Die maroden Schatten-Öltanker Russlands sind eine Umweltgefahr
Das russische Rohöhl findet auch nach den westlichen Sanktionen seinen Weg zu den Käufern. Allerdings über Umwege, um die westlichen Maßnahmen wie einen Preisdeckel zu umgehen. Russland bedient sich einer umfassenden Schattenflotte von oft maroden Öltankern, die nicht von westlichen Reedereien betrieben werden. Und: Die Schiffe sind nicht versichert, sollte eine Ölpest entstehen.
Die Ostsee ist stark gefährdet
Wie Greenpeace berichtet, sind weltweit 192 marode Tanker mit russischem Rohöl unterwegs. Und die Mehrzahl kreuzt auch europäische Gewässer: 171 Schiffe davon seien in den letzten zwei Jahren einmal oder öfter durch die deutsche Ostsee und das Seegebiet der Schifffahrtsroute Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht gefahren.
Sogar das Identifizierungssystem wird oft abgeschaltet
Die Gefahr: Die Tanker seien veraltet, viele wiesen technische Mängel auf, hätten zeitweise ihr automatisches Identifizierungssystem abgeschaltet oder Ladung auf See an andere Tanker übergeben. Gerade letzteres sei ein besonders riskantes Manöver, teilte Greenpeace mit.
Nach dem Angriff auf die Ukraine erfolgte eine Sanktionierung durch die G-7-Staaten und der EU. Diese sollten den Preis für russisches Öl unter 60 Dollar drücken, ohne die Exporte komplett abzudrehen.
Der Westen wollte damit erreichen, dass Russland sein Öl weiterhin verkauft, dabei aber weniger verdient.
Ein völliger Verkaufsstopp würde eine Knappheit am Weltmarkt und Mangel insbesondere in ärmeren Regionen, denn Russland gehört zu den Top-3-Ölproduzenten der Welt. Profitiert haben davon etwa die Türkei, China und Indien, die ihre Importe von russischem Öl deutlich erhöht haben.
Der Preisdeckel des Westens funktionierte nur vorübergehend. Im April wurde das Fass russischen Rohöls um mehr als 80 Dollar gehandelt.
Die von Greenpeace aufgeführten 192 Schiffe seien die gefährlichsten Öltanker der sogenannten russischen Schattenflotte. Zudem stünden die Tanker bisher auf keiner Sanktionsliste. Greenpeace warnte, bei einer Havarie in der Kadetrinne nordöstlich der Mecklenburger Bucht wäre die gesamte deutsche Ostseeküste in Gefahr. Alle Tanker seien unzureichend gegen die Folgen einer Ölpest versichert.
Ruf nach Sanktionen für die Tanker
"Diese Schrott-Tanker müssen als Erstes auf die EU-Sanktionsliste", fordert Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace. "Die (deutsche) Bundesregierung muss schnell handeln und eine drohende Katastrophe verhindern." Auf der Liste von Greenpeace stehen unterschiedliche Schiffstypen mit einer Länge von 183 bis 275 Metern. Das älteste Schiff ist 27, das jüngste 16 Jahre alt.
Zwei bis drei Tanker pro Tag sind in der Ostsee unterwegs
Im September hatte Greenpeace eine Datenrecherche veröffentlicht, wonach seit Jänner 2021 die Fahrten der aus Russland auslaufender Rohöltanker in der Ostsee um 70 Prozent zugenommen haben. Ein Jahr nach dem Beginn von Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine hätten 2023 knapp 1.000 mit Öl beladene Tanker aus Russland die Ostseeküste westwärts passiert. Das seien durchschnittlich zwei bis drei Schiffe pro Tag. Hauptabnehmer seien Indien und China.
Die Schattenflotte soll Preisdeckel und Importverbote umgehen
Russland wird bereits seit langem vorgeworfen, zur Umgehung eines westlichen Preisdeckels für russische Ölexporte in Drittstaaten auf Schiffe zu setzen, die nicht in Hand westlicher Reedereien sind oder nicht von westlichen Versicherungen versichert wurden. Der Preisdeckel war zusammen mit einem weitgehenden Importverbot für russisches Öl in die EU in Kraft getreten. Der aus acht Anrainerstaaten bestehende Ostseerat hatte in diesem Jahr gegen die Schattenflotte entschlossene Maßnahmen einschließlich der Verschärfung von Sanktionen gefordert.