Über Umwege ins Klassenzimmer
Von Ute Brühl
Patrick Mayer ist einer von Hunderten Quereinsteigern und hat jetzt sein erstes Schuljahr als Lehrer in der Modularen Mittelstufe Aspern hinter sich.
Er ist ein bisschen wehmütig: „Schade, dass das Jahr vorbei ist. Meine vierte Klasse muss ich verabschieden, nachdem ich eine gute Beziehung zu ihnen aufgebaut habe.“
Der Einstieg sei nicht ganz einfach gewesen, erinnert er sich: Nicht nur, dass er neben einer vollen Lehrverpflichtung noch den Master machen muss: „Die Schülerinnen und Schüler haben insbesondere am Anfang ihre Grenzen ausgetestet. Ruhe ins Klassenzimmer zu bekommen, ist eine der größten und wichtigsten Aufgaben eines Pädagogen. „Geholfen hat mir dabei die schulinterne Teacher Academy“, erzählt Mayer.
Tipps von Profis
Quereinsteiger und Berufsanfänger erhalten in der Asperner Mittelschule einmal pro Woche Tipps zu Themen, die auch in den Pädagogischen Hochschulen oft nur am Rande unterrichtet werden: „Wie führe ich Elterngespräche? Wie gehe ich mit Störungen im Unterricht um? Wie erstellt man Arbeitsblätter?“
Mayers Weg in die Schule war einer mit Umwegen: „Ich habe Drucktechniker gelernt, später die Matura nachgemacht, mit dem Volksschullehramt begonnen, dann Bildungswissenschaften und Soziologie studiert.“
Quereinsteiger erhalten das System
Doch nicht alle Quereinsteiger werden gut aufgenommen. Vielen schlägt Skepsis entgegen, manchmal kommen in den Lehrerzimmern sogar Unstimmigkeiten auf, wie Pflichtschulgewerkschafter Thomas Krebs rückgemeldet bekommt: „Es gibt Sondervertragslehrer, die gerne ein Lehramtsstudium gemacht hätten, aber sich aufgrund der Länge und der Praxisferne des Studiums dagegen entschieden haben. Sie erhalten trotzdem nicht viel weniger Gehalt als ausgebildete Lehrkräfte.“ Das kann für Unruhe sorgen.
Das Problem: Ohne Quereinsteiger ist das System nicht mehr aufrechtzuerhalten: „Neben diesen haben wir Studierende aus dem 2. Semester, die allein in einer Klasse sind. Die haben auch noch keine pädagogische Ausbildung.“
Eine Wiener Volksschuldirektorin sieht das ähnlich: „Junge Studierende und Quereinsteiger, die zuvor Freizeitpädagogen waren, alleine in eine Klasse zu stellen, kann nicht funktionieren.“ Anders sei das, wenn diese als Teamlehrer arbeiten. Mehr Unterstützung wünscht sie sich von den Hochschulen: „Studenten sollten Studium und Arbeit besser vereinbaren können.“