Politik/Ausland/Nahost-Konflikt

Explosion in Beirut: Hisbollah-Kommandant "ausgeschaltet"

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben am Dienstag in Beirut einen gezielten Schlag gegen einen Hisbollah-Anführer ausgeführt, der für den Beschuss der Golanhöhen mit zwölf Toten am Wochenende verantwortlich sein soll. Nach jüngsten Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums starben bei dem israelischen Angriff in Beirut drei Menschen. Bei den Opfern handelt es sich demnach um zwei Minderjährige und eine Frau. 74 wurden laut Gesundheitsministerium verletzt, fünf von ihnen schwebten den Angaben zufolge in Lebensgefahr. Es werde noch immer nach Vermissten gesucht, teilte das Ministerium am Dienstagabend mit. Die Verletzten wurden in den Notaufnahmen umliegender Spitäler versorgt.
Laut der israelischen Armee wurde der Hisbollah-Kommandant dabei "ausgeschaltet".

Die Streitkräfte hätten einen gezielten Angriff auf den Mann durchgeführt, "der für die Ermordung der Kinder in Majdal Shams und die Tötung zahlreicher weiterer israelischer Zivilisten verantwortlich ist", hieß es in einer Erklärung.

Bei der Zielperson soll es sich um Fuad Schukr handeln. Er gilt als enger Berater von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und zählt zu den höchsten Militärkommandanten in der Bewegung. Er ist nach Angaben der US-Regierung Mitglied des höchsten militärischen Gremiums der Hisbollah. Seit 2017 wird er außerdem von US-Behörden wegen Verstrickungen in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut 1983 gesucht.

Reaktion des Libanon

Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib sagt, seine Regierung verurteile den israelischen Beschuss auf Beirut. Der Libanon wolle deshalb eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen einreichen. Bou Habib sagt zudem, er hoffe, dass eine Reaktion der bewaffneten libanesischen Hisbollah nicht zu einer Eskalation führen werde.

Drohnenangriff auf Kommandanten

Zuvor war nach Angaben eines Anrainers in der libanesischen Hauptstadt ein lauter Knall zu hören und eine Rauchwolke stieg auf. Laut Times of Israel sei der Hisbollah-Kommandant beim Angriff getötet worden und sein Körper befinde sich im örtlichen Krankenhaus, was auch die israelische Armee bestätigte. Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur meldete, ein israelischer Angriff habe das Gebiet im Viertel Haret Hreik der Hauptstadt getroffen.

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Israels Verteidigungsminister Joav Galant reagierte auf der Online-Plattform X und schrieb: "Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten." Bereits am Nachmittag war bei einem Raketenangriff auf den Norden Israels nach Angaben von Rettungskräften ein Zivilist getötet worden. Zuvor hatte es in Ortschaften an der Grenze zum Libanon Raketenalarm gegeben.

"Netanyahu wird den Preis dafür zahlen."

Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von einem "feindlichen Überfall", der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar zeigte Bilder von chaotischen Szenen. Mindestens vier Gebäude seien bei dem Angriff beschädigt worden. Wie im TV zu sehen war, riefen Menschen auf der Straße: "Gott segne Nasrallah." Andere riefen: "Netanyahu wird den Preis dafür zahlen." Augenzeugen berichtete, dass der Angriff auf ein achtstöckiges Gebäude zielte. Demnach sei das Obergeschoss getroffen worden.

Beirut ist seit Tagen in Sorge vor einem erwarteten israelischen Angriff als Vergeltung für einen Angriff auf das drusische Dorf Majdal Shams auf den israelisch besetzten Golanhöhen, bei dem zwölf Jugendliche getötet worden waren. Israel und die USA haben die vom Iran unterstützte Hisbollah dafür verantwortlich gemacht. Diese hat den Vorwurf zurückgewiesen.

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Unterstützung der USA

Angesichts der zugespitzten Lage zwischen Israel und der Hisbollah bekräftigte die US-Regierung unterdessen ihre Unterstützung für den israelischen Verbündeten und bemühte sich gleichzeitig um eine Deeskalation. Die Frage, ob Israel bei einem breiten Krieg mit der Hisbollah im Norden des Landes mit der Hilfe der Amerikaner rechnen könne, beantwortete US-Verteidigungsminister Lloyd Austin mit der Aussage, im Angriffsfall stehe man dem Partner bei.

Israel übernahm die Kontrolle über die Golanhöhen nach dem Krieg von 1967 mit Syrien und annektierte das Gebiet faktisch im Jahr 1981, was international mehrheitlich nicht anerkannt wurde. Die meisten der über 20.000 Drusen auf den Golanhöhen haben sich danach entschieden, die israelische Staatsbürgerschaft nicht anzunehmen und die syrische zu behalten, sie haben in Israel ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht.

Kurz zusammengefasst:

  • Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben am Dienstag in Beirut einen gezielten Schlag gegen einen Hisbollah-Anführer ausgeführt, der für den Beschuss der Golanhöhen mit zwölf Toten am Wochenende verantwortlich sein soll.
  • Bei Explosionen wurden drei Personen getötet sowie 74 Personen verletzt
  • Aus dem Umfeld libanesischer Sicherheitskräfte hieß es, das Schicksal des Kommandanten sei noch unklar. Die US-Regierung bekräftigte unterdessen ihre Unterstützung für den israelischen Verbündeten und bemühte sich gleichzeitig um eine Deeskalation.