Politik/Ausland

Hartes Ringen auf dem Welt-Naturgipfel, der heute endet

„Man soll keine kleinen Entscheidungen treffen, sondern das Maximum tun. Lassen Sie uns das ehrgeizigste Abkommen zusammenbringen, das möglich ist. Die Welt braucht es.“ Das twitterte der französische Präsident Emmanuel Macron vom fernen Paris in die kanadische Metropole Montreal. Dort ging die UN-Artenschutzkonferenz am Wochenende ins Finale. Heute, Montag, endet sie – ob mit einem Deal oder nicht, war am Sonntag noch offen.

Ursprünglich hatten die Vertreter von mehr als 190 Nationen 22 Ziele formulieren, mit denen bis 2030 das Artensterben und die ungebremste Zerstörung von Lebensräumen gestoppt und die Natur auf einen Pfad der Erholung gebracht werden soll. Ein zentrales Ziel: Ein Drittel der Erdoberfläche soll in Naturschutzgebiete umgewandelt werden. Ein weiteres Ziel war, das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten bis 2030 zu halbieren. Doch im zuletzt aktuellen Entwurf dazu war bloß noch von 20 Prozent die Rede – und selbst diese Zahl war sehr umstritten.

Wie so oft spießte es sich auch am lieben Geld, sprich an der Finanzierung des Natur- und damit Artenschutzes in den so genannten Entwicklungsländern. Dort befinden sich die artenreichsten Gebietes unseres Planeten, weshalb die Biodiversität dort besonders zu schützen ist. Die Entwicklungsländer fordern dafür von den reichen Staaten einen Fonds in der Höhe von 100 Milliarden US-Dollar – diese Summe wurde ihnen auch beim Klimaschutz in Aussicht gestellt. Bis zum Wochenende legten die Geber aber bloß zehn Milliarden auf den Tisch, als möglich erachtet wurde eine Nachbesserung auf 30 bis 35 Milliarden.

Auch bei der Verringerung des Pestizidverbrauches hakte es. Die EU-Mitglieder beharren auf einer Reduktion um 50 Prozent, was etwa in Indonesien und Indien auf Kritik stieß. Deren Argument: Das gefährde die Lebensmittelversorgung. Doch EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius blieb dabei: „Wer ein Boot vor dem Untergang bewahren will, muss alle Löcher stopfen.“

„Paris-Moment“

Zuletzt hatte sich eine „High Ambition Coalition for Nature“ für ein robustes Abkommen starkgemacht, der 116 Staaten angehören, darunter auch Österreich. Umweltministerin Leonore Gewessler, die die Bundesregierung vertritt: „Jetzt geht es darum, entschlossen zu verhandeln – und ein gutes Ergebnis festzuzurren.“ Oder wie es ihr kanadischer Amtskollege Steven Guilbeault in Anspielung auf die wegweisende Klimakonferenz in Paris (2015) formulierte: „Geben wir der Natur einen Paris-Moment.“