Politik/Ausland

Johnsons Abschied von der Downing Street: "Hasta la vista, Baby"

"Hasta la vista, Baby."

Mit dem berühmten Spruch von Arnold Schwarzeneggers Terminator verabschiedete sich der skandalumwitterte Boris Johnson in seinem letzten Parlamentsauftritt als britischer Premier gewohnt hemdsärmelig.

In der Fragestunde am Mittwoch versuchte er nach drei Jahren als Premier, noch einmal an seine populistischen Höhenflüge und seiner Meinung nach "größten Hits", so die BBC, zu erinnern – von Brexit und Covid bis zur Ukraine. "Wir haben unsere nationale Unabhängigkeit wiederhergestellt. Ich habe geholfen, dieses Land durch eine Pandemie zu führen und ein anderes Land vor der Barbarei zu retten."

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Letztes Hurra

Sein Fazit: "Auftrag, weitgehend, erfüllt." Auf Druck diverser Minister und Kollegen in der konservativen Tory-Party hatte der 58-Jährige vor zwei Wochen seinen Rücktritt angekündigt. Sein letztes Hurra, vor der parlamentarischen Sommerpause und der Bekanntgabe am 5. September, wer ihn als Parteichef und Premier beerbt, bejubelte seine Fraktion allerdings mit einer Standing Ovation. Das ist bei Abschiedsvorstellungen, auch von abgesägten Chefs, nämlich Tradition.

Keir Starmer, Chef der oppositionellen Labour-Partei, attackierte Johnson hingegen am Mittwoch ein letztes Mal direkt. "Ich werde die Selbsttäuschung vermissen", meinte er. Danach galt alle Aufmerksamkeit dem letzten Wahl-Durchgang in der Tory-Fraktion zur Nachfolge Johnsons, wo am Mittwochnachmittag ein Fotofinish um Rang zwei erwartet wurde.

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Außenministerin Liz Truss hatte am Dienstag die Unterstützung von 86 Abgeordneten erreicht. Sie legte damit deutlicher zu als ihre Konkurrenten, lag aber weiterhin hinter dem führenden Ex-Finanzminister Rishi Sunak (118) und Handelsstaatssekretärin Penny Mordaunt (92).

Neue Thatcher

Allerdings wurde erwartet, dass sich die als neue Margaret Thatcher präsentierende Truss die meisten der 59 Stimmen für die Abgeordnete Kemi Badenoch sichern würde, mit der sie um die Gunst des rechten Parteiflügels gerungen hatte. Der wahrscheinliche Fraktionssieger Sunak würde laut einer YouGov-Umfrage derzeit in der Stichwahl zwischen den zwei Top-Bewerbern unter Tory-Parteimitgliedern aber beiden Frauen unterliegen. Laut aggregierter Quoten sprechen Buchmacher Truss eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 52 Prozent zu.

Die beiden letzten Tory-Gladiatoren sollen in den kommenden Wochen bei der Parteibasis vorsprechen, die per Briefwahl über den Sieger entscheidet. Klar ist schon, dass Großbritannien entweder seine dritte Premierministerin bekommt oder, weil Sunak indische Eltern hat, seinen ersten nicht-weißen Regierungschef.