Politik/Ausland

Selenskij: "Ukraine wird stärker" + Briten: Russen können eigene Bevölkerung nicht schützen

Im Zuge ihrer Gegenoffensive konnten ukrainische Streitkräfte in den letzten Tagen weitere Erfolge für sich verbuchen. Am Samstag wurde die Tschonhar-Brücke, die die Krim mit dem auf dem Festland gelegenen Gebiet Cherson verbindet, attackiert und beschädigt.

Die Brücke, die unter anderem eine wichtige Nachschubroute für die russische Armee ist, war bereits im Juni von den Ukrainern angegriffen und beschädigt worden.

Mehr lesen: Gegenoffensive: Ukraine vor bedeutendem Vorstoß mit Tausenden Reservisten

Am Sonntag wurde die russische Hauptstadt Moskau Ziel von Drohnenangriffen. "Ukrainische Drohnen haben heute Nacht angegriffen", schrieb Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin. Im Wolkenkratzerviertel Moskwa City gab es schwere Schäden an Gebäuden.

Vorstöße wurden auch bei Bachmut im Osten erzielt.

Weiters in diesem Artikel:

  • Selenskij warnt vor Angriffen auf ukrainische Infrastruktur
  • Briten: Russland kann eigene Bevölkerung nicht schützen
  • Russischer Angriff auf Selenskijs Heimatstadt
  • Gespräche mit den USA über Sicherheitsgarantien
  • Selenskijs "Friedensformel": Gespräche in Saudi-Arabien geplant
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Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar schrieb auf Telegram, die eigene Armee rücke im Süden "allmählich, aber sicher" in Richtung der Städte Melitopol und Berdjansk vor.

Darüber hinaus teilte sie mit Blick auf die schweren Kämpfe an der Front im östlichen Gebiet Donezk mit: "Heute sind wir an der Südflanke um Bachmut weiter vorgerückt."

Putin: "Der Feind wurde überall zurückgedrängt"

Russlands Präsident Wladimir Putin bestritt einmal mehr die ukrainischen Vorstöße an der Front. "Nein, es gibt keine größeren Veränderungen", sagte Putin vor Journalisten in der russischen Ostsee-Metropole St. Petersburg.

"Natürlich wurde der Feind überall gestoppt und zurückgedrängt", behauptete er.

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"Krieg kehrt nach Russland zurück"

"Die Ukraine wird stärker", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij am Sonntag. 

Der Krieg kehre zudem nach Russland selbst zurück - in seine Zentren und zu seinen Militärbasen, meinte der Staatschef womöglich unter Anspielung auf Angriffe auf russischem Gebiet. "Das ist ein offensichtlicher, natürlicher und absolut fairer Prozess", sagte er. 

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Warnung vor Angriffen auf ukrainische Infrastruktur

In seiner Videoansprache warnte Selenskij auch vor neuen russischen Angriffen auf die ukrainische Energieinfrastruktur im kommenden Winter. "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass russische Terroristen, genau wie im vergangenen Jahr, in diesem Winter weiterhin unseren Energiesektor und wichtige Anlagen angreifen können", sagte Selenskij.

Russland hatte im vergangenen Herbst und Winter gezielt ukrainische Energieinfrastruktur beschossen, um Kälte und Dunkelheit über das Land zu bringen. Darauf müsse sich das Land wieder vorbereiten, meinte Selenskij. Wohl auch mit Blick auf die Verlegung neuer Pflaster auf Bürgersteigen und Straßen in der Hauptstadt Kiew sagte der Präsident, dass die Leute sehr wohl merkten, wer wofür Geld ausgebe, anstatt den Soldaten zu helfen.

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Briten: Russland kann eigene Bevölkerung nicht schützen

Der britische Geheimdienst sieht immer mehr Anzeichen dafür, dass der Krieg in der Ukraine die russische Bevölkerung erreicht.

"Die erhöhte Wahrscheinlichkeit, zum Kampf gezwungen zu werden, Drohnenangriffe auf Moskau, das außergewöhnliche Maß an innerstaatlichen Repressionen und die jüngste Wagner-Meuterei machen deutlich, dass es dem russischen Staat nicht gelungen ist, die Bevölkerung vor dem Krieg zu schützen", teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag mit.

