Politik/Inland

Kopftuchverbot, Ziffernnoten & Co.: Das bringt das neue Schuljahr

In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland geht es am 2. September los, in den restlichen Bundesländern eine Woche später: Rund 85.400 Kinder werden im Schuljahr 2019/20 das allererste Mal die Schulbank drücken und eine erste Klasse Volksschule besuchen.

Das anstehende Schuljahr 2019/20 bringt zahlreiche Neuregelungen, unter anderem in der Notengebung und beim Sitzenbleiben; ebenso kommt ein Kopftuch-Verbot an den Volksschulen. Weiters: Alle neu eintretenden Lehrer fallen nach Auslaufen einer Übergangsfrist ins neue Dienstrecht. Für die Neuen Mittelschulen wird es ein Übergangsjahr: Reformen wie zwei Leistungsniveaus ab der 2. Klasse treten stufenweise in Kraft.

Am spürbarsten werden die Neuerungen dieses Schuljahrs an den Volksschulen. Dort werden ab dem zweiten Semester der 2. Klasse wieder verpflichtend Ziffernnoten eingeführt - gleichzeitig wird aber in allen Klassen zumindest zusätzlich alternativ beurteilt. Außerdem können Schüler grundsätzlich ab der zweiten Klasse wieder sitzenbleiben. Zudem werden alle Eltern zu Bewertungsgesprächen über Leistungsstärken und Leistungsstand eingeladen, bei Bedarf können Schüler auch zu Förderunterricht verpflichtet werden.

Ebenfalls neu an den Volksschulen: Untersagt wird ganz generell "das Tragen weltanschaulich oder religiös geprägter Bekleidung, mit der eine Verhüllung des Hauptes verbunden ist". Begründet wird dies mit "der sozialen Integration von Kindern gemäß den lokalen Gebräuchen und Sitten, der Wahrung der verfassungsrechtlichen Grundwerte und Bildungsziele der Bundesverfassung sowie der Gleichstellung von Mann und Frau". Bei einem Verstoß droht eine Strafe bis zu 440 Euro.

Zwei Leistungsniveaus

An den Neuen Mittelschulen (NMS) gibt es künftig ab der sechsten Schulstufe zwei unterschiedliche Leistungsniveaus ("Standard" und "Standard-AHS"). Diese lösen die bisher ab der siebenten Schulstufe bestehende Differenzierung in "grundlegende Allgemeinbildung" und "vertiefende Allgemeinbildung" ab. Die siebenteilige NMS-Notenskala wird abgeschafft, an ihre Stelle treten zwei vom System her ähnliche, einander überlappende je fünfteilige Skalen. Schulautonom erhalten die NMS auch die Möglichkeit, zur Leistungsdifferenzierung ab der sechsten Schulstufe in Deutsch, Mathe und Englisch dauerhafte Gruppen einzurichten - wobei auch während des Schuljahrs zwischen den Gruppen gewechselt werden kann. Einschränkung: Die Maßnahmen an den NMS können zwar ab heuer eingeführt werden, verpflichtend sind sie erst ab 2020/21.

Neu ist auch die Wiedereinführung eines freiwilligen zehnten Schuljahres an den Polytechnischen Schulen für Schüler, die ihr neuntes Schuljahr an einer AHS oder einer berufsbildenden mittleren und höheren Schule (BMHS) nicht erfolgreich abgeschlossen haben. Eine ähnliche Regelung gibt es bereits für im letzten Pflichtschuljahr an einer NMS oder am Poly gescheiterte Jugendliche.

Mit dem Schuljahr 2019/20 verlieren außerdem neu in den Schuldienst eintretende Lehrer das Wahlrecht zwischen altem und neuem Lehrerdienstrecht. Das neue System bringt eine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung auf grundsätzlich 24 Stunden sowie höhere Anfangsgehälter bei einer flacheren Gehaltskurve. Außerdem vorgesehen sind neue Regeln für Zulagen, verpflichtende Fortbildung für alle Lehrer außerhalb der Unterrichtszeit, eine Neugestaltung des Berufseinstiegs sowie ein Ende der Pragmatisierung bei gleichzeitiger Beibehaltung eines erhöhten Kündigungsschutzes.

