Politik/Ausland

Gefängnis oder eigene Partei? Trumps neues Leben

Sich selbst begnadigt hat Donald Trump am Ende nicht. Dutzende andere Menschen kamen an seinem letzten Arbeitstag als US-Präsident aber in den Genuss eines Straferlasses. Der prominenteste ist Trumps Ex-Chefstratege Steve Bannon. Dem Gründer der ultra-konservativen Website „Breitbart News“ wird im Zusammenhang mit dem Bau der Grenzmauer zu Mexiko vorgeworfen, Spendengelder abgezweigt zu haben.

Ab nach Florida

Die Teilnahme an Bidens Vereidigung verwehrte der nunmehrige Ex-Präsident bekanntlich – anders als sein Vize Mike Pence. Er verließ Washington Mittwochvormittag mit seiner Frau Melania an Bord des Hubschraubers „Marine One“. Nach einer Abschiedszeremonie auf einem Militärflughafen flogen die beiden in ihr Luxus-Anwesen nach Florida.

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Auch wenn der Bundesstaat ein beliebtes Altersdomizil für begüterte US-Bürger ist – wirklich ruhig dürfte Trump es dort nicht haben. Da auch seine Immunität vor Strafverfolgung gestern endete, könnten ihm bald Anklagen ins Haus flattern.

Dem früheren Immobilientycoon hängen mehr als ein Dutzend Ermittlungen und Zivilklagen an, etwa wegen dubioser Geschäftspraktiken, möglicher Steuervergehen und Vergewaltigungsvorwürfen. Ein Verfahren könnte ihm auch wegen der Erstürmung des Kapitols am 6. Jänner drohen, immerhin hatte Trump in einer Rede indirekt dazu aufgerufen. Ungeklärt ist auch, ob Trump vor der Wahl 2016 mit dem russischen Geheimdienst kooperiert hat.

Impeachment

Und da ist auch noch das laufende, mittlerweile zweite Amtsenthebungsverfahren gegen den 74-Jährigen, diesmal wegen des Sturms auf das Kapitol. Stimmt eine Mehrheit im Kongress für ein Impeachment, dürfte Trump nie wieder für das Präsidentenamt kandidieren.

Auch geschäftlich wird es eng für den Unternehmer: Die Marke „Trump“ wurde durch den Mob im Kapitol laut Experten erheblich geschädigt, zahlreiche Geschäftspartner haben sich abgewendet.

Dass Trump seine Tage künftig mangels Twitter-Accounts nur noch mit Golfen verbringt, ist allerdings unwahrscheinlich. Der frühere Reality-TV-Star, der wegen seiner unhaltbaren Wahlbetrugsvorwürfe zuletzt auch vom konservativen Sender Fox News im Stich gelassen wurde, könnte ein eigenes TV-Netzwerk aufbauen. Das glaub zumindest sein Biograf Michael D’Antonio.

Das Wall Street Journal berichtete gar, Trump erwäge, eine eigene Partei, genannt „Patriot Party“ (Patriotenpartei) zu gründen. Er habe in den vergangenen Tagen mit Vertrauten über das Thema gesprochen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Insider.

Auf seine derzeitige Partei, die Republikaner, kann sich Trump nicht mehr verlassen. Nach dem Sturm auf das Kapitol  haben sich mächtige Parteigranden endgültig von ihm abgewendet. An der Basis hat Trump allerdings immer noch viele Anhänger. 

Eine neue Partei auf die Beine zu stellen, wäre für Trump mit enormem Einsatz verbunden, sowohl persönlich als auch finanziell.

Dazu kommt, dass es kleinere Parteien im von Republikanern und Demokraten dominierten US-Politsystem äußerst schwer haben. Größere Wahlerfolge auf Bundesebene sind auch durch das in fast allen US-Staaten geltende „Winner takes it all“-System unwahrscheinlich.  

Aber Trump ist bekanntlich für Überraschungen gut. 

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