Politik/Ausland

Johnson-Nachfolge: Sunak und Truss gehen in Stichwahl

Im Rennen um die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson gibt es nur noch zwei Finalisten. Ex-Finanzminister Rishi Sunak und Außenministerin Liz Truss erhielten bei der jüngsten Abstimmung der konservativen Abgeordneten am Mittwoch genügend Stimmen, um in die Endrunde einzuziehen. Die wenigsten Stimmen bekam Handelsstaatsekretärin Penny Mordaunt, die damit aus dem Wettbewerb ausschied. Für Sunak votierten 137 Abgeordnete, für Truss 113 und für Mordaunt 105.

Für Sunak stimmten in allen Abstimmungsrunden in der Fraktion die größte Zahl an Abgeordneten. Allerdings ist der 42-Jährige, der auch die Mitte der Partei anspricht, intern umstritten. Vor allem der rechtskonservative Flügel um Truss wirft Sunak vor, für die größten Steuererhöhungen der vergangenen Jahrzehnte verantwortlich zu sein.

Der amtierende Premier Johnson gilt ebenfalls als Gegner: Sein Umfeld beschuldigt den früheren Schatzkanzler, den Regierungschef verraten zu haben, indem er mit seinem Rückzug den Sturz Johnsons eingeleitet habe. Das weist Sunak zurück. Schlechte Nachrichten brachte ihm zudem das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov unter Tory-Parteimitgliedern am Dienstag. Demnach dürfte er bei der Stichwahl unterliegen.

Favoritin

Außenministerin Truss galt von Beginn als eine der Favoritinnen. Allerdings landete sie in den ersten Wahlrunden stets auf Platz drei hinter der früheren Entwicklungshilfe- und Verteidigungsministerin Mordaunt, die lange als Liebling der Parteibasis galt. Sie hatte sich als vehemente Verfechterin des Brexits einen Namen gemacht und erhält viel Zustimmung von der Parteibasis. Dennoch war Mordaunt den Tories am rechten Rand ein Dorn im Auge, die ihr zu liberale Ansichten in Genderfragen und mangelnde Kabinettserfahrung vorwerfen.

Als einzige verbliebene Vertreterin des rechten Flügels konnte die 46-jährige Truss aber offenbar viele Abgeordnete überzeugen, die bisher für die ebenfalls rechtskonservative Ex-Staatssekretärin Kemi Badenoch gestimmt hatten.

Briefwahl

Nach dem 21. Juli sollen dann die 200.000 Mitglieder der Partei per Briefwahl zwischen Sunak und Truss als zukünftigen Vorsitzenden entscheiden. Das Ergebnis wird am 5. September bekanntgegeben. Der Nachfolger Johnsons als Vorsitzender der Partei steht automatisch an der Spitze der Regierung, da die Tories die größte Partei im Unterhaus sind. Anfang der kommenden Woche will die BBC ein TV-Duell der beiden letzten Kandidaten übertragen, zu dem sich die Bewerber schon bereit erklärt haben.

Johnson hatte sich auch nach mehreren Verfehlungen nicht zu einem Rücktritt durchringen können. Erst nach dem Abgang zahlreicher Mitarbeiter aus Protest gegen Johnsons Vorgehen hatte er sein Ausscheiden angekündigt. Er will aber im Amt bleiben, bis die Nachfolge geklärt ist.