Politik/Ausland

Wie das Trump-Team Obervirologen Fauci abmontiert

Er ist unbequem, ein ruhiger Mahner, und während US-Präsident Donald Trump trotz Corona-Horrorzahlen vor den Präsidentschaftswahlen im November am liebsten zur Tagesordnung übergehen würde, steht dessen Obervirologe Anthony Fauci auf der Bremse.

Damit macht er sich nicht beliebt. "Ich mag ihn zwar persönlich", sagte Trump einmal, "aber ich stimme nicht immer mit ihm überein." Und jetzt sammelten Mitarbeiter des amerikanischen Staatschefs vermeintliche Verfehlungen des 79-Jährigen - um Munition für seine Entlassung zu haben?, fragen sich viele.

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So gruben Trumps Mannen ein Interview-Zitat Faucis vom 29. Februar dieses Jahres aus. Darin sagt der Epidemiologe, dass "es im Moment keinen Grund gibt, etwas zu ändern", das Risiko (zum damaligen Zeitpunkt) sei gering. Im selben Gespräch mit NBC sagte Fauci aber auch, dass sich die Lage verschlimmern könnte, ja er warnte gar vor einem "großen Ausbruch".

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Selbst langjährige Kollegen stimmten zuletzt in diesen Abgesang ein. So meinte der Vier-Sterne-Admiral und stellvertretende US-Gesundheitsminister Brett  P. Giroir, zugleich Kinderarzt: Fauci "hat nicht zu 100 Prozent recht, und er hat nicht unbedingt das gesamte nationale Interesse im Blick", sondern "betrachtet dieses von einem sehr engen Gesundheitsstandpunkt aus".

#FireFauci

Der 79-jährige Virologe war zuvor auch schon bei Hardcore-Trump-Fans ins Fadenkreuz der Kritik geraten und sogar mit Mord bedroht worden, weshalb er Personenschutz erhielt. Rechte Gruppen hatten diesen Boden aufbereitet, unter anderem indem sie auf Twitter den Hashtag #FireFauci (Feuere Fauci) kreierten. Einmal, nächtens, hat Trump eine Nachricht eines Users geteilt, der diesen Slogan benutzt und den US-Präsidenten auffordert hatte, sich am kommenden Tag gegen den Virologen zur Wehr zu setzen.

"Absolut unangebracht"

Die allermeisten Kollegen Faucis, der bereits in den 1980er-Jahren den amerikanischen Staatschef Ronald  Reagan bei der beginnenden AIDS-Krise beraten hatte, halten die Kampagne für "absolut unangebracht", wie etwa dessen frühere Mitarbeiterin Margaret Hamburg sagt.  Und weiter: "Niemals zuvor brauchten wir seine Expertise so wie jetzt. Warum unterminieren wir ihn selbst und seine so wichtige Arbeit."

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