Coronakrise: Warum ist das alles notwendig?
Was da draußen vor unseren Türen derzeit passiert, das gab es so in unserer Geschichte noch nie.
Dieser Artikel soll helfen, die Situation zu verstehen und einzuordnen. Es geht um die Frage, warum die Bundesregierung diese beispiellosen Maßnahmen ergreift, die auf den nächsten KURIER-Seiten zusammengefasst sind, und wie lange dieser Zustand anhalten wird.
Infektionen
Zuerst zu den Fakten: Bisher sind exakt 8.167 Personen wegen des Verdachts auf eine Corona-Infektion getestet worden. Mit Stand Sonntag, 15:00 Uhr, waren in Österreich genau 860 Menschen mit dem Virus infiziert. Das sind weniger als 0,01 Prozent der österreichischen Bevölkerung. Am Sonntag wurde der zweite Corona-Todesfall gemeldet.
Die Coronavirus-Krise hat in Österreich weitreichende Einschränkungen des öffentlichen Lebens zur Folge. Für ganz Österreich wurde eine Ausgangsbeschränkung ausgesprochen, in Tirol gilt de facto eine Ausgangssperre.
Daheim bleiben
Die Bundesregierung hat klar kommuniziert, dass man nur noch aus drei Gründen seine Wohnung oder sein Haus verlassen sollte: Um einer unaufschiebbaren Erwerbsarbeit nachzugehen; um dringend notwendige Lebensmittel zu besorgen; um anderen Menschen zu helfen, die das nicht selber können.
Nur die Geschäfte, die wir zum täglichen Leben jedenfalls brauchen und die damit zur „kritischen Infrastruktur“ gehören, bleiben geöffnet. Dazu gehören Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Banken oder die Post.
Dauer der Maßnahmen
Das alles sind beispiellose und einschneidende Maßnahmen, die nicht ewig lange aufrechterhalten werden können. Dennoch sind sie nach einhelliger Meinung der Wissenschaft und der Politik absolut notwendig. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Maßnahmen noch weiter verschärft werden, sofern sie zu wenig Wirkung zeigen.
Um die Frage beantworten zu können, wie lange diese Situation anhalten wird, braucht es zuerst ein Verständnis, warum wir das machen: Ziel all dieser Maßnahmen ist, die Anzahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus so gering wie möglich zu halten. Das ist bisher gar nicht gelungen.
Zu viele Neuinfektionen
Im Durchschnitt gibt es jeden Tag etwa 33 Prozent mehr Corona-Erkrankte als am Tag zuvor. Diese Zunahme ist das eigentliche Problem. Alle Maßnahmen haben vor allem ein Ziel: Die Neuinfektionsrate auf annähernd null zu bringen.
Denn aus 100 Infizierten werden bei einer gleichbleibenden Steigerungsrate von 33 Prozent nach einem Tag 133. Nach drei Tagen schon 177, nach vier Tagen 235. Bei gleichbleibender Rate sind nach zehn Tagen schon 1.298 infiziert. Nach zwanzig Tagen sind das 22.461. Senken wir diese Rate auf nur noch 20 Prozent, dann geht der Wert von 22.461 auf nur 3.833 zurück. So brutal kann ein exponentielles Wachstum sein.
Das heißt also: Eine unkontrollierte Ausbreitung des hochinfektiösen Virus, das um ein Vielfaches tödlicher ist als gewöhnliche Grippeviren, wird die Gesundheitssysteme aller Länder in kürzester Zeit überlasten. Damit ist gemeint: Im schlimmsten Fall könnte die medizinische Versorgung aller Patienten nicht mehr gewährleistet werden.
Menschen, denen im Normalfall mit Hightech- und Intensivmedizin geholfen werden kann, könnten in diesem Fall sterben, weil es zu wenig Intensivbetten und auch zu wenig Ärzte gibt. Das könnte Zehntausende Menschen allein in Österreich betreffen.
Schutz der Älteren
Das einzige Glück ist, dass das Virus Kinder meist verschont. Vor allem die ältere Generation scheint hingegen besonders schlecht mit einer Corona-Erkrankung umgehen zu können. Das gilt es zu verhindern.
Der Coronavirus ist weniger als 100 Nanometer groß, ein Nanometer ist ein milliardstel Meter, es ist also sehr klein. Er wird vor allem über Tröpfcheninfektion übertragen, das kann auch die Atemluft sein, der Virus hält sich aber auch eine Zeit lang auf Händen oder im Gesicht. Beim Kontakt von Mensch zu Mensch ist es also sehr schwierig, ein Überspringen des Virus zu verhindern.
Bei der Familie bleiben
Was hilft, ist jegliche sozialen Kontakte in den nächsten Tagen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.
Sollten Sie gerade überlegen, ob Sie enge Freunde treffen könnten, weil ja niemand infiziert ist: Tun Sie es nicht. Dieses Verständnis von verantwortungsvollem Handeln brauchen wir jetzt. Je schneller sich alle hier lebenden Menschen an die Maßnahmen halten, desto rascher kann die Krise bewältigt werden.
Es wird kein Land schaffen, das Virus zu stoppen und die Ausbreitung zu einhundert Prozent zu verhindern. Alles, was jetzt passiert, hat das Ziel, die Geschwindigkeit der Ausbreitung so weit wie nur irgendwie möglich zu verlangsamen. Jeder, der das Virus in sich trägt, muss wissen, dass er infiziert ist, damit er niemanden mehr anstecken kann und der Infizierte behandelt werden kann.
Deswegen machen wir das hier in Österreich, in Italien und in immer mehr Staaten auf der ganzen Welt.