Vorzugsstimmen: Kein Comeback für Sachslehner im Bund
Von ihren Parteien eher stiefmütterlich behandelt, machten sich einige Kandidaten für die Nationalratswahl auf Vorzugsstimmenjagd. Ihr Ziel: Genug Stimmen sammeln, um von ihren schlechten Plätzen auf den Landeslisten vorzurücken und doch noch ein Mandat im Nationalrat zu ergattern. Drei davon hat der KURIER im Sommer porträtiert.
Laura Sachslehner, die von der ÖVP-Landespartei auf den aussichtslosen 23. Platz gesetzt worden war, hat nur 709 Vorzugsstimmen bekommen, in ihrem Regionalwahlkreis kamen noch 1.039 dazu. Für ein Mandat im Nationalrat reicht das bei Weitem nicht - das Comeback der 30-Jährige im Bund ist missglückt. Sachslehner hatte sich nach Unstimmigkeiten mit der Parteispitze 2022 als Generalsekretärin zurückgezogen und ist Gemeinderätin in Wien.
Zum KURIER sagt sie am Tag nach der Wahl: "Mit insgesamt 1.748 Vorzugsstimmen darf ich mich für eines der stärksten Ergebnisse in ganz Wien bedanken. Dieses Vertrauen gilt es jetzt für einen klaren Mitte-Rechts-Kurs innerhalb und außerhalb der Volkspartei zu nutzen."
Nikolaus Kowall, roter Parteirebell und enger Unterstützer von SPÖ-Chef Andreas Babler, kommt im Landeswahlkreis auf beachtliche 7.411 Vorzugsstimmen - und verbucht damit die zweitmeisten Stimmen nach der Grünen Alma Zadic (mit 8.085).
Im Regionalwahlkreis bekam der stellvertretende Bezirksparteivorsitzende der SPÖ Wien-Alsergrund noch einmal 2.978 Vorzugsstimmen. Offen ist, wie viele Vorzugsstimmen Kowall im Bund hatte. Im Land startete er von Platz 20, im Bund von Platz 27.
Kowalls Kandidatur richtete sich explizit gegen Parteikollegin Doris Bures, zweite Nationalratspräsidentin. Dass sie auf Platz eins der Wiener Landesliste gereiht wurde, zeige, dass die Wiener SPÖ nicht an einer Erneuerung interessiert sei.
Bures selbst startete dann eine eigene Kampagne, die als Antwort auf Kowall gedeutet wurde. Sie ergatterte in Wien 3.478 Stimmen und im Wahlkreis "Wien Süd West" 6.151.
Leo Lugner (vormals Kohlbauer) dürfte den Einzug via Vorzugsstimmen knapp verpasst haben, wie er zum KURIER sagt. Er schaffte über die Wiener Landesliste nur 2.037 Vorzugsstimmen, im Regionalwahlkreis kam er auf 3.853.
Der Ex-FPÖ-Gemeinderat und Mariahilfer Bezirksparteichef startete im Bund aber auf Platz 25 - und hat noch Chancen, regulär über die Bundesliste in den Nationalrat einzuziehen.
Nicht extra bemüht und trotzdem weiter vorn
Für Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger stimmten 2.469 Wähler. Bei der ÖVP war Nico Marchetti mit 1.186 Stimmen am erfolgreichsten.
Auch in den Regionalwahlkreisen ragt die Grüne Justizministerin Zadic heraus. Dort holte sie in "Wien Süd-West" immer noch 7.090 Vorzugsstimmen. SPÖ-Klubvize Julia Herr kam auf 3.790.
Ebenfalls gute Erfolge erzielten z.B. SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer mit 3.579 in "Wien Innen-Süd" oder der freiheitliche Spitzenkandidat in Wien, Harald Stefan in "Wien Süd" mit 2.957 Vorzugsstimmen.
Im Regionalwahlkreis "Wien Nord" versuchte SPÖ-Mediensprecherin Muna Duzdar eine Vorzugsstimmen-Kampagne, blieb mit 2.405 Stimmen aber hinter der dort erstgereihten Pia Maria Wieninger, die 2.919 holte.
Noch stärker war der Listenerste der FPÖ im Wahlkreis Martin Graf mit 3.244 persönlichen Stimmen. Auch nicht schlecht war das Ergebnis der dortigen ÖVP-Spitzenkandidatin Gudrun Kugler mit 2.107 Vorzugsstimmen.
Seitens der ÖVP den meisten Grund zur Freude in den Regionalwahlkreisen hatte Wolfgang Gerstl, der in "Wien Süd-West" von 2.620 Personen unterstützt wurde.