Queen Elizabeth II. ist tot: Das Ende einer Epoche
Großbritannien ist in tiefer Trauer: Königin Elizabeth II., die 70 Jahre lang souverän ihr Königreich geführt hat, ist von dieser Welt gegangen. Sie starb 96-jährig auf ihrem schottischen Landsitz Balmoral.
Erstmals wurde es für Generationen, die nur sie als Oberhaupt des britischen Königshauses kannten, denkbar, dass sie sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen und den Thron an ihren Sohn Charles übergeben könnte, als im vergangenen Jahr ihr Ehemann Prinz Philip starb.
Sieben Jahrzehnte führte die Monarchin ihr Land. Sie war nur 25 Jahre alt, als ihre Regentschaft am 6. Februar 1952 begann. Ihre Krönung folgte am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey. Bereits 2015 hat sie den Regentschaftsrekord ihrer Ururgroßmutter Victoria eingestellt, seither ist sie die längstdienende britische Monarchin. Kein Wunder, dass seit Jahrzehnten Elizabeth II. gemeint ist, wenn von "der Queen" die Rede ist.
"Die Königin, Mama"
Eine Selbstverständlichkeit, die sie schon als als junge Frau verinnerlicht hatte: Ihre Mutter soll einst mit Elizabeth geschimpft haben: "Was denkst du, wer du bist?" Die Antwort der Tochter, höchst souverän: „Die Königin, Mama, die Königin.“
15 Premiers dienten ihr
Gleich 15 Premierminister haben unter ihr gedient – von Winston Churchill bis zur derzeitigen Amtsinhaberin Liz Truss. Es heißt, am schlechtesten habe sie sich mit Margaret Thatcher verstanden. Öffentliche Aussagen zur Politik vermied die Regentin bis zum Schluss, selbst als es um den Brexit ging, hielt sie sich zurück. Dass sie es lieber anders gesehen hätte, zeigte sie maximal mit der Wahl ihrer Kleidung: etwa ein EU-blaues Kostüm mit (Sternen-)gelbem Hut.
Krisen, Tragödien, Skandale
Elizabeth II. genoss vor allem im Spätherbst ihres langen, erfüllten Lebens enorm hohe Popularität. Sie strahlte Autorität aus, ohne auch tatsächlich Autorität ausüben zu können. Ihre Regentschaft und die britische Monarchie haben zahlreiche Krisen durchgemacht, Tragödien erlebt, Skandale überstanden.
21. April 1926: Elizabeth Alexandra Mary wird als ältestes Kind des späteren Königs George VI. in London geboren
20. November 1947: Kronprinzessin Elizabeth heiratet in der Londoner Westminster Abbey ihren Cousin dritten Grades, den Marineoffizier Philip Mountbatten
1948: Thronfolger Charles wird geboren. Tochter Anne (1950) und die Söhne Andrew (1960) und Edward (1964) folgen
6. Februar 1952: Elizabeth wird nach dem Tod ihres Vaters zur Königin ausgerufen
2. Juni 1953: Prunkvolle Krönung
29. Juli 1981: Charles heiratet Lady Diana Spencer. Sie bekommen zwei Söhne: William, 1982, und Harry, 1984. Die Ehe scheitert im Scheinwerfer der Öffentlichkeit
31. August 1997: Diana kommt 36-jährig, gehetzt von Fotografen, bei einem Autounfall in Paris ums Leben. Die Beliebtheitswerte der Queen gehen in den Keller
2002: Queen Mum und Elizabeths Schwester Margaret sterben
2005: Charles heiratet seine Jugendliebe Camilla Parker-Bowles
2011: Prinz William heiratet Kate Middleton, sie bekommen in Folge drei Kinder: George, Charlotte und Louis
2017: 65. Thronjubiläum der Queen
2018: Prinz Harry heiratet Meghan Markle, ihr Sohn Archie kommt 2019 auf die Welt
2019: Prinz Andrew legt nach schweren Missbrauchsvorwürfen seine Ämter zurück
2020: Prinz Harry verlässt mit Frau und Kind Großbritannien und bricht mit der Familie
2021: Tod von Prinz Philip
2022: 70-jähriges Thronjubiläum
1992 ging als "annus horribilis", als schreckliches Jahr der Königin, in die Geschichte ein: Nach dem Scheitern der Ehen von drei ihrer vier Kinder – Charles, Anne und Andrew –, einem Brand in Schloss Windsor und etlichen Skandalen räumte die Monarchin erstmals schwierige Zeiten für das Königshaus ein.
Das lange Schweigen nach Dianas Tod nach einem tragischem Autounfall in Paris am 31. August 1997 kostete die Queen vorübergehend weltweit viel an Sympathie. Ihre Monarchie geriet in eine tiefe Krise.
Nächste Generation
Spätestens mit der Hochzeit ihres Enkels William mit der Bürgerlichen Kate Middleton und der Geburt des jüngsten Thronfolgers George eroberten die Royals wieder ihren Platz in den meisten Herzen der Briten zurück.
Das eiserne Pflichtbewusstsein und der unermüdliche Einsatz der Königin, die sich privat vor allem für Pferde und Hunde interessierte und gerne wanderte, wurde allseits geschätzt. Und als die Queen bei Auftritten mehr lächelte und auch ihre humorvolle Seite zeigte, stieg ihre Beliebtheit weiter.
Tupperware-Fan
Über den königlichen Alltag hinter Palastmauern konnte meist nur geraten werden. Trotzdem ist das ein oder andere Detail doch bekannt: So war Königin Elizabeth II. ein großer Fan von Tupperware.
Auf dem königlichen Frühstückstisch zum Beispiel standen Cornflakes und Haferflocken in ebensolchen Plastikbehältern, wie ein als Dienstbote getarnter Reporter 2003 enthüllte. Tupperware ist zur Metapher für royale Sparsamkeit geworden: Sachen wegzuwerfen, das war der Queen und ihrem Mann – beide geprägt von der Zeit im und nach dem Zweiten Weltkrieg – verhasst.
Prinz Harrys Abschied
Bitter für beide war zuletzt Prinz Harrys Distanzierung von der königlichen Familie – auch wenn er und seine Ehefrau Meghan die Großeltern von ihrer massiven Kritik ausdrücklich ausgenommen haben. Vielleicht schweißt die gemeinsame Trauer um die Queen die Familie wieder zusammen. Es wäre ihr letzter Dienst an der Monarchie.