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Matura geschafft – aber wie geht’s weiter?

Als Personalberater Günther Tengel kürzlich in einer Schulklasse stand, da stellte er den Maturanten zwei große Fragen. „Worauf freut ihr euch nach dem Abschluss am meisten? Und wovor habt ihr die größte Angst?“

 

Sekunden verstrichen, dann zeigte ein junger Mann auf und sagte: „Am meisten freue ich mich darauf, dass ich nach der Matura alle Chancen der Welt habe.“ Und die größte Angst? „Dass ich alle Chancen der Welt habe.“

 

In der gewitzten Antwort des jungen Mannes steckt viel Wahres. Denn wie ihm geht es vielen der rund 45.000 Schüler, die demnächst ihre Schulkarriere mit der Matura abschließen.

Was also tun, damit Berufs- und Karrierewahl möglichst gelingen?

 

Der KURIER versucht einen Überblick und einige Hilfestellungen zu geben.

„Aus unserer Erfahrung beginnt nach der Matura eine besonders herausfordernde Lebensphase, weil man die richtige Entscheidung für den weiteren Lebensweg treffen muss“, sagt Christa Schnabl, Vizerektorin der Universität Wien. „Die Schulzeit war eng definiert. Jetzt steht man vor einer wirklich freien Entscheidung. Das war vor zwanzig oder vierzig Jahren auch so. Aber heute gibt es eine Fülle an neuen Berufsmöglichkeiten.“

Das sieht auch Personalberater Tengel so: „Nicht die begrenzten Möglichkeiten, sondern die Grenzenlosigkeit der Möglichkeiten ist heute die Herausforderung.“

Konfuzius

Wie findet man nun unter all den Ausbildungswegen den richtigen?

Der Personalberater Othmar Hill bemüht einen alten Satz, der Konfuzius zugeschrieben wird: „Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben zu arbeiten.“

Soll heißen: Die Frage, welche Jobs viel Geld versprechen, sollte nicht im Zentrum stehen, sondern eher vorhandene Neigungen. Sowohl Hill als auch Tengel sind sicher: Welche Berufe in 20 Jahren gut bezahlt sind, kann niemand sicher beantworten – gesellschaftlicher Fortschritt ist im Detail nicht vorhersehbar. „Jedes Jahr“, sagt Hill, „entstehen 200 völlig neue Berufe.“

 

Dessen ungeachtet, sagt Tengel, sei es aber kein Fehler, für sich persönlich geeignete Berufsfelder abzustecken – und auf die „Bipolarität der Arbeitswelt“ zu achten.

Was bedeutet das? Junge Menschen sollten nicht fragen, ob sie eher technisch oder sozial orientiert sind. „Es geht nicht um ein ,Entweder-oder’, sondern um ein ,Sowohl-als-auch’.“

Tengel bringt ein Beispiel: „Wenn sich jemand für Physiotherapie interessiert, soll er diese Ausbildung ruhig machen. Ideal aber wäre, wenn man sich in einem ganz anderen Bereich Wissen aneignet, etwa zusätzlich kaufmännische Grundlagen. Dann hat der Betroffene später gute Karten, wenn er eine Gruppenordination gründen oder darin einsteigen will.“

Universität oder FH

Eine der schwierigsten Fragen ist, ob man sich bei einem Studium für die Universität oder doch für die Fachhochschule entscheidet.

„Die Frage ist, welcher Lerntyp man ist. Fachhochschulen arbeiten ähnlich wie Schulen, Unis setzen deutlich mehr Eigenverantwortung voraus. Da muss man sich selbst gut organisieren und motivieren können“, sagt Vizerektorin Schnabl.

 

Zudem seien Fachhochschulen stärker an der Berufspraxis orientiert, während eine Uni-Ausbildung mehr wert auf Grundlagen und vertiefendes Wissen lege. Die Ausnahme von der Regel sind Fächer wie Pharmazie oder das Lehramt – sie entsprechen konkreten Jobs.

Wer studieren will, sollte sich jedenfalls beeilen. Es naht an vielen Unis für einige Studien das Ende der Registrierungsfrist – in Wien am Mittwoch, dem 15. Mai , für Jus, Anglistik, Chemie, und eine Reihe anderer Studien wie Betriebswirtschaft, Informatik oder Publizistik. Für zehn weitere Studien mit Aufnahmeverfahren endet die Frist am 15. Juli.