Besuch bei Trump: Was Kurz im Oval Office erwartet
Nach gut 13 Jahren ist es wieder soweit: Nach Wolfgang Schüssel hat heute Bundeskanzler Sebastian Kurz die Ehre, Gast im Weißen Haus zu sein. Die diplomatische Leistung auf beiden Seiten des Atlantiks, damit es überhaupt dazu kommt, ist nicht zu unterschätzen.
„Ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump ist wohl das Meeting in der Welt, das am schwierigsten zu bekommen ist“, sagt ein in Europa stationierter US-Diplomat gegenüber dem KURIER. „Es ist eine gewisse Auszeichnung für Österreich.“
Und wie kam es dazu? Zum einen haben die Österreicher in Diplomatie und Bundeskanzleramt über Monate fleißig und hartnäckig daran gearbeitet, bis mögliche Termine abgeglichen und Themen besprochen wurden. Im Ping-Pong ging das zwischen Wien und Washington hin und her.
Prominente Kurz-Fans
Zum anderen hatten die Österreicher gleich zwei US-Botschafter auf ihrer Seite, die sich ebenfalls für ein Treffen von Kanzler Kurz mit Präsident Trump stark machten: Trevor Traina in Wien und Richard Grenell in Berlin; beide erklärte Fans des jungen Kanzlers, der in den USA als Shootingstar in der EU gesehen wird.
„Ich denke, Sebastian Kurz ist ein Rockstar. Ich bin großer Fan“, hatte sich Richard Grenell schon im Vorjahr gegenüber dem ultrarechten US-Portal Breitbart deklariert. Und weiter: Es gebe keinen Zweifel daran, dass die Konservativen in Europa auf dem Vormarsch seien, „und das ist eine spannende Zeit für mich“. Als Botschafter in Deutschland wollte er mit und zu Ehren von Sebastian Kurz sogar ein Mittagessen in seiner Berliner Residenz mit hochrangigen Gästen veranstalten. Das ließ die Wogen in Deutschland derart hochgehen, dass der Termin schließlich abgesagt wurde. Dafür setzte sich Grenell offenbar umso intensiver für ein direktes Zusammentreffen von Kurz mit Trump ein.
Neugieriger Trump
Dass Kurz nun im Oval Office empfangen wird, liege auch an Donald Trump selbst, erzählen europäische Diplomaten. Es sei bekannt, dass er den 40 Jahre jüngeren, erfolgreichen Politiker aus Österreich schätzt, der sich auch gegen Migrationsströme stellt. Stichwort: Schließung der Balkanroute. Der Multimilliardär sei neugierig auf den dynamischen Politiker, der wie er selbst „auch alles umdreht“, formulierte es die frühere Botschafterin in Österreich, Helene von Damm. Trump interessiere sich für Ideen „junger Leute, die unverbraucht sind“.
Welche Themen Trump im 15 bis 20-minütigen Vier-Augen-Gespräch mit Kurz anspricht, bleibt – allen Themenabsprachen im Vorfeld zum Trotz – offen. Oder wie Kurz vor seinem Abflug feststellte: „Auf ein Gespräch mit Donald Trump kann man sich nicht wirklich vorbereiten.“
Im Fokus des Österreichers steht die Abwendung des drohenden Handelskrieges zwischen der EU und den USA. Kurz stimmte sich dabei mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ab. Für Österreich steht einiges auf dem Spiel, sind doch die USA zweitwichtigster Handelspartner der heimischen Wirtschaft. Kurz stellte sich aber auch darauf ein, dass die Rücknahme von österreichischen IS-Kämpfern aus Syrien eine Rolle spielt.
Insgesamt sind 60 Minuten im Weißen Haus veranschlagt – nach dem Vier-Augen-Gespräch stoßen die Delegationen dazu. Auf US-Seite sind das Außenminister Mike Pompeo, den Kurz bereits am Dienstag traf (mehr dazu hier), Energieminister Rick Perry, der nationale Sicherheitsberater John Bolton und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner. Mit Letzterem kann Kurz dann beim privaten Abendessen in dessen Villa noch nachsetzen.
Terminplan
- Am Mittwoch wird es am frühen Nachmittag spannend. Ab 13.45 Uhr Ortszeit (19.45 Uhr MEZ) soll Kurz im Weißen Haus eintreffen. Geplant ist ein kurzes Vier-Augen-Gespräch mit dem mächtigsten Mann der Welt.
- Mittwochabend um 20 Uhr Ortszeit (Donnerstagnacht MEZ) wird der Bundeskanzler dann zum Dinner im Haus von Ivanka Trump und Jared Kushnererwartet.
- Am Donnerstag steht dann noch ein Treffen mit Währungsfonds-Chefin Christine LaGarde und Weltbank-Präsidentin Kristalina Georgieva an.
- Freitagfrüh geht es zurück nach Wien.