Politik/Inland

Rendi-Wagner will in SPÖ umrühren: Drozda statt Schieder?

Der Rückzug von Christian Kern als SPÖ-Chef löst eine größere Personalrochade aus. Zwar hat sich Pamela Rendi-Wagner überraschend schnell als neue Parteichefin durchgesetzt, aber intern stehen bei weitem nicht alle Genossen so geschlossen hinter ihr, wie sie es nach außen hin glauben machen wollen. Skeptiker gibt es in der Gewerkschaft und in der Wiener SPÖ, vor allem in der Außenbezirks-Fraktion von Bürgermeister Michael Ludwig. Die urbanen Innenbezirke stehen an Seite, sie war auch Spitzenkandidatin bei der Nationalratswahl im Wahlkreis Wien-Innen-West.

Schieder gewählt

Rendi-Wagner wird die SPÖ personell umbauen. Viele Posten hat sie als Oppositionsführerin nicht zu vergeben, es sind genau zwei: den Posten des geschäftsführenden Klubobmanns und die Bundesgeschäftsführung. Andreas Schieder ist als geschäftsführender Klubobmann für die gesamte Periode vom Klub gewählt und hat sich bereits über den zu raschen Personalwechsel an der Bundesspitze beschwert. Das dürfte damit zu tun haben, dass Rendi-Wagner dem Vernehmen nach Thomas Drozda lieber an Schieders Stelle im Parlamentsklub hätte. Drozda ist eloquent und ein politischer Vollprofi, er war lange Jahre im Kabinett von Altkanzler Franz Vranitzky und unter Kanzler Kern Kultur- und Koordinierungsminister. Drozdas Kabinettschef im Ministerium war übrigens Botschafter Michael Rendi, Ehemann der designierten SPÖ-Chefin.

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In der Parteizentrale dürfte Rendi-Wagner eine der beiden Bundesgeschäftsführer ablösen. Max Lercher hat das Vertrauen der Bundesländer und dürfte bleiben, aber Andrea Brunner von der Frauenorganisation könnte getauscht werden.

Ludwigs Forderung

Anhand ihrer Personalbesetzungen wird zu ermessen sein, wie stark Rendi-Wagner in der SPÖ tatsächlich ist. Wenn sie bereits vor ihrer Wahl zur Vorsitzenden nicht ihr Wunschpersonal durchbringt, wäre das ein Start mit einer Niederlage. Offen ist auch, inwieweit sie an die Wiener Ludwig-Fraktion Zugeständnisse machen muss. Der Bürgermeister hatte, nachdem er von Rendi-Wagners Nominierung offensichtlich überrumpelt war, eine Teamlösung verlangt, sprich: Personalforderungen erhoben. Kern hatte darauf repliziert, Rendi-Wagner müsse "völlig freie Hand" bei der Personalwahl haben.

Am Montag sicherte Ludwig der neuen Obfrau allerdings demonstrativ Unterstützung zu. "Es gibt keine negativen Stimmen in der SPÖ Wien. Sie braucht sich keine Sorgen machen", sagte der Wiener Bürgermeister. Man wolle die neue Vorsitzende nur noch besser kennenlernen. 

Die burgenländische SPÖ hat sich unterdessen am Montag bei einer außerordentlichen Sitzung des Landesparteivorstands offiziell und einstimmig für Rendi-Wagner ausgesprochen.

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