Politik/Ausland

Kroatien: Gedenktag für Opfer von Vukovar in nationalistischen Tönen

In der kroatischen Stadt Vukovar ist der diesjährige Gedenktag für die Opfer, die 1991 bei der mehrmonatigen Belagerung durch die jugoslawische Armee (JNA) und serbische Milizen getötet worden waren, stark von nationalistischen Tönen geprägt. Zehntausende Menschen, darunter die gesamte Staatsspitze, nahmen am Samstag am alljährlichen Gedenkzug teil, der laut Medien heuer von zahlreichen Fahnen mit dem umstrittenen Gruß der faschistischen Ustascha begleitet wurde.

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Der Slogan "Za dom - spremni" (Für die Heimat - bereit), der Berichten zufolge am Samstag auf den Straßen von Vukovar auch immer wieder gerufen wurde, befindet sich im Emblem der rechten Paramilitärgruppe HOS aus dem Kroatien-Krieg. Diese bekam heuer eine sichtbare Rolle bei der Gedenkfeier. 

Der Bürgermeister von Vukovar und Vorsitzende der rechtspopulistischen Heimatbewegung (Domovinski pokret), Ivan Penava, ließ die HOS-Mitglieder den Gedenkmarsch anführen, mit der Begründung, dass auch sie für die Befreiung der Stadt gekämpft hatten. Schon Wochen zuvor sorgte er für Aufregung mit dem offiziellen Plakat der Veranstaltung, auf dem neben der Aufschrift HOS auch der Buchstabe "U" hervorgehoben war, was als Anspielung auf die Ustascha gedeutet wurde.

Penava wurde mit Blick auf die Parlamentswahl im nächsten Jahr von allen Seiten kritisiert, die Gedenkveranstaltung und die Opfer von Vukovar für politische Zwecke auszunützen. Premier Andrej Plenković warf ihm vor, die wichtigsten Tage der kroatischen Geschichte zu missbrauchen. Am Samstag betonte der Regierungschef in Vukovar, dass die Stadt ein Ort der Einheit und nicht der Spaltung sein müsse. In Vukovar war am Samstag neben den Premier auch Staatspräsident Zoran Milanović und Parlamentspräsident Gordan Jandroković.

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Ferngeblieben ist heuer aber die mitregierende serbische Minderheitspartei SDSS. Die Vertreter der kroatischen Serben hatten in vergangenen Jahren der serbischen und kroatischen Opfer gedacht, indem sie einen Tag vor der offiziellen Gedenkfeier Kränze in die Donau warfen. Heuer wurde ihnen mitgeteilt, dass sie nicht willkommen seien, die Heimatbewegung drohte sogar, sie mit einer Menschenkette daran zu hindern. Anja Šimpraga, Vize-Regierungschefin von der SDSS, erklärte, dass sie nicht aus Angst ferngeblieben seien, sondern weil sie nicht wollen, dass ihr Gedenken an alle Opfer der Tragödie von Vukovar ein Grund für physische Auseinandersetzungen werde.

Der Bürgermeister von Vukovar betonnte unterdessen, dass jeder, der der Opfer der großserbischen Aggression gegen Kroatien gedenken möchte, beim Gedenkzug in Vukovar willkommen sei. Er begrüßte es, dass die serbische Minderheitspartei zugehört habe. "Es ist besser, dass sie von Vukovar fernbleiben, sie sind Provokateure", sagte Penava laut Medienberichten.

Vukovar auch "Heldenstadt" genannt

Vukovar, auch "Heldenstadt" genannt, hat einen wichtigen Platz in der kroatischen Geschichte und eine große emotionale Bedeutung für die Bevölkerung. Am 18. November 1991 war die Stadt nach 87 Tagen Belagerung gefallen. Seit 2020 wird dieser Tag als "Gedenktag für die Opfer des Heimatkrieges und die Opfer von Vukovar und Škabrnja" als Staatsfeiertag begangen. Die Stadt an der Grenze zu Serbien wurde nach dem Fall dem Erdboden gleichgemacht, 22.000 nicht-serbische Bewohner wurden vertrieben, rund 7.000 Gefangene in Lager nach Serbien gebracht. Laut kroatischen Quellen wurden während der Belagerung rund 2.700 kroatische Soldaten und Zivilisten getötet, noch heute gelten mehr als 380 Stadtbewohner als vermisst.