Politik/Ausland

Seltener Auftritt von Iran-Führer Khamenei: "Müssen unserem Feind geeint entgegentreten"

„Zionisten, die Armee Mohammeds kommt!“, skandierten Abertausende Iraner zum Freitagsgebet in Teheran. Drohnenbilder zeigten eine gewaltige Menge an Menschen, die aus dem ganzen Land in Bussen zur Großen Imam Khomeini Moschee gefahren worden waren – und auf den ersten öffentlichen Auftritt bei einer Freitagspredigt Ayatollah Ali Khameneis warteten. Das letzte Mal war er 2020 aufgetreten, nachdem der General der Revolutionsgarden, Qassem Soleimani getötet worden war.

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Die gesamte iranische Führung war anwesend – von Generalen über Minister bis hin zur hohen schiitischen Geistlichkeit. Wohl eine Botschaft an Israels Premier Benjamin Netanjahu, der vor einer Woche vor den Vereinten Nationen gesagt hatte: „Es gibt keinen Ort, an dem ihr euch verstecken könnt. Der lange Arm Israels wird euch finden“. 

"Ärmel hochkrempeln"

Viele Teilnehmer schwenkten Hisbollah-Flaggen, weinten während des Gebets – vor sechs Tagen töteten die israelischen Luftstreitkräfte Hassan Nasrallah, den Kopf der Terrororganisation. Als Khamenei das Wort ergriff, skandierte die Menge einmal mehr. 

„Unsere Feinde wollen die Muslime spalten. Sie sind dieselben Feinde für Ägypter, Palästinenser, Libanesen, Iraker, Syrer. Gewinnen sie in einem Land, holen sie das nächste“, sagte Khamenei und forderte „die muslimische Welt“ auf, „die Ärmel hochzukrempeln“. „Von Afghanistan bis Gaza müssen wir unserem Feind geeint und selbstbewusst entgegentreten“, sagte er unter frenetischem Jubel seiner Anhänger, mahnte dabei zur "Besonnenheit".

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Dass der Iran selbst in gefährliche Spannungen etwa mit den Taliban verwickelt ist, verschwieg Khamenei. Weiter behauptete er, die Palästinenser hätten das Recht auf Selbstverteidigung, weswegen das Hamas-Massaker vom 7. Oktober ein „legitimer Akt des Widerstands“ gewesen sei. Ebenso wie der iranische Angriff auf Israel mit 180 ballistischen Raketen am vergangenen Dienstag.

Abraham-Abkommen

Den zweiten Teil seiner Rede sprach er arabisch – wohl um seinem Appell an die „Geschlossenheit aller Muslime“ stärkeren Nachdruck zu verleihen. Seit Jahren herrscht zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran eine harte Konkurrenz. Während Saudi-Arabien nach Ende des Krieges mit hoher Wahrscheinlichkeit im Rahmen der Abraham-Abkommen einen Friedensvertrag unterzeichnen wird, bleibt der Iran der Erzfeind Israels.

Ebenso wie die Hisbollah. Hassan Nasrallahs Nachfolger dürfte Hashem Saffedine werden. Er ist ein Cousin Nasrallahs, sein Sohn ist der Schwiegersohn von General Soleimani, er verfügt also ebenso über eine starke Bindung zum Iran. Nasrallah galt der zweite Teil der Khamenei-Rede: Er sei ein „überall beliebter Held“, die „redegewandte Zunge der Menschen in der Region“, das „Juwel der Krone des Libanon“ gewesen. 

Währenddessen flogen die israelischen Luftstreitkräfte neue Angriffe im Libanon. Und noch immer ist nicht klar, wie die Antwort Israels auf den iranischen Raketenangriff vom Dienstag aussehen wird. Klar ist nur, dass es eine geben wird.