Politik/Ausland

"Rekord-Rekord-Rekord": Trump kündigt Impfstoff bis Jahresende an

Geht es nun doch viel schneller, als erwartet? "Es hat in der Geschichte noch nie so ein Impfstoffprojekt gegeben wie dieses", sagte US-Präsident Donald Trump am Freitag bei einer Ansprache im Weißen Haus. Er kündigte an, dass man sehr zuversichtlich sei, noch in diesem Jahr einen Impfstoff gegen Sars-Cov-2 auf den Markt zu bringen - vielleicht sogar früher, vielleicht etwas später.

Er habe erst kürzlich ersten Daten aus einer klinischen Studie mit einem Coronavirus-Impfstoff gesehen, so Trump: "Diese Daten haben mich noch zuversichtlicher gemacht, dass wir in der Lage sein werden, bis Ende 2020 einige hundert Millionen Dosen Impfstoff zu liefern." Man wolle dabei eng mit anderen Staaten zusammenarbeiten, betonte Trump: "Wir haben in dieser Hinsicht keinerlei Ego."

Alles in Warp-Geschwindigkeit?

"Seit dem Zweiten Weltkrieg hat niemand mehr so etwas gesehen, wie wir es jetzt in unserem Land tun. Unglaublich", lobte Trump die offenbar schnellen Fortschritte in der Forschung. Industrie und Wissenschaft würden mit Hochdruck daran arbeiten - in "Rekord-Rekord-Rekord-Geschwindigkeit", wie es Trump schön trumpesk formulierte.

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Sobald es ein solches Präparat gebe, werde auch das Militär eingebunden, um die schnelle Verteilung des Impfstoffes im Land zu organisieren. "Wir bereiten uns vor. Es ist riskant, es ist teuer, aber wir werden enorm viel Zeit sparen. Wir werden Jahre sparen, wenn wir es richtig machen."

Die US-Regierung hat ein Projekt mit dem Namen "Operation Warp-Geschwindigkeit" ins Leben gerufen, um die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus voranzutreiben. Der Name geht auf den fiktiven "Warp-Antrieb" in der Serie "Raumschiff Enterprise" zurück, das damit im Fernsehen schneller als Lichtgeschwindigkeit fliegen kann.

Die USA sind laut Trump derzeit finanziell an 14 Projekten zur Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffs beteiligt. Trump ließ jedenfalls durchblicken, dass die USA aus seiner Sicht auch ohne Impfstoff schon wieder auf den Beinen sind: "Impfstoff oder kein Impfstoff, wir sind zurück", sagte der Präsident, der im Gegensatz zu vielen seiner Mitarbeitern keine Atemschutzmaske trug.

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Fauci ist anderer Ansicht

Trump widerspricht damit wiederholt seinem ersten Corona-Berater, Anthony Fauci, der Anfang Mai betont hatte, dass ein Impfstoff im Idealfall ab Jänner zur Verfügung stehe. Die WHO geht derzeit von einem Zeitraum von 12 bis 18 Monaten aus, bis ein Impfstoff auf den Markt kommt. Trumps Vorpreschen hat wohl auch strategische Gründe. Seine Umfragewerte sinken stetig, bis zur Präsidentschaftswahl am 4. November muss Trump auf eine Besserung der Corona-Lage in den USA hoffen, ansonsten wird er es schwer haben, gegen Joe Biden sein Amt zu verteidigen.

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Streit mit Frankreich

Immerhin: Der von Trump jüngst ernannte Corona-Experte Moncef Slaoui sagte, er sei zuversichtlich, dass es bereits Ende 2020 hunderte Millionen Impfstoff-Dosen geben werde. Slaoui leitete einst bei dem Pharmakonzern GlaxoSmithKline die Sparte Impfstoffe. In dieser Woche war es zum Streit darüber gekommen, ob die USA bevorzugt einen Impfstoff bekommen könnten.

Der Chef des französischen Pharmakonzerns Sanofi hatte erklärt, die US-Regierung habe das Recht auf die größte Vorbestellung, da sie das Risiko finanziell mittrage. Die USA erwarteten deshalb, dass sie die ersten Dosen eines möglichen Impfstoffes erhielten. Die französische Regierung hatte das als "inakzeptabel" kritisiert. Nachdem die USA laut Trump nun kein "Ego" mehr diesbezüglich haben und teilen wollen, dürften die Franzosen beruhigt sein.

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