Russischer Geheimdienst: Attentäter aus Belarus erschossen
In der nordrussischen Region Karelien haben Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben einen Mann aus Belarus erschossen, der einen "Terrorakt" im Auftrag der Ukraine geplant haben soll.
Nach einem Schusswechsel seien Waffen und ein improvisierter Sprengsatz sichergestellt worden, teilt der russische Inlandsgeheimdienst FSB laut der staatlichen Nachrichtenagentur RIA mit.
Der Mann habe ein Verwaltungsgebäude in der Stadt Olonets, etwa 250 Kilometer von der finnischen Grenze entfernt, in die Luft sprengen wollen. Er habe bei der Verhaftung das Feuer auf Mitglieder einer Spezialeinheit eröffnet und sei dann getötet worden. Laut dem FSB enthielt der Sprengsatz einen in Großbritannien hergestellten Plastiksprengstoff und einen in den USA hergestellten Zünder. Russischen Medien zufolge soll es sich bei dem Mann um einen 49-jährigen Aktivisten aus Belarus handeln, der dort im Jahr 2020 an den Protesten der Opposition teilgenommen habe.
Feuer in Militärakademie
In einer Militärakademie in der südwestrussischen Stadt Kasan ist unterdessen Medienberichten zufolge ein Feuer ausgebrochen.
Betroffen sei die Kaserne, die zu der militärische Ausbildungsstätte gehöre, berichten staatliche russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Rettungsdienste. Die Akademie zur Ausbildung von Panzerkommandanten und -besatzungen stehe in Flammen, meldet die Nachrichtenagentur Tass.
Russland beschießt Odessa während Selenskij-Besuch
Während eines Treffens zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij und dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis in Odessa ist die südukrainische Hafenstadt Odessa am Mittwochvormittag von Russland mit Raketen beschossen worden. Ein Video zeigte kurz danach, dass die beiden Politiker wohlauf waren. Es habe aber Tote und Verletzte gegeben, sagte Selenskij am Mittwoch nach Angaben des öffentlich-rechtlichen Fernsehens der Ukraine.
Selenskij pochte erneut auf mehr Unterstützung bei der Luftverteidigung. "Wir brauchen mehr Schutz", sagte er am Mittwoch in seiner abendlichen Videoansprache.
"Ihnen ist völlig egal, wohin sie schießen"
Ein Sprecher der ukrainischen Marine gab die Zahl der Toten mit fünf an. Es war in mehr als zwei Jahren des russischen Angriffskrieges das erste Mal, dass Selenskij und ein ausländischer Gast derartig von russischem Beschuss betroffen waren. "Wir haben heute diesen Einschlag gesehen. Sie sehen, mit wem wir es zu tun haben. Ihnen ist völlig egal, wohin sie schießen", sagte der Staatschef. Die Ukraine brauche eine stärkere Luftverteidigung, betonte er einmal mehr.
Als die Raketen anflogen, zeigte Selenskij seinem Gast gerade die Hafenanlagen von Odessa am Schwarzen Meer und wies auch auf Schäden durch frühere russische Attacken hin. Gegen Ende dieses Programmpunkts seien Sirenen und Explosionen in der Nähe zu hören gewesen, sagte Mitsotakis ukrainischen Berichten zufolge. "Wir schafften es nicht, in einen Schutzraum zu gelangen." Der griechische Regierungschef zeigte sich schockiert.
Über Odessa wurde nach offiziellen Angaben um 10.40 Uhr Ortszeit (9.40 Uhr MEZ) Luftalarm ausgelöst. Kurz danach seien die Raketen eingeschlagen, berichtete der ukrainische Fernsehsender Suspilne. Auch die ukrainische Luftwaffe warnte vor der Gefahr durch Raketen. Das russische Verteidigungsministerium teilte am Abend mit, durch den Beschuss sei im Hafen von Odessa eine Halle zerstört worden. Dort seien ukrainische Seedrohnen zum Kampfeinsatz vorbereitet worden. Diese Angaben waren unabhängig nicht zu überprüfen. Mit solchen ferngesteuerten Sprengstoffbooten hatten die ukrainischen Streitkräfte am Vortag vor der Küste der Halbinsel Krim das russische Patrouillenboot "Sergej Kotow" versenkt.
Von der Leyen: "Niemand lässt sich einschüchtern"
Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verurteilte die "niederträchtige Attacke" - wie sie es nannte - auf Selenskij und Mitsotakis. "Niemand lässt sich einschüchtern durch diesen neuen versuchten Terroranschlag - weder die zwei Staats- und Regierungschefs vor Ort noch das tapfere Volk der Ukraine", schrieb sie im Portal X (früher Twitter). Von der Leyen ist während des Krieges selbst schon sechs Mal in die Ukraine gereist.
Ob Russland um Selenskijs und Mitsotakis Besuch wusste, ist unlar
Die Reisen Selenskijs im Land wie auch ausländischer Besuch in der Ukraine werden aus Sicherheitsgründen üblicherweise nicht öffentlich angekündigt. Meist reisen die Gäste mit der Bahn an - nach Angaben der ukrainischen Eisenbahn sind seit Kriegsbeginn mehr als 700 diplomatische Delegationen mit dem Zug in die Ukraine gebracht worden. Odessa ist auch gut mit Autos aus der nahen Republik Moldau oder aus Rumänien zu erreichen.
Im Fall der Reisen von der Leyens und des Besuchs von US-Präsident Joe Biden in Kiew im Februar 2023 ist bekannt, dass Russland im Voraus in Kenntnis gesetzt wurde. Auch für andere Besuche lässt sich vermuten, dass Moskau über diplomatische Kanäle informiert wird. Selenskyj verabredete nach eigenen Angaben mit Mitsotakis, die Arbeit an einem bilateralen Sicherheitsabkommen zu beginnen. Der griechische Premierminister sollte im Laufe des Tages weiter nach Bukarest reisen, um an einer zweitägigen Konferenz der Europäischen Volkspartei (EVP) teilzunehmen.