Politik/Ausland

Analyse: Nationalisten schüren religiöse Intoleranz in Ostasien

"Kein Platz für solche Barbarei in der Region": Auch Indiens Premier Narendra Modi war eine jener Prominenten, die die Anschläge in Sri Lanka sofort auf das Heftigste verurteilten.

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Im eigenen Land aber macht sich der Hindu-Nationalist wachsende religiöse Intoleranz und Aggression gegen Minderheiten politisch zunutze. Unter Modi, der Indien seit 2014 Indien regiert und sich bei den gerade laufenden Parlamentswahlen um eine Wiederwahl bewirbt, haben in vielen Regionen des Landes radikale hinduistische Bewegungen Oberwasser. Sie richten ihre Aktivitäten gegen die muslimische, aber auch die christliche Minderheit mit dem erklärten Ziel, deren Mitglieder entweder von ihrer Religion abzubringen, oder sie aus dem Land zu jagen.

Radikale Hindus

Vor allem vom westlichen Ausland unterstützte religiöse Einrichtungen sind im Visier, sieht man doch in ihnen Instrumente einer massenweisen Christianisierung. So wurden einzelne Einrichtungen verboten, andere in ihren Aktivitäten stark eingeschränkt. Immer wieder kommt es zu offener Gewalt gegen Christen durch radikale Hindus. Hilfe durch die Behörden wurde den Christen einfach verweigert.

Im muslimischen Nachbarland Bangladesch stützt sich die Regierung auf fundamentalistische Prediger, die offen zur Verfolgung von christlichen Minderheiten aufrufen. Noch gefährlicher ist die Situation für Christen in Pakistan. Der Fall der pakistanischen Christin Asia Bibi, der weltweit für Empörung sorgte, wirft ein Schlaglicht auf die zunehmend von islamischen Fundamentalisten bestimmte Atmosphäre. Verschärfte Gesetze gegen Gotteslästerung richten sich direkt gegen religiöse Minderheiten wie die Christen. Politiker, die für religiöse Toleranz eintreten, werden selbst öffentlich bedroht.

Erst Rohingya, jetzt Christen?

Aggression gegen religiöse Minderheiten wird als Instrument autoritärer Politik missbraucht. So etwa in Myanmar, wo die seit Langem diskriminierte muslimische Minderheit des Landes in jüngster Zeit Opfer gezielter Massenvertreibungen wurde. Eine halbe Million Menschen, Mitglieder der muslimischen Minderheit der Rohingya, wurden aus dem Land getrieben und strandeten in Flüchtlingslagern im benachbarten Bangladesch. Das Militär rechtfertigte die Vertreibungen als Operation gegen muslimische Terrorgruppen. Vertreter der christlichen Minderheit in Myanmar äußern offen Befürchtungen, als Nächste ins Visier radikaler Buddhisten zu geraten.

Auch in den muslimischen Ländern Ostasiens, die traditionell religiöse Toleranz pflegen, macht sich der wachsende Einfluss des islamischen Fundamentalismus bemerkbar. In vielen Regionen Indonesiens regieren Islamisten. Das islamische Recht der Scharia wird angewendet, was die Gewalt gegen Christen verschärft. Ähnliche Tendenzen gibt es im Nachbarland Malaysien.

Argument für die Intoleranz gegen Christen ist die vermeintliche Bedrohung durch christliche Missionierung. Für nationalistische Regierungen oft ein perfektes Feindbild, kann man doch gegen "neuen religiösen Kolonialismus" wettern.