Politik/Ausland

"Wir haben maximal 72 Stunden Zeit": Verzweifelte Suche nach U-Boot vor Bali

Die Zeit läuft, und sie läuft gegen die 53 Seeleute an Bord der „KRI Nanggala-402“. Das vermisste indonesische Militär-U-Boot liegt vermutlich 600 bis 700 Meter unter Wasser, also an einem besonders tiefen Meeresabschnitt, wie die Marine am Donnerstag mitteilte. Gebaut ist das Boot, um bis zu einer Maximaltiefe von 250 bis 500 Metern zu tauchen. Jenseits davon ist es, laut Angaben von Experten der Marine, gefährlich.

Ölspuren an der Wasseroberfläche

Der Treibstofftank des vor 40 Jahren in Deutschland gebauten „KRI Nanggala-402“ könnte durch Wasserdruck beschädigt worden sein. Ölspuren an der Wasseroberfläche deuten darauf hin. Sie wurden am Mittwoch an jener Stelle entdeckt an der es in den Morgenstunden des Tages zuletzt Kontakt mit dem U-Boot gab. Der war während einer Angriffsübung mit einem Torpedo auf einmal abgebrochen. Das Boot war zuvor in seinem Heimathafen Surabaya auf der Insel Java in See gestochen und befand sich zu dem Zeitpunkt etwa 95 Kilometer nördlich von Bali. Das knapp 60 Meter lange Boot war Ende der 70er Jahre von dem Unternehmen Howaldtswerke-Deutsche Werft in Kiel gebaut worden.

17 Mann ins Tauchboot

Vier Marineschiffe sind zur Zeit an der Suche beteiligt, zwei weitere, darunter eines aus Malaysia sind unterwegs. Auch Australien hat rasche Hilfe zugesagt. Die größte Hoffnung aber setzt man auf die „MV Swift Rescue“ aus Singapur. Dieses Schiff ist eigens für die Rettung von U-Boot-Besatzungen konstruiert. Es verfügt über ein Rettungs-U-Boot, das innerhalb von 15 Minuten zu Wasser gelassen werden und die Tiefen, in denen das U-Boot vermutet wird, erreichen kann.

Maximal 72 Stunden

Es kann mit jeder Rettungsmission 17 Mann an Bord nehmen und an die Oberfläche bringen. Das Schiff muss bis zur vermuteten Unglücksstelle allerdings 1.500 Kilometer zurücklegen. Ein indonesischer Admiral schätzt, dass die Besatzung „maximal 72 Stunden“ in dem Tauchboot überleben kann: „Wir haben nicht das Equipment, um die Leute zu retten, aber Singapur wohl.“

Sauerstoffkerzen

Die meisten U-Boote sind laut Experten allerdings mit allem ausgerüstet, damit die Crew mindestens sieben Tage überleben kann. Dazu gehören spezielle Sauerstoffkerzen, die beim Verbrennen Sauerstoff abgeben, und Kanister mit Chemikalien, die Kohlendioxid entfernen, sobald Luft durch sie gespült wird. Zusätzliches Problem ist allerdings die Größe der Besatzung. An Bord des U-Bootes sollen sich 53 Personen befinden, 19 mehr als normal für dieses Schiff. Unklar ist außerdem vorerst, ob das Rettungs-U-Boot aus Singapur tatsächlich die Aktion in dieser Tiefe und bei diesem Typ von U-Boot durchführen kann. Das Aussteigen in einem Spezialanzug ist in dieser extremen Tiefe jedenfalls nicht mehr möglich.

Eine indonesische Militärexpertin gibt sich ebenfalls überzeugt, dass ausländische Hilfe die einzige Chance ist, die Seeleute doch noch zu retten: „Wir müssen die Zeit optimal nutzen und die Marine anderer Länder bitten, diese humanitäre Mission durchzuführen.“