Tirols SPÖ-Chef Dornauer zum Rücktritt aufgefordert
Von Christian Willim
Nach den vielen negativen Schlagzeilen, die Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer in den vergangenen Wochen produziert hat, kocht der Unmut nun bei den eigenen Genossen über. Die SPÖ-Jugendorganisationen, die mit zwei Sitzen im 21-köpfigen Landesparteivorstand vertreten sind, wollten dort am Montag zunächst sogar einen Misstrauensantrag gegen Dornauer stellen.
Nach einem Gespräch mit dem Parteivorstand rücken die jungen Rebellen davon zwar ab. "Aber wir werden ihn zum Rücktritt auffordern", sagt Christina Kaiser von der Sozialistischen Jugend Tirol zum KURIER. Es reiche, wenn es fast jede Woche einen Skandal gibt.“
Gemeinsam mit der Aktion Kritischer Schüler (AKS) und dem Verband Sozialistischer Studenten Tirol (VSStÖ) erklärte Kaiser am Mittwoch in einer Aussendung, dass das umstrittene Interview Dornauers mit dem rechten Magazin „Info Direkt“, das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Immer mehr Kritiker
Der Tiroler SPÖ-Chef hat aber nicht nur ein Problem mit rebellischen Jugendorganisationen. Wie die TT am Mittwoch berichtete, rücken auch die sozialdemokratischen Freiheitskämpfer mit Landtagsabgeordneter Elisabeth Fleischanderl offensiv gegen Dornauer aus, in der Gewerkschaft wachse der Unmut ebenfalls.
„Es reicht“, heißt es auch in einem von Fleischanderl und der Führung der sozialdemokratischen Freiheitskämpfer verfassten Schreiben. „Wer geglaubt hat, dass Du mit deinen Beteuerungen und Versprechungen nun aufgehört hast, das Image der Sozialdemokratischen Partei weiterhin so massiv mit Wortmeldungen und Aktionen zu schädigen, wird durch dein heute bekanntgewordenes Interview leider eines Besseren belehrt“, wird die aktuelle Stimmung unter den Tiroler Genossen ausgedrückt.
Mehr Inhalte gefordert
Mit seinem Interview habe er dieses „rechtsextreme Magazin“ auf Augenhöhe gehoben, und da gehöre dieses Machwerk nicht hin, wird noch hinzugefügt. Schlussendlich wird Dornauer aufgefordert, „endlich gemeinsam mit der Partei Inhaltliches zu veröffentlichen“.
Georg Dornauer sieht dem Landesparteivorstand im Gespräch mit dem KURIER gelassen entgegen. "Ich fühle mich durch den Zuspruch von innerhalb und außerhalb der Partei bestätigt", sagt er. Im persönlichen Gespräch mit Tirols ÖGB-Vorsitzenden und ebenfalls Landtagsabgeordnetem Philip Wohlgemuth habe dieser bestätigt, dass "zwischen uns nicht das buchstäbliche Blatt Papier Platz hat".
Wohlgemuth ortet hingegen durchaus „Diskussionsbedarf über diverse Geschehnisse". Die sozialdemokratischen Gewerkschafter würden sich aber „nicht an Personaldebatten in der Öffentlichkeit beteiligen“.
Klärendes Gespräch
"Kritik ist immer gut und ich nehme sie auch ernst", beteuert Dornauer zu den öffentlich gewordenen Aussagen. "Nicht erfreut" ist Dornauer, dass "die Debatte öffentlich ausgetragen wird" - noch dazu wenige Wochen vor der Nationalratswahl.
Er gesteht ein, dass er in den vergangenen Wochen durchaus Fehler gemacht habe. "Aber wo gearbeitet wird, fallen Späne." Vor der Sitzung am Montag hält er fest: "Ein Landesparteivorstand kann einen Vorsitzenden nicht abwählen." Der 36-Jährige glaubt aber ohnehin eine breite Mehrheit hinter sich.