Medwedew: Ukraine-Konflikt könnte dauerhaft werden
Der russische Spitzenpolitiker Dmitri Medwedew hat erneut seine Meinung geäußert, wonach die Konfrontation mit dem Westen Jahrzehnte anhalten könnte und der Konflikt mit der Ukraine zu einem Dauerzustand werden.
Russland sei nach wie vor entschlossen, einen Nato-Beitritt der Ukraine zu verhindern, schreibt der Vize-Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrates in der amtlichen Zeitung Rossijskaja Gaseta.
Der Konflikt mit der Ukraine könne "dauerhaft" werden, da er für Russland existenziell sei, fügte der Ex-Präsident angesichts der Nato-Regel hinzu, keine in Territorialkonflikte verwickelte Länder aufzunehmen.
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Weiters in diesem Artikel:
- Kleine Erfolge für die Ukraine
- Minenfelder als Problem
- Angriffe auf Kiew
- Explosion unweit von südrussischem Militärflugplatz
- Verlängerung des Getreideabkommens erneut in der Schwebe
- Selenskij besucht Odessa: „Werden Besatzer nie tolerieren“
Erneute Atomkrieg-Drohung
Zugleich redet er erneut über einen möglichen Atomkrieg. Die Spannungen zwischen Russland und dem Westen seien viel größer als während der Kuba-Krise 1962. Ein Atom-Krieg sei nicht nur möglich, sondern durchaus wahrscheinlich, werde aber wohl keine Gewinner haben.
Der einzige Weg zur Deeskalation zwischen Russland und dem Westen seien harte Verhandlungen. Westliche Beobachter sehen in Medwedews wiederholtem „atomaren Säbelrasseln“ eine Taktik, um die Verbündeten der Ukraine einzuschüchtern.
Russische Truppen rücken im Osten vor
Die Ukraine hat am Sonntag ein Vorrücken russischer Truppen in mehreren Bereichen der Frontlinie in der Ostukraine und "heftige Kämpfe" gemeldet. "Überall toben heftige Kämpfe", schrieb Vize-Verteidigungsministerin Hanna Malijar am Sonntag im Onlinedienst Telegram. Die Situation sei "kompliziert".
Russische Truppen griffen bei Awdijiwka, Marjinka und Lyman im Donezker Gebiet an. Auch bei Swatowe im angrenzenden Gebiet Luhansk rückten die Besatzer demnach weiter vor.
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Kleine Erfolge für die Ukraine
Ungeachtet der schwierigen Lage berichtete die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Maljar auch von kleineren Erfolgen.
Unweit von Bachmut sei die eigene Armee im Vormarsch und habe „Teilerfolge“ zu verzeichnen, schrieb sie. Auch im Süden rückten ukrainische Truppen in Richtung der Städte Berdjansk und Melitopol „in schweren Kämpfen, aber allmählich“ vor.
Maljar sprach von „heftigem feindlichen Widerstand“. Auch Minen seien ein Problem, erklärte sie. Der ukrainische Vormarsch komme daher nur "allmählich" voran.
Minenfelder als Problem
Minenfelder stellen nebst der russischen Lufthoheit und nach Ansicht des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba die größten Probleme für die ukrainischen Truppen bei ihrer Gegenoffensive dar.
Unter Einsatz ihres Lebens müssten die ukrainischen Soldaten am Tag manchmal 200 oder 300 m durch ein Minenfeld robben, um das Gelände für die vorrückenden Truppen zu räumen, sagte Kuleba in Kiew in einem Interview von Bild, Welt und Politico.
Angriffe auf Kiew
In der Nacht auf Sonntag war die ukrainische Hauptstadt Kiew erstmals seit knapp zwei Wochen wieder Ziel russischer Luftangriffe geworden. Die Luftverteidigung habe alle feindlichen Geschosse abwehren können, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Mehrere Häuser im Kiewer Gebiet wurden laut Militärverwaltung allerdings durch herabfallende Trümmerteile beschädigt und ein Bewohner verletzt.
➤ Mehr dazu: Kiew erstmals seit zwölf Tagen wieder Ziel russischer Angriffe
Explosion unweit von südrussischem Militärflugplatz
Im südrussischen Gebiet Krasnodar ereignete sich Medienberichten zufolge eine größere Explosion unweit eines Militärflugplatzes. Im sozialen Netzwerk Telegram wurden Fotos von einem Krater veröffentlicht, der zehn mal vier Meter groß sein soll und angeblich in der Nähe des Flugplatzes der Stadt Primorsko-Achtarsk entstanden ist.
Der Gouverneur von Krasnodar, Weniamin Kondratjew, teilte mit, der „Vorfall“ werde untersucht. Es gebe keine Opfer, schrieb er.
Verlängerung des Getreideabkommens erneut in der Schwebe
Der russische Gesandte bei den Vereinten Nationen in Genf sieht laut einem Medienbericht keinen Grund, das am 18. Juli auslaufende Getreideabkommen zu verlängern. Die Umsetzung der russischen Bedingungen für das Abkommen seien ins Stocken geraten, sagte Gennady Gatilow gegenüber der russischen Zeitung "Iswestija".
Russland fordert unter anderem eine Wiederanbindung der Russischen Landwirtschaftsbank Rosselkhozbank an das internationale SWIFT-Bankzahlungssystem.
Selenskij besucht Odessa: „Werden Besatzer nie tolerieren“
Präsident Selenskij bekräftigte derweil bei einem Besuch in der Hafenstadt Odessa die geplante Befreiung derzeit besetzter Gebiete im Süden.
"Der Feind wird definitiv nicht die Bedingungen im Schwarzen Meer diktieren“, sagte er in einer Videonachricht anlässlich des Tages der ukrainischen Seestreitkräfte.
Auf Telegram veröffentlichte Selenskij zudem Videos aus Odessa, die ihn bei Treffen mit Kommandeuren sowie einem Besuch bei verwundeten Soldaten in einem Krankenhaus zeigen. „Zusammen werden wir gewinnen“, betonte er. „Die ukrainischen Küsten werden die Besatzer nie tolerieren!“
Russland hält derzeit rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. Auch mit westlicher Militärhilfe will Kiew die okkupierten Gebiete nun befreien.