Sri Lanka ortet internationale Drahtzieher hinter Oster-Terror
Von Konrad Kramar
Schockzustand, Verwirrung – und eine Frage: Wer hat den perfekt orchestrierten Massenmord am Ostersonntag geplant? Während auf Sri Lanka die ersten Begräbnisse für einige der inzwischen mehr als 350 Opfer stattfinden, tauchen allmählich Spuren zu Tätern und Hintermännern auf.
Die Terrorgruppe IS hat den Anschlag am Montag für sich reklamiert. Über die üblichen Kanäle in sozialen Medien teilte man mit: Die Attentäter, die die Attacken auf "Bürger der Koalition" und die "christliche Gemeinschaft" durchgeführt hätten, seien Kämpfer des IS gewesen. Die Koalition ist eine vom IS verwendete Bezeichnung für westliche Staaten.
Erste Spuren
Dass sich der IS zu dem Anschlag bekennt, beweist wie immer wenig. Allerdings sind sich die Sicherheitsbehörden des Inselstaates und örtliche Experten einig, dass internationale Drahtzieher wahrscheinlich hinter den Anschlägen stecken. Die örtliche radikal-islamische Untergrundgruppe NTJ sei zu einer Anschlagserie diesen Ausmaßes und dieser Präzision nicht in der Lage. Die Regierung hatte schon am Ostermontag die NTJ für die Terrorserie verantwortlich gemacht. Zu den verheerenden Anschlägen bekannt hat sich die Gruppe vorerst allerdings nicht.
Syrer verhaftet
Inzwischen aber führen erste Spuren direkt zur NTJ. So waren etwa die beiden Brüder, die zwei der Selbstmordanschläge auf Hotels in der Hauptstadt Colombo verübt hatten, führende Mitglieder der Gruppe. Die Söhne eines wohlhabenden muslimischen Gewürzhändlers hatten sich in den Hotels als Gäste ausgegeben und in der Halle in die Luft gesprengt. Auch unter den Verhafteten gibt es NTJ-Mitglieder. Ihre Hinweise haben die Behörden auf die Spur eines möglichen ausländischen Kontaktmanns der Terrorgruppe gebracht. Ein syrischer Staatsbürger wurde verhaftet.
Friedliche Minderheit
Sri Lankas muslimische Minderheit (etwa zehn Prozent der Bevölkerung) ist traditionell friedlich und bestens integriert. Die wachsenden Spannungen zwischen den Religionsgruppen auf der Insel haben aber auch sie zuletzt hart getroffen. So kam es mehrmals zu gewaltsamen Ausschreitungen gegen Muslime und deren Moscheen durch gewaltbereite Gruppen aus der buddhistischen Mehrheitsbevölkerung.
Das verschaffte radikalen muslimischen Predigern verstärkt Zulauf von verunsicherten jungen Muslimen. Einer dieser Prediger, der über YouTube seine Hassbotschaften verbreitete, soll auch unter den Selbstmordattentätern sein.
Die christliche Minderheit aber – sie umfasst etwa 7,5 Prozent der Bevölkerung – war bisher nicht im Visier der radikalen Muslime. Ein weiterer Hinweis darauf, dass ausländische Islamisten Drahtzieher der Anschläge sein könnten. Die kleine, bisher weitgehend unauffällige NTJ jedenfalls müsse wohl Unterstützung aus dem Ausland bekommen haben, macht ein hochrangiger singhalesischer Militär gegenüber der BBC deutlich: „Für diese Art von Operation braucht man Hilfe von außen: Geld, Training und Technik.“