Politik/Inland

"Schnapsidee": Heftige SPÖ-Kritik an ÖVP-Lehrerplänen

Bundeslehrer, die älter als 60 sind, sollen frei entscheiden können, ob sie an ihren Schulen unterrichten oder zuhause bleiben - auch ohne Vorerkrankungen. Diese Freistellung "aus Gründen des Alters" gilt bis 31. Mai. Dauert die Corona-Krise länger, kann die Maßnahme bis Ende des Schuljahres verlängert werden. 

Diese Regelung soll laut dem Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) von den Bildungsdirektionen analog auch für die Landeslehrer angewandt werden.

Kaiser, der formal auch Präsident der Bildungsdirektion ist, warnt angesichts dessen vor einer "Zwei-Klassen-Gesellschaft".

Kaiser "fassungslos"

Gegenüber der APA zeigte sich Kaiser "fassungslos" über die Empfehlung aus einem Informationsschreiben des Bildungsministeriums an die Bildungsdirektionen, die "quasi einer Anweisung an die Länder gleichkommt", diese Regelungen auch auf die Landeslehrer anzuwenden. 

Würden alle Lehrer über 60 diese Möglichkeit zur Freistellung nutzen, könnte man in Kärnten wegen der Altersstruktur unter den Pädagogen den Unterricht nur schwer abhalten, warnt Kaiser.

"Diese völlig unüberlegte und in keinster Weise besprochene Regelung schafft einmal mehr pures Chaos und gefährdet nicht nur den Unterricht unserer Kinder und Jugendlichen, sondern könnte auch dramatische Auswirkungen auf den gesamten Wirtschaftsstandort Österreich haben“, so Kaiser in einer Aussendung.

"Alle gleich behandeln"

Die Folge dieser "im offenbar stockdunklen Kämmerlein eines ÖVP-Ministeriums geborenen Schnapsidee" wäre eine völlig ungerechtfertigte Ungleichbehandlung von älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Kaiser verweist dabei auf den öffentlichen Dienst, wo es etwa Mitarbeiter in den Krankenanstalten gebe, die ebenfalls über 60 und weit exponierter seien.

Auch mit Blick auf die gesamte Gesellschaft könne es nicht sein, dass einer "privilegierten Gruppe von höchster Stelle angeraten würde, sie kann daheimbleiben, weil sie über 60 ist und sonst nichts, und andere müssen arbeiten", so Kaiser. "Es müssen alle gleich behandelt werden."

"Verständlicherweise werden Gewerkschaft und viele über 60-Jährige in anderen Berufssparten eine Gleichbehandlung einklagen. Warum auch sollten sie sich von einer ÖVP-Grünen-Bundesregierung zu Menschen zweiter Klasse degradieren lassen“, ergänzt Kaiser

Kaiser fordert die Bundesregierung dazu auf, geplante Regelungen, Verordnungen und dergleichen zuerst mit Experten und Landeshauptleuten zu beraten, bevor ein "völlig widersinniger Murks dabei herauskommt!“

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