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Pride-Parade: Chronologie des Feierns im Zeichen des Regenbogens

Jedes Jahr werden im Juni Bänke bunt eingefärbt und Regenbogenflaggen gehisst. Das Highlight des "Pride-Months" Juni, der die sexuelle Vielfalt feiert und ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen soll, ist die "Pride-Parade". In Wien zieht diese am kommenden Samstag um den Ring, 2022 nahmen über 250.000 Menschen daran teil. Die ausgelassene Stimmung soll aber eines nicht in den Hintergrund geraten lassen, werden Veranstalter nicht müde zu betonen: Die Pride ist Akt des Protests.

Das ist auf den ersten Blick oft gar nicht so schnell zu erkennen. Denn bei der Pride feiern, trinken und tanzen sich Hunderttausende durch die Innenstädte vieler Länder und färben diese für einen Tag bunt. Ganz so ausgelassen war diese Demonstration freilich nicht immer, bedenkt man, dass die erste Parade in New York 1970 stattfand, ein Jahr bevor Homosexualität in Österreich grundsätzlich legalisiert wurde.

Bei welchen Veranstaltungen Sie heuer in Wien Pride zelebrieren können

Razzia in Christopher Street gilt als Beginn

Gesetze, die Homosexualität unter Strafe stellten, gab es in den 1960ern in vielen Ländern, so auch in den USA. Als "Ursprungsort" des Widerstands der LGBTIQ+-Community gegen die Diskriminierung gilt eine Bar in Manhatten. Bars, die als Treffpunkte für Homosexuelle und transidente Personen bekannt waren, bekamen keine Ausschankerlaubnis für Alkohol. Die staatlichen Restriktionen wurden regelmäßig durch Polizeirazzien kontrolliert, bei denen es immer wieder zu Schikanen und Übergriffen gegen Personen der Community kam. So auch in der Nacht auf den 28. Juni 1969, als Polizisten eine Razzia im "Stonewall Inn" in der Christopher Street durchführten.

Protest für sexuelle Freiheit

Anders als bei vorhergegangen Razzien flüchteten die Besucher und Besucherinnen der Bar nicht vor der Polizei, sondern warfen Gläser, Flaschen und Steine. Die Polizei verbarrikadierte sich daraufhin im Inneren der Bar. Erst eine Spezialeinheit konnte die Situation unter Kontrolle bringen. Zeitungsberichten vom 29. Juni 1969 zufolge wurden in der Nacht vier Polizisten verletzt und 13 Personen verhaftet. In den darauffolgenden Tagen kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Führende Rollen dabei bildeten Schwarze, Dragqueens und Transpersonen. Immer mehr Menschen der LGBTIQ-Community versammelten sich daraufhin vor dem "Stonewall Inn" und zeigten ihre Sexualität und Geschlechtsidentität öffentlich.

Vom Liberation-Day zur Regenbogen-Parade

Am ersten Jahrestag dieses Aufstandes gegen die Polizeigewalt organisierten Mitglieder der Community den "Christopher Street Liberation Day", um an die Ereignisse zu erinnern. An dieser ersten Parade nahmen etwa 4.000 Personen teil. In den folgenden drei Jahren verdreifachte sich die Zahl der Teilnehmenden. Personen der LGBTIQ-Community in den USA und Europa folgten dem Beispiel, und organisierten rund um den Jahrestag Paraden, vorerst unter dem Namen "Christopher Street Liberation Day", später setzte sich in den USA die Bezeichnung "Gay Pride" durch. Die erste "Regenbogenparade" in Berlin fand 1979 statt, fünf Jahre danach die erste Wiener "Gay-Pride-Demo", 1996 die erste große Regenbogenparade rund um den Ring.

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Demonstration für Diskriminierungsschutz

Aus den Ausschreitungen und Protesten der späten 1960er-Jahren wurde ein Fest, das "die Liebe feiert", so das Motto einiger Veranstaltungen. Zu den Paraden in Wien und anderen Großstädten kommen mittlerweile Hunderttausende, sowohl Personen der Community als auch Unterstützer und Unterstützerinnen. Bei all der Feierstimmung soll trotzdem nicht vergessen werden, dass die Pride eine Demonstration ist. So werden auch am Samstag Transparente und Rufe auf Forderungen der LGBTIQ-Community, etwa das Verbot von Konversionstherapien oder gesetzlichen Diskriminierungsschutz im Privaten, aufmerksam machen.

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