Politik/Ausland

Sohn von Kreml-Sprecher fällt auf Fake-Einberufungsbefehl herein

Insgesamt 300.000 zusätzliche Soldaten will die russische Armee im Zuge einer Teilmobilmachung aus der Bevölkerung mobilisieren. Das gab Präsident Wladimir Putin am Mittwoch in einer TV-Ansprache bekannt. Alle Männer unter vierzig Jahren, die einst im russischen Militär gedient oder den Grundwehrdienst absolviert haben, kommen dafür infrage.

Für die Familien der Kreml-Elite scheint das aber nicht zu gelten, wie aus einem veröffentlichten Fake-Anruf hervorgeht. Dmitri Nisowzew, ein Mitglied des Teams um den bekannten, inhaftierten Putin-Kritiker Alexej Nawalny, rief noch am Mittwochabend während eines Livestreams auf seinem Youtube-Kanal bei Nikolai Peskow an, dem Sohn des obersten russischen Regierungssprechers Dmitri Peskow.

Nisowzew gab sich als Rekrutierungsoffizier der russischen Armee aus und teilte dem Sohn des Putin-Vertrauten mit, dass er einberufen werde: "Wir haben Ihnen heute auch auf elektronischem Wege eine Einberufung geschickt, aber Sie haben noch nicht geantwortet. Wir warten noch bis Morgen auf Sie - zehn Uhr."

Peskow reagierte schroff: "Ich werde natürlich nicht kommen. Sie müssen verstehen, dass ich Herr Peskow bin. Wenn Sie das nicht verstehen, werde ich die Angelegenheit auf höherer Ebene behandeln." Auf die Nachfrage, ob man ihn als Freiwilligen zählen könne, antwortete er: "Auf gar keinen Fall."

"Dass Sie mich morgen einziehen, das wollen weder Sie noch ich"

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Als ehemaliger Soldat der russischen Atomraketenstreitkräfte wäre der 32-Jährige eigentlich ein perfekter Kandidat für eine Einberufung während der Teilmobilmachung. Doch auch wenn Peskow vage blieb, gab er dem vermeintlichen Offizier zu verstehen, dass er aufgrund seiner Stellung nicht infrage komme. Es gebe schließlich "politische Nuancen", die man bei der Armee in Betracht ziehen sollte, so Peskow. Und weiter: "Es ist nicht ganz richtig, dass ich überhaupt dorthin kommen soll. Dass Sie mich morgen einziehen - glauben Sie mir, das wollen weder Sie noch ich."

Nisowzew blieb während des Telefonats stur, und schließlich schaltete Peskow einen Gang zurück - wohl, um im Fall der Fälle keine Konsequenzen fürchten zu müssen: "Ich werde tun, was mir gesagt wird. Wenn Wladimir Wladimirowitsch (Putin, Anm.) das befiehlt, dann werde ich gehen." Er müsse aber zunächst "ganz allgemein verstehen, was vor sich geht und welche Rechte ich habe", so Peskow.

Der Streich zeigt, dass die Eskalationsschritte des Präsidenten zwar für die breite Bevölkerung, nicht aber für die Familienmitglieder von Regierungsverantwortlichen und Vertrauten Putins gelten. Dass Nikolai Peskow tatsächlich eingezogen werden könnte, gilt als ausgeschlossen. Gleichzeitig hat die Rede Putins zur Teilmobilmachung am Mittwoch zu einer großen Fluchtbewegung in Russland geführt: Flüge in die Türkei oder nach Armenien etwa sind für mehrere Tage ausgebucht, an der Landgrenze zu Finnland stauten sich kilometerweit die Autos.

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