Politik/Ausland

Südkorea fürchtet sich vor einer zweiten Welle

In Südkorea sucht man derzeit nach 5.517 Personen, die sich zwischen dem 27. April und dem 8. Mai in verschiedenen Clubs in Itaewon, einem beliebten Ausgehviertel in Seoul, aufgehalten haben. Die Behörden werten Kreditkartentransaktionen, Smartphonedaten und Videos aus Überwachungskameras aus. Die Clubs mussten Namen und Telefonnummern der Gäste aufnehmen, doch viele Besucher gaben falsche Handynummern an.

Die Angst vor einem massiven zweiten Ausbruch von Covid-19 geht um. Ausgangspunkt für die Aktion war der positive Test bei einem 29-jährigen Südkoreaner, der nicht ahnend, dass er bereits infiziert war, in der Nacht zum 2. Mai mindestens fünf Nachtclubs und Bars in Itaewon besucht hatte. Die Behörden schätzen, dass zu diesem Zeitpunkt mehr als 1.500 Menschen die betroffenen Einrichtungen besuchten.

In Seoul wurden am Wochenende sämtliche Clubs und Diskotheken vorläufig geschlossen. Seit vier Wochen wurde der höchste Tagesanstieg von Neuansteckungen vermeldet: 35 insgesamt in dieser Millionenmetropole, die Gesamtzahl der Infizierten und Geheilten kletterte damit auf 10.909.

Südkorea gilt wegen seiner entschlossenen Test- und Quarantänemaßnahmen in der Corona-Krise als Vorbild. Museen und Kirchen wurden bereits geöffnet, und auch Versammlungen und Veranstaltungen dürfen unter Auflagen wieder stattfinden. Doch die für diesen Mittwoch geplante Schulöffnung wurde vorerst verschoben. Flächendeckende Tests, die intensive Nachverfolgung von Kontaktpersonen und Tracing-Apps haben der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens zunächst dabei geholfen, die Pandemie ohne harte Ausgangssperren unter Kontrolle zu bringen.