Eine weitere Neuerung in diesem Schuljahr betrifft die Taferlklassler des Schuljahrs 2020/21. Bei der Schuleinschreibung Anfang 2020 gelten erstmals einheitliche Kriterien für die Feststellung der Schulreife. Grund dafür war die unterschiedliche Praxis in den einzelnen Bundesländern: Im Burgenland und in der Steiermark wurden zuletzt so gut wie keine Kinder wegen mangelnder Schulreife einer Vorschulklasse zugewiesen, in Vorarlberg waren es dagegen 16 und in Salzburg fast 20 Prozent.

Die wichtigsten Termine

Schulstart ist in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland am 2. September, in den anderen Bundesländern geht es am 9. September los. Ein Blick auf den Terminkalender zeigt dabei: Die Feiertage fallen im Herbst ungünstig, ab dem Winter dafür recht gut. Einheitliche Herbstferien zwischen Nationalfeiertag und Allerseelen gibt es heuer noch nicht.

Die Schaffung von bundeseinheitlichen Herbstferien zwischen Nationalfeiertag (26. Oktober) und Allerseelen (2. November) ist zwar bereits gesetzlich beschlossen. Die Regelung tritt aber erst im Schuljahr 2020/21 in Kraft. Für das heurige Schuljahr haben die Bundesländer zwar die Möglichkeit erhalten, die Einführung vorzuziehen - sie haben davon aber keinen Gebrauch gemacht. Ausnahme ist Vorarlberg, wo es schon seit Jahren aufgrund landesgesetzlicher Regelungen einheitliche Herbstferien gibt.

Daher gilt nach wie vor: Herbstferien können nur "künstlich", also durch den Einsatz "schulautonomer" Tage geschaffen werden. Für diese gilt eine etwas unübersichtliche Regelung: Zwei dieser Tage werden vom jeweiligen Bundesland zentral (aber eben nur im jeweiligen Bundesland) freigegeben, die anderen zwei (Pflichtschulen) bzw. drei (höhere Schulen) von der jeweiligen Schule.

Der Nationalfeiertag am 26. Oktober fällt diesmal ungünstig auf einen Samstag, Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November) auf Freitag und Samstag. Für durchgehende Herbstferien müssen also zusätzlich vier Tage (Montag bis Donnerstag) freigegeben werden. Das können die Schulen nicht aus eigener Kraft tun, sondern sind auf die Mithilfe "ihres" Bundeslands angewiesen. Am einfachsten macht ihnen das Wien, das als einziges Land seine zentral vorgegebenen "schulautonomen" Tage auf den 30. und 31. Oktober gelegt hat.

Ungünstig auf den Sonntag fällt heuer Maria Empfängnis (8. Dezember). Dafür beginnen die Weihnachtsferien bereits am 21. Dezember und dauern bis 6. Jänner (Heilige Drei Könige). Dafür sorgt eine Regelung im Schulzeitgesetz, das den 23. Dezember automatisch für schulfrei erklärt, wenn er wie heuer auf einen Montag fällt.

Die Semesterferien 2020 finden in Wien und Niederösterreich von 3. bis 9. Februar statt. Im Burgenland, in Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg fallen sie auf 10. bis 16. Februar, in Oberösterreich und der Steiermark auf 17. bis 23. Februar.

Osterferien haben die Schüler einheitlich vom 4. bis 14. April. Der Staatsfeiertag am 1. Mai fällt auf einen Freitag und bringt ein verlängertes Wochenende. Ab Ende Mai erledigt sich das Schuljahr mit langen Wochenende dafür fast von selbst: Auftakt ist am 21. Mai mit Christi Himmelfahrt, der darauffolgende Fenstertag ist in den meisten Bundesländern als zentraler "schulautonomer" Tag freigegeben worden. Es folgen am Wochenende darauf Pfingsten (30. Mai bis 2. Juni) und Fronleichnam (11. Juni) samt in den meisten Ländern freiem Freitag (12. Juni) darauf.

Offiziell endet das Schuljahr dann am 4. Juli in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland sowie am 11. Juli in den anderen Bundesländern. Schulbeginn ist dann wieder am 7. bzw. 14. September 2020.

Weitere wichtige Termine im Schuljahr 2019/20: Der Stundenplan muss bereits am zweiten Schultag (3.9. bzw. im Westen 10.9.) stehen, die Anträge auf Schülerbeihilfe bis 31. Dezember eingebracht werden. Für Maturanten wird es wieder Anfang Mai ernst: Die zentrale schriftliche Reifeprüfung an AHS und den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) findet von 5. bis 13. Mai 2020 statt.