Politik/Ausland

Vergewaltigung im Suff? Trumps Verteidigungsminister bereits unter Druck

Kreuzzügler-Tätowierungen auf der Brust. Strikt gegen Frauen in Kampfverbänden. Unbedingt dafür, dass Generäle, die für Inklusion und Gleichberechtigung der Geschlechter stehen, gefeuert werden. Und keinerlei Erfahrung im Führen eines großen Apparates wie dem für über zwei Millionen Soldaten und Zivilisten zuständigen US-Verteidigungsministerium.

Pete Hegseth, Fernseh-Moderator beim Sender Fox News und von Donald Trump persönlich als Kandidat für die Spitze des Pentagon auserkoren, hat wahrlich viele Angriffsflächen. Jetzt kommt eine dazu, die ihn stolpern lassen könnte.

Der 44-Jährige, der sieben Kinder aus drei Ehen, hat nach einem einmaligen sexuellen Akt Schweigegeld an die Betroffene gezahlt. Das berichtete zuerst die Washington Post. Und das bestätigt im Kern Hegseths Anwalt Timothy Parlatore. Der Fall ist vergleichbar jenem um Trump und die ehemalige Pornodarstellerin Stormy Daniels.

Mit einem gewichtigen Unterschied: Hegseth, der mit zwei Ehrenabzeichen dekorierte Ex-Soldat aus den Kriegen im Irak und in Afghanistan, wird der Vergewaltigung beschuldigt.

Hegseth soll gleich mehrere Frauen bedrängt haben, bevor es zu dem Vorfall kam

Der Fall, der sieben Jahre zurückliegen soll, beschäftigt seit Tagen intensiv das für die Vorbereitung des Regierungsteams von Trump zuständige Komitee. Die Truppe um die künftige Stabschefin Trumps im Weißen Haus, Susie Wiles, wurde von dem Vorfall kalt erwischt. Und jetzt trudelte auch noch brisante Post ein.

Eine Frau, die mit dem Opfer (damals 30) bekannt und dem Sachverhalt vertraut ist, ließ Team Trump ein vierseitiges Schreiben zukommen. Die Washington Post bekam eine Kopie in die Finger. Demnach soll Folgendes geschehen sein:

Im Oktober 2017, Hegseths zweite Frau Samantha Deering hatte kurz zuvor die Scheidung eingereicht, weil im August ein uneheliches Kind mit der heutigen Ehefrau Nr. 3 auf die Welt kam, flog der in New York stationierte bekannte TV-Moderator an die Westküste. 

Es galt bei einer Konferenz der republikanischen Frauen Kaliforniens eine Rede zu halten. Im Anschluss feierte er mit diversen Teilnehmern an der Bar des Hyatt Regency-Hotels in Monterey eine Party. Laut Anwalt Parlatore war sein Mandant „sichtlich betrunken”. Hegseth soll mehrere Frauen bedrängt haben, mit auf sein Zimmer zu kommen. 

Mutmaßliches Vergewaltigungsopfer war mit Ehemann und Kindern da

Eine Mitarbeiterin der Konferenz, die für die Betreuung Hegseths zuständig war, schaltete sich ein und traf laut Sachverhaltsschilderung auf einen „gereizten” TV-Promi. Video-Kameras sollen belegen, dass die Frau, die mit ihrem Ehemann und ihren Kindern vor Ort war, Hegseth zu seinem Zimmer begleitete.

Was danach geschah, ist kontrovers. Während Hegseths Anwalt erklärt, es sei zu einvernehmlichem Sex gekommen und die Frau sei bei der „Einleitung der sexuellen Aktivität die Aggressorin” gewesen, erhebt das vierseitige Memo den Vorwurf schweren Missbrauchs. Das Opfer habe sich am Tag danach an eine Vergewaltigung erinnert und eine Panikattacke erlitten.

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Auf eigene Initiative begab sich die 30-Jährige in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Dort wurden bei einer Untersuchung per „rape kit” (Utensilien, die bei Vergewaltigungsverdacht eingesetzt werden) Sperma-Spuren entdeckt.

Die Frau wandte sich vier Tage nach der Begegnung mit Hegseth an die Polizei. Bei dem Termin wurden Prellungen an ihrem Oberschenkel festgestellt. Es wurden keine staatsanwaltlichen Ermittlungen eingeleitet. Das bestätigte die Stadt Monterey. Die Verbindungsfrau des Opfers erklärt sich das damit, dass es Aussage gegen Aussage stand.

Trump steht hinter Hegseth, der zahlte Schweigegeld

2020 habe die Frau dann, „um sicherzustellen, dass Hegseth nicht ungestraft davonkommt“, mit einer Klage gedroht. Weil der Moderator befürchtete, dass ein Bekanntwerden der Angelegenheit „zu seiner sofortigen Kündigung bei Fox führen würde“, wie es in der Erklärung heißt, habe Hegseth eine Zahlung in nicht genannter Höhe geleistet. 

Per Geheimhaltungsvereinbarung verpflichteten sich beide Parteien, Stillschweigen zu bewahren.

Anwalt Parlatore sagte der New York Times: „Herr Hegseth ist völlig unschuldig. Sie hat ihn nicht nur ausgenutzt, sondern wir glauben, dass sie ihn dann erpresst hat, weil sie wusste, dass auf dem Höhepunkt der #MeToo-Bewegung die bloße öffentliche Anschuldigung wahrscheinlich zu seiner sofortigen Kündigung bei Fox News führen würde.“

Noch steht der designierte 47. US-Präsident hinter seinem Wunschkandidaten. „Präsident Trump”, so sei Sprecher Steven Cheung, “nominiert hochkarätige und äußerst qualifizierte Kandidaten für seine Regierung. Herr Hegseth hat alle Anschuldigungen energisch zurückgewiesen und es wurde keine Anklage erhoben.” 

Ob es bei der Unterstützung für den umstrittenen Kandidaten bleibt, werden die kommenden Tage zeigen.