Politik/Ausland

Völlige Reisefreiheit: Bella Italia, wir kommen

Nachdem Österreich vor einer Woche seine Grenzen zu den Nachbarländern wieder völlig geöffnet hatte, waren die Gesichter in Italien lang – und bei Österreichern, die ihre Sommerferien gerne in Bella Italia verbringen. Denn jenes europäische Land, das mit Spanien und Frankreich am härtesten von der Corona-Krise betroffen war, war ausgenommen. Dementsprechend sauer reagierte man in Rom.

Doch mit kommendem Dienstag Schlag null Uhr heißt es auch an der österreichisch-italienischen Grenze wieder: volle Reisefreiheit. Und das gilt auch für Griechenland und gut zwanzig weitere europäische Staaten, wie der KURIER am Dienstag aus sicherer Quelle erfuhr. Kroatien ist ebenso darunter – das bestätigte das Außenministerium. Zuvor hatte der kroatische Regierungschef Andrej Plenkovic die Neuigkeit bereits via Twitter verkündet. Am Mittwoch will die Bundesregierung das gesamte Paket darlegen.

Schlupfloch

Für Österreicher ergibt sich nun ein Schlupfloch, das verlängerte Wochenende doch in Italien verbringen zu können: Wer sich den kommenden Montag auch noch freinehmen kann und erst nach Mitternacht zurückkehrt, umgeht die bis dahin noch vorgeschriebene Quarantäne-Verpflichtung.

Mit dem Schritt der österreichischen Regierung sind die allermeisten Staaten des Kontinents wieder uneingeschränkt bereisbar. Außenminister Alexander Schallenberg, auf diese Tatsache vom KURIER angesprochen, relativiert: „In Großbritannien gilt seit Wochenbeginn eine zweiwöchige Quarantäne für alle Ankommenden. Spanien hat ja selbst beschlossen, dass sie bis 1. Juli zu sind. Und in Stockholm werden die Stimmen immer lauter, die infrage stellen, ob die Strategie dort die richtige war. Also da steht auch ein ganz großes Fragezeichen für mich dahinter.“

Schweden muss warten

Konsequenz: Schweden wird dem Vernehmen nach nicht in den Kreis aufgenommen, wohin Österreicher ab 15. Juni uneingeschränkt reisen können.

Trotz der von vielen heiß ersehnten Maßnahme empfiehlt der Chefdiplomat weiterhin, „Urlaub in Österreich zu machen“. Jede Reise ins Ausland sei mit einem „erhöhten Grad an Verantwortung verbunden – diesen Sommer mehr als sonst“. Man müsse sich fragen, „wie sieht es vor Ort aus, wie sieht es mit meiner Sicherheit aus, wie mit meiner Mobilität“. Schallenberg nennt ein Beispiel: In Nordmazedonien seien in mehreren Städten wieder Ausgangssperren verhängt worden, „und das passiert dann binnen 24 Stunden“. Im März habe man erlebt, wie schnell alles geschlossen werden kann.

Dann lässt der Außenminister aufhorchen: „Jeder Österreicher, der ins Ausland fahren will, muss sich überlegen, kann ich für meine Sicherheit sorgen, komme ich da gegebenenfalls auch wieder alleine nach Hause.“ Konkret: An Rückholaktionen wie im März oder April ist offenbar nicht mehr gedacht.

Keine Verstimmungen mit Italien

Die kolportierte Verstimmung zwischen Rom und Wien auch wegen der Corona-Milliarden aus Brüssel sieht Schallenberg eher „medialer Art“. Dass Italiens Premier Giuseppe Conte allerdings selbst laut seinen Unmut zum Ausdruck gebracht hatte, sieht der Chefdiplomat gelassen: „Davon war in meinen Gesprächen mit Rom nichts zu merken. Wir sind alle Vollprofis. Das war für die Galerie gedacht.“

Für Österreich sei immer klar gewesen, dass Italien und andere Staaten Hilfe benötigten, „wir können doch kein Interesse daran haben, dass ein europäisches Land ins Trudeln gerät, zumal ein Mitglied der Eurozone“. Und dass es bei dieser Summe (750 Milliarden Euro) innereuropäische Debatten gebe, sei „ein ganz normaler Prozess in der Union“.

Lange keine Überseereisen

Was Übersee-Reisen anbelangt, ist Schallenberg derzeit sehr skeptisch. „Das Ziel ist klar: Wir wollen die volle Reisefreiheit. Aber bis es so weit ist, dass wir transkontinental fliegen können wie bis Ende 2019, da wird noch viel Zeit vergehen. Weil wir erleben ja gerade, dass der Höhepunkt der Corona-Krise in einigen anderen Kontinenten noch bevorsteht. Die WHO hat jüngst bekannt gegeben, dass es weltweit noch nie so hohe Infektionszahlen an einem Tag gegeben hat. Global gesehen stecken wir noch voll in der Pandemie.“

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