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FPÖ-Chef Kickl zu Mölzer in Afghanistan: "Ich schließe Ausschlüsse nicht aus"

Am Hartberger Oktoberfest, entriert FPÖ-Chef Herbert Kickl, kommenden Sonntag soll die blaue Herbstoffensive starten.

Doch Kickl startet seine Pressekonferenz Mitte der Woche mit dem SPÖ-Leak und dem Sora-Institut. Er ortet "Silberstein-Methoden" bei der SPÖ und sagt Richtung ORF "so viel zum Thema Objektivität".

Man stelle sich nur vor, so Kickl, das Papier wäre nie publik geworden. Die Verquickung von Sozialwissenschaft und Beratung sei nicht zu dulden, vor allem nicht beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Der FPÖ-Chef übt Kritik an Sora, die Wahltagsumfragen und Hochrechnungen für den ORF macht, und an Josef Kalina. Der ehemalige SP-Kanzlersprecher (Viktor Klima) berät politisch und hat mit Unique Research ein Meinungsforschungsinstitut.

Empirische Sozialwissenschaft und Strategieberatung für politische Parteien dürfe es nicht geben, so Kickl.

Dann erklärt der FPÖ-Chef seine "Herbstoffensive". Er sei entspannt und bereit, wie die freiheitliche Partei selbst. "Wir sind bereit, wir sind motiviert - ich ganz besonders", so Kickl, was die kommenden Monate betreffe. "Es wird der heißeste Herbst". 

➤ Mehr dazu: "Glaub an dieses Österreich"

Die ÖVP wolle im März wählen, mutmaßt Kickl. Kanzler Karl Nehammer predige nach seiner "Wald und Wiesen-Rede" (Anm. "Rede zur Zukunft der Nation") nun "Zuversicht und Mut" - doch Botschafter und Botschaft widersprechen einander. Kickl stellt Vergleiche an: Nehammer und Optimismus passe nicht zusammen wie "Putin und Frieden, Teichtmeister und Kinderschutz ... das passt hinten und vorne nicht zusammen".

Im Gegensatz zu Nehammers ausgewähltem Vorbild Leopold Figl führe der ÖVP-Chef Österreich in die Krise. Die türkis-grüne Regierung habe lediglich eine "Zerstörungsbilanz" vorzuweisen, für den 26. Oktober prognostiziert er "Festspiele der Heuchelei" betreffend Österreichs Neutralität. 

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Kanzler Kickl als Familienvater

"Optimismus, Zuversicht und Hoffnung" habe der FPÖ-Chef und hege sie für die kommenden Wochen und Monate. Kickl will mit eigenen Worten für eine "Renaissance des Hausverstandes" eintreten und nennt sich selbst bei dieser Pressekonferenz nicht "Volkskanzler", wie zuletzt, sondern "Bundeskanzler". 

Dieser will er nach der geschlagenen Nationalratswahl sein, gleich einem "guten Familienvater für die Familie Österreich". Generalsekretär Michael Schnedlitz erklärt später, die Partei werden weiters den "Volkskanzler Kickl" propagieren. Nicht nur für Funktionäre und "in die Partei", sondern für "alle, die einen Kanzler aus dem Volk für das Volk wollen".

Im "Heimat Herbst" inszeniert sich die FPÖ in einem Video hemdsärmelig und naturverbunden. Bilder einer Schneiderei werden mit "aus alt mach neu" betitelt, Bilder einer Messerschleiferei mit  "lass mal schleifen" und von Volksfesten mit "volksnah".

FPÖ setzt auf "Geborgenheit, Sicherheit und Verbundenheit"

"Geborgenheit, Sicherheit und Verbundenheit - das alles bündelt der Begriff Heimat Herbst", erklärt FPÖ-Generalsekretär Michael Schedlitz die "über 100 Veranstaltungen". Die FPÖ will die "Volkskultur" hochhalten, mit Vereinen organisiert Interessierten die Möglichkeit bieten, Brauchtum zu erlernen wie Brot backen.

Zwei Monate lang soll die Tour dauern - quer durch alle Bundesländer. "Nachhaltigkeit und Handwerk" werden im Fokus stehen, so Schnedlitz. Immer mit dabei auf Tour soll ein "mobiles Service-Center" sein. Eine Schneiderin, bei der Interessierte einen kaputten Reißverschluss reparieren lassen können, sei ebenso vorgesehen wie ein Messer- und Scherenschleifer, der stumpfe Messer wieder schleift.

Die Heimat Herbst-Tour sei eine logische Folge nach der "Freiheit"-Tour 2022 und der "Neustart"-Tour Anfang 2023.

Herbert Kickl sagt zum Besuch von Andreas Mölzer und Johannes Hübner bei den Taliban: "Ich halte den Besuch bei den Taliban für eine unglaubliche Dummheit. Da mache ich aus meinem Herzen keine Mördergrube." Mehr noch, Kickl hält mehrfach fest: "Die beiden Herren Mölzer und Hübner sind keine FPÖ-Politiker, das waren FPÖ-Politiker. Beide übrigens solche, die schon gestolpert sind." Jetzt seien Andreas Mölzer und Johannes Hübner Polit-Pensionisten. Der Einfluss beider in die Partei sei mit  "0,0 Prozent" zu beziffern. 

Für Kickl kommt dieser Besuch einem "Rentner-Ausflug nach Afghanistan" gleich. "Nur, weil Personen in irgendwelchen TV-Studios auftreten oder als Diskutanten, heißt das noch lange nicht, dass die Personen in einer Partei eine Bedeutung haben." Haben sie nicht, so Kickl. Sie seien Privat-Personen. Kickl werde nach der Rückkehr das Gespräch mit beiden Herren suchen, wie er sagt. Mölzer sei jedenfalls "nicht Chefideologe, nicht Vordenker" der FPÖ. 

Er werde verantwortungsbewusst handeln, so Kickl. Erst mit Hübner sprechen, da dieser weniger lang Polit-Pensionist sei und mit Mölzer. Auf Nachfrage, ob beide Herren auch von der Partei ausgeschlossen werden könnten, sagt Kickl: "Zum Thema Ausschluss schließe ich nichts aus."