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Reservisten hätten den Großteil der "Teilmobilisierung" im Herbst 2022 ausgemacht und könnten auch künftig die Zahl der für den Krieg gegen die Ukraine verfügbaren Soldaten erhöhen. Rekruten würden zwar derzeit nicht in der Ukraine eingesetzt. Doch würden zusätzliche Wehrpflichtige professionelle und mobilisierte Soldaten von anderen Aufgaben innerhalb Russlands entlasten, so das Ministerium weiter.

Altersgrenze angehoben

Russland hatte kürzlich die Alters-Höchstgrenze für alle Dienstgrade und Kategorien um generell fünf Jahre angehoben. So können künftig Soldaten, Matrosen und Sergeanten bis zum Alter von maximal 55 Jahren zum Reservedienst eingezogen werden.

Die Altersgrenze bei Offizieren bis zum Hauptmannsdienstgrad liegt künftig bei 60 Jahren, höhere Offiziere dienen bis zum Alter von 65 Jahren. Generäle können nun sogar bis zum Alter von 70 Jahren wieder reaktiviert werden. Die Obergrenze für Einberufungen zum Militärdienst wird um drei Jahre auf 30 angehoben.

Russischer Angriff auf Selenskijs Heimatstadt

Auf die südukrainische Stadt Krywyj Rih ist am Montag ein Raketenangriff verübt worden. In einem in sozialen Netzwerken verbreiteten Video war ein klaffendes Loch in einem neun Stockwerke hohem, brennenden Gebäude zu sehen. Wie das ukrainische Innenministerium mitteilte, kam bei dem russischen Angriff mindestens ein Mensch ums Leben. Es wurden weitere Opfer befürchtet, weil Menschen unter den Trümmern begraben worden könnten, hieß es.

Krywyj Rih ist die Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten. Mitte Juni waren dort bei einem russsichen Raketenangriff auf ein fünfstöckiges Wohngebäude mehrere Menschen ums Leben gekommen.

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Gespräche mit den USA über Sicherheitsgarantien

Die Ukraine will nach Angaben der Präsidialverwaltung in Kiew in dieser Woche mit den USA Gespräche über Sicherheitsgarantien vor einem geplanten Nato-Beitritt des Landes beginnen.

Es gehe um konkrete und langfristige Verpflichtungen der USA, um der Ukraine jetzt zu einem Sieg gegen den russischen Angriffskrieg zu verhelfen und danach künftige Aggressionen Moskaus zu verhindern, teilte der Leiter des Präsidialamtes in Kiew, Andrij Jermak, am Sonntag mit.

Die G7-Gruppe der sieben führenden Industrienationen hatte beim Nato-Gipfel in Vilnius (Litauen) Sicherheitsgarantien angekündigt.

Selenskijs "Friedensformel"

Jermak kündigte außerdem ein Treffen der Berater der Staats- und Regierungschefs der verbündeten Staaten in Saudi-Arabien an. Dabei gehe es um die Umsetzung der "Friedensformel" des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij für eine Lösung des Konflikts.

 Im Juni hatten bereits ähnliche Gespräche in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen stattgefunden. Über 

Mehr lesen: Selenskij wirbt für unrealistischen Friedensgipfel

Kern der Formel ist die Forderung nach einem Abzug russischer Truppen aus der Ukraine. 

Die Konferenz soll am kommenden Wochenende in der Stadt Jeddah am Roten Meer abgehalten werden, Russland nimmt nicht daran teil.

Saudi-Arabien bemüht sich schon seit längerem um eine Vermittlerrolle im Ukraine-Krieg. Im Mai hatte der ukrainische Präsident am Rande eines Gipfeltreffens der Arabischen Liga in Jeddah unter anderem Kronprinz Mohammed bin Salman getroffen. Im vergangenen September hatte Saudi-Arabien überraschend zu einem Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine beigetragen.

Saudi-Arabien hat einerseits die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats gebilligt, die den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie die von Russland erklärte Annexion besetzter ukrainischer Gebiete verurteilten.

Andererseits stimmt sich die saudi-arabische Regierung in der Energiepolitik weiterhin eng mit Russland ab - unter anderem mit einer im vergangenen Oktober beschlossenen Drosselung der Erdöl-Fördermengen.