi-Wagner sodann von hinten mit einem Schirm an - um sie vor dem beginnenden Regen zu schützen. "Jetzt fühle ich mich wirklich sicher", freute sich die Parteichefin. Ludwigs schwarzer Schirm wurde dann aber - unter dem Gelächter der anwesenden Roten - durch einen roten Schirm ersetzt. "Solange es kein grüner oder türkiser Schirm ist...", meinte Rendi-Wagner.

Es könne "uns völlig egal sein, was die Grünen und die ÖVP von uns denken", meinte die Parteichefin. Es gehe nur darum, was die Bevölkerung denke. Laut einer neuen Sonntagsfrage für die APA und ATV liegt die SPÖ mit 26 Prozent gleichauf mit der ÖVP. In der Kanzlerfrage liegt Rendi-Wagner allerdings deutlich hinter ÖVP-Chef Karl Nehammer.

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Aufmärsche und Verkehrsbehinderungen

Der Wiener Ring wurde um 7:45 Uhr für die Aufmärsche gesperrt. Wer in die Innenstadt pendelt, kann sich also auf lange Wartezeiten gefasst machen, auch Öffis werden umgeleitet. Im Wiener Prater fand zudem ab 11 Uhr das Praterfest statt.

Zudem kommt es zu zahlreichen Demos. So sind drei Versammlungen der Corona-Maßnahmengegner angemeldet. Ab 15.30 Uhr ist eine Ringrunde gegen die Fahrtrichtung geplant. Um diese Uhrzeit sollte der Mai-Marsch am Ring schon vorbei sein. 

Ab 16.30 Uhr marschieren etwa 1.400 Teilnehmer der "MayDay"-Kundgebung vom Sigmund-Freud-Park Richtung Maria-Theresien-Straße – Liechtensteinstraße – Währinger Gürtel – Gentzgasse – Hernalser Hauptstraße bis zum Yppenplatz.