Rätselhafte Symbolik: Warum trinkt Xi Jinping Tee aus zwei Tassen?
Von Johannes Arends
Am Freitag wurde Chinas Machthaber Xi Jinping vom Volkskongress in eine historische dritte Amtszeit als Präsident gewählt. Das hatte es seit Mao Zedong, Staatsgründer und jahrzehntelang Alleinherrscher der Volksrepublik, nicht mehr gegeben. Eine Überraschung war der Schritt allerdings nicht, der Volkskongress dient nur als Vollzugsorgan der kommunistischen Partei - und die hatte Xi bereits beim Parteitag im Oktober in eine dritte Amtszeit als Vorsitzenden gewählt.
Fast genauso viel Aufmerksamkeit erhielt am Freitag in den sozialen Medien daher eine Eigenart, die beim chinesischen Staatschef seit knapp zwei Jahren zu beobachten ist: Unter den mehr als 3.000 Abgeordneten des Pekinger Volkskongresses ist er der einzige, der seinen Tee nicht aus einer, sondern aus zwei Tassen trinkt.
Pressefotos belegen, dass Xi erst vor knapp zwei Jahren damit begann, sich zwei Tassen servieren zu lassen. Staatsmedien sowie Pressesprecher der chinesischen Regierung erklärten das vermeintlich irrelevante Detail bis heute auch auf Nachfrage nicht. In chinesischen sozialen Medien werden Beiträge zu dem Thema zensiert - wie allerdings fast jede persönliche Diskussion um den Präsidenten in vorauseilendem Gehorsam von Plattformen wie Tiktok, Weibo oder WeChat unterbunden wird.
Machtsymbol oder Schutz vor Gift
Die BBC-Journalisitin Celia Hatton äußerste auf Twitter die Vermutung, dass es sich bei den zwei Tassen schlicht um eine Demonstration von Xis Sonderstellung handeln könnte. So sind politische Großveranstaltungen wie der kommunistische Parteitag oder der Volkskongress in China immer bis in kleinste Detail durchorganisiert und inszeniert. Das zeigt sich unter anderem schon an der Choreographie, in der das Personal den Abgeordneten ihren Tee serviert.
Tee ist schon rein kulturell ein hohes Gut im Reich der Mitte, in dem auch Symbole der Macht historisch stets eine große Rolle spielten. So durfte früher beispielsweise nur der chinesische Kaiser Kleidung in gelber Farbe tragen, um seine Vormachtstellung auf den ersten Blick sichtbar zu machen. Opulente Gewänder wären für Chinas Machthaber in der kommunistischen Ära ein falsches Signal, doch die zwei Teetassen würden auf den ersten Blick signalisieren, wer unter den Tausenden Anwesenden im Raum das Sagen hat, so Hatton.
Eine andere Theorie, die seit knapp zwei Jahren von ausländischen Journalisten vertreten wird, ist, dass beide Tassen jeweils mit Tee befüllt werden, der zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten befüllt und verkostet wurde. So soll Xi besser vor einem Giftanschlag geschützt sein.
Während in Chinas sozialen Medien keine Spekulationen erlaubt sind, wird Xi im Westen für seine zwei Tassen regelmäßig aufs Korn genommen: